Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
-78- b. Die einzelnen Werkstätten im Überblick Wien Schon im Jahre 1368 erschienen die Meister dieser Stadt vor dem Rat, brachten ihre Klagen vor und erbaten sich eine Ordnung für die Beschau und den Verkauf ihrer erzeugten Ware. Es wurde das Ver- hältnis zwischen den Meistern und Gesellen, den Wiener Messerern und denen anderer Städte und zu den verwandten Schwertfegern geregelt. 1412 wurde bestimmt, dass die nach Wien geführten Messer hier verkauft werden sollten und nicht durchgeführt und weiterverhandelt werden durften. 1428 er- hielt die Wiener Werkstätte ihre erste Ordnung; es wurde die Vorlage eines Meisterstückes verlangt, der Klingen- und Schalenverkauft an die Messerer in günstigem Sinn geregelt. 1432 erhielt der Messe- rer Jörg der Bayer das erste Messerzeichen bestätigt. 1453 verlieh König Ladislaus den Wiener Messe- rern das alleinige Recht, den Schild „Neu- Österreich“ schwarz auf ihre Klingen zu schlagen . 1 Seit dem Ende des 15. Jh. stand das Wiener Handwerk mit Steyr nicht mehr in Verbindung; erst Ende des 17. Jh. fand reger Briefwechsel zwischen diesen beiden Städten statt, der hervorgerufen wurde durch die Ein- verleibung von Wiener Messerermeistern in das Handwerk der Stadt Steyr. 2 St. Pölten Diese Stadt besaß schon im 14. Jh. die Klingenindustrie, die besonders amWiener Markt eine große Rolle spielte. Schon 1324 gab es hier eine Messererstrasse 1439 3 waren die Messerer dieser Stadt im Verband der redlichen Werkstätten; die Klingenschmiede erhielten 1458 eine eigene Ordnung . 4 Bis Ende des 16. Jh. nahm St. Pölten an den Versammlungen der redlichen Werkstätten teil; Mitte des 17. Jh. trat ein gänzlicher Verfall des Handwerks ein, 1670 gab es nur mehr 2 Messerer, die vollkommen verarmten und nicht einmal ein Haus besaßen. Es kam zur gänzlichen Auflösung des Handwerks. 1739 befand sich nur mehr 1 Messerer in der Stadt, der in das Steyrer Handwerk einverleibt wurde. 5 Waidhofen an der Ybbs Schon im 12. Jh. war Waidhofen Sitz einer Klingenschmiede-, Schleifer- und Messerwerkstätte. Die günstigen Bezugsbedingungen, die anfänglich für Rohmaterial hier gegeben waren, forderten die Entwicklung jenes Industriezweiges. Diese Stadt wurde eine gefährliche Konkurrentin Steyrs; Bischof Nikodemus von Freising bestätigte bereits 1436 die Satzungen der Gottleichnamszeche für Waidh- ofen an der Ybbs, die Bischof Johann III. 1449 erneuerte. 6 1442 erhielten die Klingenschmiede, Schleifer und Messerer dieses Ortes eine Ordnung. 7 Die Messerindustrie erreichte hier Ende des 15. Jh. ihre größte Blüte; 60 Klingenschmiede und 100 Messerermeister hatten hier gearbeitet . 8 Durch die vollkommene Verdrängung Waidhofens im Eisenhandel trat ein Rückgang des Messererhand- werks ein, doch jene Werkstätte blieb neben Steyr und Steinbach auch über die schweren Zeiten des 17. Jh. hinaus bestehen. 1 Uhlirz 653. 2 vgl. S. 67, Anm. 4; das alte Wiener Messererhandwerk machte bei jeder Einverleibung eines Wiener Meisters in das Steyrer Handwerk große Schwierigkeiten; man hatte sich auf seine Tradition besonnen! Die Absonderung von Steyr kam ins Rollen, als das Haupthandwerk sich über die Eigenmächtigkeiten des in Steyr einverleibten Meisters Crunzi in Wien beim dortigen Magistrat beschwerte und um Intervention und Stellungnahmen des Crunzi ersuchte. Der Wiener Magistrat verbot nun 1670 die Aufnahme des Wiener Meisters Matthias Flatschner; gegen diese Einverleibung nahm das Wr. Handwerk Stellung; 1731 erfolgte die Trennung, XII/41, St.A. 1770 Preß- burg eigene Werkstätte, XII/42, St.A. 3 Bittner 572, Anm. 1. 4 ddo. 546, Anm. 1. 5 1762 Einverleibung des letzten Messerers in das Steyrer Handwerk, XII/42, St.A. 6 1436 Nov. 30, 1449 Jan. 25, Messerordnung für Waidhofen, Bittner 550, Anm. 6. 7 1442 März 9, ddo. 547, Anm. 2. 8 ddo. 570, vgl. Friess, Eisenindustrie Waidhofens.
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