Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-80- mit venezianischen und anderen Kaufleuten gesperrt werden sollte . 1 Die Steinbacher beschwerten sich daraufhin beim Kaiser und erreichten im Jahre 1645 das „Schutzpatent“ . 2 Weiterhin blieb den Steyrern und den Steinbachern gestattet „mit frembden und ausslendern zu handeln und trafficken zu treiben“. Steyr gab sich aber nicht zufrieden und begann einen Prozess, der über 100 Jahre lang dauerte. 1756 entschied eine kaiserliche Resolution zu Gunsten der Steinbacher und Maria Theresia stellte ihnen 1763 wieder ihre Privilegienurkunde aus; diese Bestätigung der alten Freiheiten war während der Re- gierungszeit Leopolds I., Josef I. und Karls VI. unterblieben. 3 Da in Steinbach Klingenschmiede, Schleifer und Messerer ansässig waren, gab es Meister, die ent- weder nur eines dieser Handwerke beherrschten, sog. „einlizige“, oder die mit der Faust selbst die Klingen schlagen und fertige Messermachen konnten; diese nannte man die „Meister von Stock und Stain“. 4 Für jedes einzelne Gewerbe, also die Klingenschmiede, Schleifer und Stückwerker, die die Klin- gen beschalten, waren, wie für die „Meister von Stock und Stain“, bestimmte Meisterstücke vorge- schrieben . 5 Eine Gliederung der Steinbacher Messererzunft war gegeben durch die Teilung in Vierteln. Es gab das Steinbacher Viertel, das auch die Messerer von Molln umfasste, das Grünburger Viertel mit den Meistern von Waldneukirchen, Hall und Kremsmünster , 6 das Sierninghofner Viertel mit den Mes- serern, Klingenschmieden und Schleifern von Sierning und Neuzeug und das Trattenbacher Viertel. 1682 löste sich von der Werkstätte Steinbach die „Scharsacher- oder Kneipschmiedewerkstätte Trat- tenbach“ ab und erhielt von Kaiser Leopold eine eigene Handwerksordnung . 7 Diese „Scharsacher“ wa- ren nur berechtigt, bestimmte Messersorten zu erzeugen, wie aus dieser Ordnung hervorgeht. Trat- tenbach war nun eine Filiallade von Steinbach geworden, blieb trotz gewisser Selbständigkeit der Hauptlade Steinbach verbunden. Die Messerer der Ternberger Pfarre, die ehemals zum Trattenbacher Viertel gehörten, wurden ab 1682 als Meister des Ternberger Viertels geführt. Die Werkstätte Steinbach wurde trotz ihres langen Bestandes erst 1559 in die Vereinigung der redlichen Werkstätten aufgenommen ; 8 sie beteiligte sich an jeder Versammlung dieses Verbandes und galt nicht nur in jenen Zeiten, sondern auch noch in den kommenden Jahrhunderten als Haupt- zentrum des Messererhandwerks. Steinbach war der größte Konkurrent in unmittelbarer Nähe Steyrs, es ergaben sich ständig Reibereien und Konflikte, die oft nach jahrelangen Beratungen besei- tigt werden konnten . 9 Krems Die Meister jener Werkstätte gehörten seit 1499 der Gottleichnamszeche an; waren also in dem Ver- band der vereinigten Werkstätten. 10 Nach dieser Zeit jedoch hören wir von keiner weiteren Teilnahme der Kremser Messerer an diesen Versammlungen, das Handwerk ging seinem Verfall entgegen. Ähnlich stand die Lage auch in Melk. Friedrich III. genehmigte die Errichtung dieser neuen Klingenschmied-, Schleifer- undMessererwerkstätt e 11 und trat somit demMonopol der vereinigten redlichenWerkstätten entgegen. Aufnahme in diesen Verband und Teilnahme an den Versammlungen fanden nicht statt. 1 1568-64 Streit der Messerer in Steinbach mit den Handwerksleuten in Steyr wegen des venezianischen Handels; IV/39/11, St.A. 2 1645 Juni 2, Ferdinand III. entscheidet diesen Streit zu Gunsten der Steinbacher auf Grund ihrer „seit unvor- denklichen ihren habenden und confirmierten privilegien“; Bittner 563, Anm. 4. 3 vgl. Berger, Steinbacher Messerer-Innung. 4 1579 Nov. 14, Bericht der Messerer an den Rat der Stadt, IV/9/349, St.A. 5 1477 Okt. 8; vgl. S. 79, Anm. 4; vgl. Anhang Nr. 6. 6 1516 Aug. 14, Innsbruck, Privilegium Maximilian I. für Klingenschmiede, Schleifer und Messerer von Krems- münster; XI/5, St.A. 7 1682 Okt. 21, Leopold I. entscheidet die Streitigkeiten zwischen den „Gneippschmidt Maistern in Trättenbach und der Messererzunft in Stainbach“ und bestätigt den Trattenbachern ihre Privilegien. XI/5, St.A. 8 vgl. S. 77, Anm. 1. 9 1573, Streit wegen der Klingenbeschau; Vergleichschrift, IX/28, St.A.; 15?? Streit der Werkstätte Steyr gegen Steinbach; XII/41, St.A. 10 vgl. S. 76, Anm. 3. 11 1459 Aug. 22, Friedrich III. genehmigt die Errichtung der neuen Werkstätte Melk; Bittner 550, Anm. 6.

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