Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
-85- 18. Jh. Krone und Bindenschild sind längst geschwunden, die Zeichen selbst wurden grösser und waren nicht mehr stilisiert. Die ehemals sehr komplizierten Namen wurden nun wesentlich verein- facht, auch lateinische Buchstaben traten sehr häufig als eigene Zeichen auf. Auch im 19. In. besaßen die Messerzeichen ähnliche Formen des 18. Jh. 1 Die starke Veränderung der einzelnen Zeichen hatte, abgesehen von den Zeiteinflüssen, auch an- dere Grunde: Der Zeichenstempel wurde beim Einschlagen in die Klinge sehr stark und bald abge- nützt und musste daher oft erneuert werden. Der neue war meist etwas abweichend vom alten, sodass Formveränderungen die Folge waren . 2 Nach 1666, als das „Schultbuch“ keine weiteren Eintragungen mehr gestattete, wurden die Zei- chen nur in die Bleitafeln eingeschlagen, die von der Eisenobmannschaft kontrolliert werden sollten. Diese Organisation im Zeichenwesen stellte sich jedoch als ungenügend heraus und die Unordnung nahm immer mehr zu; verschiedene Meister schlugen drei und auch mehr Zeichen, 3 auch die Klin- genschmiede gebrauchten eigene Marken , 4 sodass die Eisenobmannschaft gezwungen war, einzu- greifen. Jedes Zeichen wurde nun überprüft, in Bleitafeln eingeschlagen und jedem Meister sein ihm gehöriges Zeichen zugewiesen; für das Schlagen eines anderen Zeichens oder mehrerer wurde eine Strafe von 12 Reichstalern festgesetzt. 5 Um die Mitte des 18. Jh. als auch die Messerer Feuer halten durften, trat zwangsläufig eine Änderung im Zeichenwesen ein . 6 Die Messerer, die nun selbst Klingen schlagen durften, zeichneten zugleich auch ihre Erzeugnisse, sodass die Klingenschmiede für ihre Erzeugnisse keine Zeichen hatten. Es wurde ihnen daher gestattet, für jene Klingen, die sie verkaufs- fertig erzeugten, eigene Marken zu verwenden; 7 da aber diese neu und unbekannt waren, gestalte- ten sich für die Schmiede selbst die Absatzbedingungen viel ungünstiger als für die Messerer, die ihre gut eingeführten Zeichen führten. Eine restlose Lösung der Zeichenfrage erfolgte niemals; zu allen Zeiten gab es Überschreitungen der auf diesem Gebiet geltenden Bestimmungen, denn die Zeichen bedeuteten zu gute Werbemittel auf dem Markt. 1 Seit dem Jahre 1796 Abbildungen der Zeichen im Meisterbuch; Beilegung des Streites zwischen Steinbach und Steyr wegen der Zeichen; XII/9, S. 129 , St.A.; 1834 Abbildungen der Messerzeichen, Löw I. Tabelle 2 und 3. 2 Zeichen Nr. 327 „der Apfel auf dem goldenen Kreuz“ wurde 1609 dem Messerer Mötznhuber Hans bestätigt. 1613 erwarb es der Meister Andre Widhauer und schlug die Form Nr. 346; 1636 kaufte es der Meister Wolf Klett und gebrauchte die Form Nr. 444, die bereits wesentlich verändert war. Der Apfel verschwand langsam im Kreuz. 3 1690 Beschwerde des Messererhandwerks an den Magistrat, dass „manche Meister, zwei, drei, ja vier Zeichen schlagen, was Unordnung schafft und auszurotten ist“, XII/42, St.A. 4 1732 Beschwerde der Steyrer Messerer, dass die Klingenschmiede beliebige Zeichen aufschlagen, XII/42, St.A. 5 1749 März 29, Vereinbarung wegen der Zeichen zwischen der Eisenobmannschaft und demMessererhandwerk; 60 Meister erhielten ein Zeichen, XII/41, St.A. 6 1765, 11 Messerern wurde gestattet, ein Feuer zu halten; XI/5, St.A. 7 1802 Dez. 27, Bewilligung der Meisterzeichen für Klingenschmiede; XII/41, St.A.; 1834 standen 9 Zeichen der Klingenschmiede 56 Zeichen der Messerer gegenüber; Löw I, Tabelle 2 und 3.
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