Die oberösterreichische Messerindustrie

97 Werke, auch der bekannten Messerfabrik Winternitz. Lediglich 2 Unternehmungen überständen heil die Krisenjahre in Steyr (außer den Steyr-Werken natürlich): die "Draht- u. Nägelfabrik Franz Werndl" in Unterhimmel und die Messerfabrik Hack. b.) Die Auswirkung der großen Krise auf die österreichische Messerindustrie. 1. Ausgangsposition: Die Lage, in der sich die österreichische Schneidwarenerzeugung vor Eintritt der absoluten Ge- schäftslosigkeit befand, muss zumindest als höchst labil bezeichnet werden. In den Jahren 1925 sowie in der zweiten Hälfte 1926 und 1927 war die Geschäftslage trostlos. Einige Messerfabriken mussten schon damals den Betrieb einstellen, ihre oft bedeutenden Lagervorräte wur- den entweder weit unter dem Erzeugungspreis auf den Markt geworfen oder zwangsweise versteigert. Schätzungsweise belief sich der Wert dieser Bestände auf etwa S. 150.000.—. Die Abnehmer der Fabriken waren daher auf längere Zeit durch diese Gelegenheitskäufe versorgt. Dieser Umstand verur- sachte bei den übrigen Firmen einen Verlust des Umsatzes in Hinblick auf die Menge und untergrub naturgemäß jede Grundlage einer kaufmännischen Preiserstellung. Die Preise wurden derart herabge- drückt, dass die noch arbeitenden Werke, nur um den Betrieb weiter aufrecht erhalten zu können, mit Verlust verkaufen mussten. Der Preisrückgang betrug vom Jahre 1925 bis 1928 ungefähr 15 % und mehr. Inzwischen stiegen aber die Löhne, die Preise der Rohstoffe sowie die sozialen Lasten. Erst Ende 1927 trat eine Beruhigung in der Preisbildung ein, doch bewegten sich die Preise weiterhin an den untersten Grenze der Bestand- möglichkeit. In der Ausfuhr wurden die Preise nicht so sehr durch diese auf den Inlandsmarkt wirkenden Um- stände beeinflusst, als durch die in den verschiedenen Ländern herrschenden Arbeitsbedingungen. Die längere Arbeitszeit in Deutschland, die Entwertung des französischen Franken drängten die österrei- chischen Messerwaren vom Weltmarkt zurück. Eine Besserung in diesen Verhältnissen konnte erst die Verkürzung der Arbeitszeit in Deutschland und die Festigung der französischen Währung bringen. Mit Rücksicht auf solche Gegebenheiten konnten sich österreichische Kreditinstitute nur äußerst schwer entschließen die notwendigen Gelder für Investitionszwecke vorzuschießen, wobei der Zinsfuß mit etwa 11 bis 12 % eine Belastung mit sich brachte, die bei dem an und für sich geringen Ertrag der Betriebe den Reingewinn aufzehrte. Die Belastung der Industrie mit Steuern, Abgaben und sozialen Lasten war derart hoch, dass auch die modernsten Einrichtungen der Fabriken, die sparsamste Wirtschaft in den Betriebsführungen und Anspannung aller Kräfte der Betriebsinhaber einen angemessenen Erfolg kaum verbürgen konnte. Es wurde gerade soviel erwirtschaftet, was notwendig war, um den Betrieb notdürftig aufrecht zu halten und dem Zinsendienst für Leihgelder nachzukommen, von einer Rückzahlung oder einem Gewinn konnte keine Rede sein. Die Abgaben an die Gemeinde, die sozialen Lasten, die im ungleichen Verhältnisse mit den Umsät- zen stiegen, die ständige Erhöhung der Beiträge zu den Krankenkassen und zur Arbeitslosenversiche- rung zeitigten die entsprechenden Folgen. Schwer belastet wurde die Industrie auch durch die den Betrieben von den verschiedenen Ämtern und Behörden aufgezwungene Verwaltungsarbeit, von welcher in den Unternehmungen ein Teil des Personals vollkommen in Anspruch genommen ward . 1 Diese Umstände spielten in der Berechnung der Eigenkosten und Spesen eine nicht unbedeutende Rolle. Insbesondere bei den Mittelbetrieben wurde weiters der Umstand als besonders schwer emp- funden, dass man sich selbst mit juridischen Vorstudien in der verworrenen Steuergesetzgebung der damaligen Zeit nur äußerst schwer zurechtfinden konnte. Die für unseren Industriezweig bestehende Warenumsatzsteuer, von 5.05 % war wesentlich zu hoch, hiedurch trat eine wesentliche Verteuerung der Messerwaren ein. Immerhin konnte im Jahre 1928 der Export gegenüber den vorherigen Jahren gesteigert werden. 1 Kammer für Gewerbe, Handel und Industrie in Linz: "Das Wirtschaftsjahr 1928 in Oberösterreich" und "Das Wirtschaftsjahr 1931 in Oberösterreich", S. 51 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2