Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-82- c. Das Wappen der redlichen Messerwerkstätten Die vereinigten Niederösterreichischen Messerwerkstätten führten, wie die Werkstätten Prag, Nürnberg und Basel dasselbe Handwerkszeichen: die Krone mit den drei kreuzweise durchgesteck- ten Schwertern. Der Gebrauch der Messererkrone war also im ganzen Römischen Reich Deutscher Nation universell, trotz großer räumlicher Entfernungen der einzelnen Werkstätten und ihrer Unab- hängigkeit voneinander. Die Verleihung jenes Wappens erfolgte durch Kaiser Karl IV. an das Messererhandwerk von Nürn- berg, da es ihm wertvolle Dienste beim Handwerkeraufstand gegen den Rat im Jahre 1348 geleistet hatte. Der Schild in rubinroter Farbe, enthaltend drei gekreuzte Schwerter, die von einer goldenen Krone umfasst waren, galt als allgemeines Symbol des Handwerks. Über die Entstehung des Wappens selbst herrscht bis heute Unklarheit, die verschiedenen romanhaften Darstellungen tragen keineswegs zur Klärung dieser Frage bei. 1 Jenes Handwerkszeichen finden wir nicht nur im Zunftwappen sondern auch in den Siegeln der ein- zelnen Werkstätten. Das älteste Siegel stammt aus dem Jahre 1446 aus der Werkstatt Steinbach. Aus der Werkstätte Steyr ist uns ein Siegel aus dem Jahre 1479 erhalten; dieses enthält als Mittelstück die von drei Schwertern durchsteckte Krone; rund um dieses verläuft die gotische Schrift. Im Mittelstück aber dem Handwerkszeichen steht eine Marienfigur mit dem Jesuskind, die von einem Baldachin über- deckt wird. Die seitlichen Segmente des Mittelstücks nehmen drei Strebepfeiler ein, die sich über dem schwach sichtbaren Dach im Türmchen auflösen. Das zweite Siegel trägt die Merkmale der Renais- sancezeit; im Helmgekrönten Schild mit dem Handwerkszeichen steht die Zahl 1586, der Helm selbst trägt die Krone, in der die Schwerter stecken. Dieses Siegel wurde noch in den Zechamtsrechnungen des Jahres 1770 verwendet. Aus derselben Zeitepoche ist uns noch ein kleines Handwerkssiegel erhal- ten (1586). Der Helm sitzt schief auf demWappen, das das Handwerkszeichen mit der Jahreszahl zeigt. In großer Zahl finden wir im Stadtarchiv auch die Siegel der einzelnen Meister, die meist neben den Meisterzeichen auch das Handwerkszeichen aufweisen . 2 1 Max Kienast, Messerschmied aus Winterthur/Zürich befasste sich 1943 mit der Klärung dieser Frage. Sein Ma- nuskript „Messererwappen“ im Landesarchiv von Oberösterreich, Linz; vgl. Beck I, 860. 2 vgl. die Besiegelung der einzelnen Handwerksordnungen und Vergleichschriften im Stadtarchiv Steyr.

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