Die oberösterreichische Messerindustrie

94 Schneidwarenbranche. 1 6.) Alle anderen Betriebe: die die Erzeugung von Messern als Fabriksbetriebe durchführten, fielen der schweren wirtschaftli- chen Depression zum Opfer. d.) Das Aufkommen des rostfreien Stahls, Messerfabriken werden zu Besteckfabriken. Die Entwicklung der Stahlfertigung trug eine neue Aufgabe an die österreichische Messerindustrie heran: Schneidwaren aus rostfreiem Stahl herzustellen. Zuerst brachte die Firma Fried. Krupp A.G. in Essen einen Stahl mit Nickel- und Chromzusätzen heraus. Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1921 wurden die ersten daraus gefertigten Tafelbestecke gezeigt . 2 Etwa zur selben Zeit begann man in England (Sheffield) Messer aus "Stainless Steel" herzustellen. In Österreich nahmen die Bleckmann-Werke (Ing. Mauermann) die Erzeugung von rostfreiem Stahl auf, die 1925 mit der Firma Schoeller zu den "Schoeller-Bleckmann-Stahlwerken" fusioniert wurden. Da- mit war in unserer Heimat die notwendige Voraussetzung zur moderner Edelstahlerzeugung gegeben. Es wurde schon ausgeführt, dass die Messerwarenfabrik Josef Hack in Steyr als erster Österreichi- scher Betrieb Messer aus rostfreiem Stahl herstellte und damit allen anderen Fabriken beispielgebend voranging. Mit der Herstellung der ersten rostfreien Tafelbestecke war ein erheblicher Fortschritt erzielt, der bald Allgemeingut werden sollte. Freilich erhoben sich zunächst Klagen über mangelnde Schneidfähig- keit der rostfreien Messer, bis es dann gelang, Stähle mit einem höheren Kohlenstoffgehalt zu er- schmelzen. Vorerst erforderte der naturharte rostfreie Stahl eine wesentliche Umstellung in der Klin- generzeugung. Neu angeschaffte technische Glühöfen boten die Möglichkeit, die geschmiedete Klinge auf eine be- stimmte Temperatur erhitzen und dann langsam erkalten zu lassen. Nur dadurch konnte ein entspre- chend weicher Stahl erzielt werden, der stanz- und richtfähig war. Dann erfolgte in sog. Härteöfen durch Abkühlung mit Pressluft das Härten in der Luft. Im Gegensatz zur beschriebenen Wasserhärtung bei gewöhnlichem Stahl. Der große Vorteil des rostfreien Stahls, seine Rost- und Fleckenlosigkeit, brachte es mit sich, dass die daraus gefertigten Bestecke bald den Grossteil des Erzeugungsprogramms der Schneidwarenfabriken ausfüllten. In den 30 er Jahren verarbeiteten die österreichischen. Stahlwerke auch konischen Stahl, nicht nur Klingenstahl, in rostfreier Ausführung. Damit vollzog sich nun ein entscheidender Wandel in unserer Branche: Messerfabriken wurden zu Besteckfabriken . 3 Bis um das Jahr 1930 waren es Metall- und Silberwarenfabriken allein, die ein vollständiges Besteck auf den Markt brachten, bestehend aus Messer, Gabeln und Löffel. Die Messerfabriken fungierten le- diglich als Lieferanten dieser Betriebe, von denen zwei, ihrer Bedeutung halber, erwähnt seien: 1. N.Ö. Berndorfer Metallwarenfabrik. Arthur Krupp A.G., die nach dem Industrie Compass 1931/32 ca. 2600 Arbeiter und Angestellte be- schäftigte und Spezialwerkstätten für Versilberung, Bestecke und Hohlwaren unterhielt. Die geschmie- deten Messerklingen wurden von verschiedenen Schneidwarenfabriken angekauft. Insbesondere von der Firma Josef Hack. Alle anderen Teile des Bestecks erzeugte das eigene Werk. 4 2. Blech- und Metallwarenfabrik M. Herczka u. Co., A.G. Wien V., Gartengasse 13. Die Fabriksanlagen befanden sich in Fischamend. Um das Jahr 1931 also in der Zeit größter wirt- schaftlicher Not, beschäftigt dieses Unternehmen ca. 150 Arbeiter und Angestellte. Das Aufkommen blanker rostfreier Bleche bot nun den Messerfabriken die Möglichkeit, eine werkseigene Gabel- und 1 L. n. M. Hr. Dir. Dr. Dipl. Kfm. Fritz Flach, Neuzeughammer Ambosswerk. 2 a.a.O., Solingen, Hendrichs, s. S. 53. 3 Laut mündlicher Mitteilung, Josef Hack sen. 4 a.a.O., Industrie Compass, Österreich, 1931-32, Compassverlag Wien, Bibliothek der Kammer der gewerbl. Wirtsch. Linz

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