Die oberösterreichische Messerindustrie

103 aufnahmefähig. Große südamerikanische Länder, die als gute Absatzgebiete in Erscheinung treten könnten, verhin- dern den Import österreichischer Messerwaren durch restriktive Maßnahmen. In den Ländern des Fer- nen Ostens, soweit sie überhaupt, wie schon ausgeführt, für die Aufnahme österreichischer Messer- waren in Betracht kommen, ist mit der außerordentlich billigen japanischen Konkurrenz zurechnen, die großteils so billig verkauft, dass trotz rationeller und mechanisierter Produktion die Erzeugungs- kosten der österreichischem Messerindustrie weit unterboten werden. In den Staaten, die der britischen Völkerfamilie angehören, wird die leistungsfähige englische Mes- serindustrie in Sheffield häufig durch Präferenzzölle geschützt, die der österreichischen Messerindust- rie wenig Erfolgschancen lassen. Die USA bieten interessante Exportmöglichkeiten für die heimische Schneidwarenindustrie, die auch weitgehend genützt werden. Trotz des relativ hohen Einfuhrzolles und der starken amerikani- schen Schneidwarenindustrie bemühen sich österreichische, japanische, deutsche, englische, franzö- sische, dänische und schwedische Messerfabriken, in den USA Fuß zu fassen . 1 Voraussetzung für den Export in die Vereinigten Staaten von Amerika ist, dass die Erzeugnisse ganz dem Geschmack und den Wünschen der amerikanischen Käuferkreise angepasst werden oder dass es sich um originelle Neuheiten handelt. C. Das Verhältnis: Messer- zur Besteckindustrie: Die 3 österreichischen Messerfabriken Hack-Werke Kommanditgesellschaft Messer- u. Stahlwarenfabrik, Steyr, OÖ. Neuzeug-Hammer Ambosswerk Malzacher Kommanditgesellschaft, Neuzeug b. Steyr. Franz Pils u. Sohne Messer-u. Stahlwarenfabrik, Steinbach a. d. Steyr. stellen neben ihren Haupterzeugnissen "Messerwaren" auch komplette Bestecke her. 2 Es ergibt sich daher das eigenartige Verhältnis, dass diese 3 Messerfabriken einerseits als Vorlieferanten der 3 ös- terreichischen Besteckfabriken Berndorfer Metallwarenfabrik Arthur Krupp Aktiengesellschaft Berndorf, NÖ. Joh. Collini Bestecke- u. Tafelgerätefabrik Hohenems, Vorarlberg. Schütz u. Patry Blech- und Metallwarenfabrik, Wien IV, Argentinierstr. 20. fungieren — diese 3 Fabriken, die nur Blechwaren herstellen, benötigen unbedingt zur Ergänzung der- selben die nur von Messerfabriken erzeugten geschmiedeten Messerklingen und Massivmesser — an- dererseits aber als Konkurrenten derselben auftreten, da sie selbst neben den Messerwaren auch Blechwaren, also komplette Bestecke, erzeugen. Diese Sonderheit ist in der Eigenartigkeit der Erzeugung von Messern und Klingen begründet und keinesfalls auf die österreichischen Gegebenheiten beschränkt. So hat zum Beispiel die Württembergische Metallwarenfabrik in Deutschland, eines der größten Unternehmen auf dem Gebiet der Besteckwarenerzeugung in Europa, bis heute hoch nie eine Klinge oder ein Messer erzeugt, sondern diese Artikel immer wieder in anderen Werken angekauft . 3 D. Produktionsverhältnisse und Beschäftigten zahlen in der österreichischen Besteckwarenerzeugung : Im Zuge des Wiederaufbaues der österreichischen Wirtschaft fand eine bedeutende Erweiterung der Besteckwarenproduktion statt, wobei allerdings betont werden muss, dass durch die Ereignisse des Jahres 1945 die Berndorfer Metallwarenfabrik Arthur Krupp A.G. von der russischen Besatzungs- macht als deutsches Eigentum beschlagnahmt wurde. Mit Hilfe von Altmaschinen nahm man dort eine behelfsmäßige Besteckwarenerzeugung auf, die jedoch in keiner Weise die österreichischen Marktverhältnisse beeinflusste, sondern in Ländern des 1 Laut mündlicher Mitteilung, Hr. Prokurist Karl Fädler, Steyr, Hack-Werke. 2 Laut mündlicher Mitteilung, Hr. Prokurist Karl Fädler, Steyr, Hack-Werke. 3 Laut mündlicher Mitteilung, Hr. Dir. Dr. Fritz Flach, Neuzeughammer-Ambosswerk.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2