Die oberösterreichische Messerindustrie

92 Jeder einzelne Käufer von Messerschmiedwaren wollte gegen zähe Konkurrenten geworben werden, jedes einzelne Messer musste in Preis und Qualität dem internationalen Standard entsprechen . 1 Neben der Erzeugung von Klingen für Silberwarenfabriken wurde die Herstellung von Jagdmessern mit Hirschhorngriffen, in allen Größen und Ausführungen erweitert, wobei jährlich einige Waggons Hirschgeweihe aus dem In- und Auslande zur Verarbeitung gelangten. Das Produktionsprogramm um- fasste ferner Tafel- und Dessert-Bestecke, Gemüse-, Stich-, Fleisch-, Küchen- u. Brotmesser, wobei die gewissenhafte Auswahl der jeweils bestgeeigneten Stahlsorte eine entscheidende Rolle spielte. Der große Aufschwung des Unternehmens ergab sich jedoch vor allem nach der Aufnahme der Er- zeugung von Messerklingen aus rostfreiem Stahl, worin die Brüder Hack als erste in Österreich allen anderen Messerwerken beispielgebend vorangingen. Es war dies eine wahrhaft umwälzende Pioniertat, die der gesamten Schneidwarenbranche, eine neue Richtung wies. Heute erscheint das rostfreie Besteck als selbstverständliches Inventar in jedem mitteleuropäisch geführten Haushalt auf. Allerdings galt es unzählige Schwierigkeiten und Wider- stände zu überwinden, bevor es so weit kam. Nicht nur auf dem technischen Sektor, sondern auch in psychologischer Hinsicht einem konservativen Käuferpublikum gegenüber. Manche Jahre währte es, bis unsere Hausfrauen erkannten, welche Vorteile die rostfreie Klinge bot, insbesondere bei der Reinigung. Dann aber war der Siegeszug der aus "Stainless Steel" gefertigten Messer nicht aufzuhalten. 1923 brachten die Hack-Werke die ersten rostfreien Klingen in Österreich auf den Markt, zur ge- genwärtigen Zeit werden mehr als 90 % aller Bestecke aus rostfreiem Stahl erzeugt. Bald gelang es den Hack-Werken auch im Export bedeutende Erfolge zu erzielen, vornehmlich konn- ten Abschlüsse nach Amerika, Italien und Jugoslawien erzielt werden. Das Jahr 1928 sollte von entscheidender Bedeutung für die künftige Entwicklung der Firma werden. Damals wurde von der "Steyr- Werke A.G." (vorm. Öst. Waffenfabrik) das Objekt 1, Wehrgrabengasse 1-7, vormals "Millnerhammer" erworben. Im Tauschwege wurde ein Teil der früheren Werksanlagen an die "Steyr-Werke A.G." abgetreten. Damit war eine geschlossene Werksanlage gegeben, die noch heute die "Hack-Werke K. G. Steyr" beherbergt und im Jahre 1928 dem Betrieb reiche Entfaltungsmöglichkeiten bot. Großräumige Hallen erlaubten eine präzise Gestaltung des Arbeitsflusses. Beiderseits vom kristallklaren Wasser der Steyr umspült, rechts die reiche Steyr, links der Kanal der Wehrgrabenkommune, ragen die Werksgebäude bis nahe dem Zusammenfluss der Enns und Steyr. Wasserräder ermöglichen weitgehendste Nutzung der Wasserkraft, allerdings bringt die Lage eine gewisse Hochwassergefährdung mit sich. Manch sorgenvolles Jahr schloss sich an das Jahr 1928, mit schweren finanziellen Belastungen, ver- ursacht durch die Erwerbung der neuen Werksgebäude, schritt das Unternehmen in die große Krise der 30er Jahre . 2 Doch dank der überragenden Qualität der Hack-Klingen mit dem Fisch als Markenzeichen gelang es, alle Kämpfe siegreich zu bestehen . 3 4. Vereinigte Messer-, Scheren- und Stahlwarenfabriken "Merkurwerke", Ignatz Bandl u. Otto Christ, Ges. m. b. H., Neuzeug bei Steyr. Diese Firma wurde am 1. Jänner 1921 durch Vereinigung der beiden alten Messerfabrikfirmen "Ig- natz Bandl, Messer- u. Stahlwarenfabrik in Neuzeug" und "Otto Christ, Neuzeuger Messer- u. Stahlwa- renfabrik in Neuzeug", deren Fabriksobjekte unmittelbar aneinander lagen, gegründet. Damit war die notwendige tüchtige, geschulte, bodenständige Arbeiterschaft unter einer Leitung vereint. Nahezu 400 Arbeitnehmer konnten in diesem Unternehmen Beschäftigung finden, welches infolge der Größe des Geschäftsbetriebes, der modernsten maschinellen Einrichtungen und des anerkannten Rufes der Er- zeugnisse in der ersten Reihe der österreichischen Messerfabriken stand. Durch Fleiß, Ausdauer, Umsicht und streng reelles Gebaren, durch preiswürdige reelle Fabrikate erwarben sich die "Merkurwerke" auf dem Weltmarkte einen klangvollen Namen . 4 1 Laut mündl. Mitteilung, Hr. Josef Hack sen. 2 Unveröffentl. Chronik der Familie Hack, Steyr, Hack-Werke 3 a.a.O., Meixner, S. 303. 4 Österreichs Industrie, Bd. 1, OÖ. 1925, S. 120.

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