Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-74- f. Die Stiftung „Unserer lieben Frauen- und St. Barbarazeche der Messerermeister von Steyr„ Das Ziel jeder Zeche als kirchlicher Selbstverwaltungskörper war, einen eigenen Altar zu Ehren ihrer Schutzpatrone zu errichten und diesen selbst zu erhalten. Hierzu waren Stiftungen nötig, aus deren Erträgnissen die Herhaltung des Altars und die Bezahlung des Zechkaplans bestritten werden konnten; dieser hatte sich nach der Zechordnung zu halten, die die Anzahl der abzuhaltenden Seelenmessen, Vigilien etc. und die hiefür geforderte Assistenz bestimmte. Das Messererhandwerk erhielt für seine Stiftung als vornehmstes und einflussreichstes Handwerk der Stadt zahlreiche Unterstützung. 1 Das Handwerk hatte das nicht unbedeutende Stiftungsgut zu ver- walten. Der Stiftungsbrief, die „Original fundationes“ der Messererzeche ist uns nicht erhalten. Es be- haupteten aber die Zech- und Viermeister des Handwerks im Jahre 1667 in einem Schreiben des Hand- werks der bürgerlichen Messerermeister und der Gesellenbruderschaft an den Rat der Stadt, dass sich bei der Zeche ein ordentliches Benefizium befunden hätte; hierzu seien die jetzt noch vorhandenen Gülten gewidmet. 2 Nach jenem Bericht war der Kaplan Jörg Strasser in der St. Gilgner Pfarrkirche im Auftrag der Messererzeche tätig; dieser hatte täglich am eigenen Altar der Zeche, der der Hl. Jungfrau Maria und der Hl. Barbara geweiht war, eine Messe zu lesen. Der Kaplan, der von der Zeche aus erhal- ten wurde, hatte seine Wohnung im eigenen Haus des Handwerks in Steyrdorf, Kirchengasse 1 . 3 Uns ist für diesen Altar nur eine Geldstiftung bekannt. Sie stammt aus dem Jahre 1451 und wurde von Frau Klara Illsung, Witwe des Messerermeisters und Bürgers Hanns Illsung gewidmet. Die Höhe der Stiftung betrug 50 Pfd. Pfg., die Zinsen daraus hatte die Zeche für einen ewigen Jahrtag der Frau Klara Illsung und ihrer Eltern zu verwenden, außerdem in der ersten oder zweiten Adventwoche abends eine ge- sungene Vigil und nächsten Morgen ein Seelamt und darauf acht gesprochene Messen mit gemeinem Gebet zu halten, wobei die Zechkerzen aufgestellt sein mussten. 4 Die gestifteten Kapitalien wurden meist in Grundstücken und Renten angelegt; von ihren Erträgnissen bestritt die Zeche die Kosten für die den Kultus finanzierenden Ausgaben. Auch Stiftungen von Gülten, Gütern und Zehenten treffen wir häufig an . 5 Das Stadtpfarrkirchenamt hatte alle diese Renten und Einkünfte, die die Stadtpfarrkir- che von ihren Gönnern erhalten hatte, verwaltet. Der Magistrat hatte als Vogt über diese Kirche mit dem Abt von Garsten die Verwaltung dieses Amtes über; die Geschäfte selbst führte ein Ratsbürger. 1 1525 gab es in Steyr 22 Zechen, darunter neben der erwähnten Messererzeche, die Zeche der Messerergesellen und der Klingenschmiede Preuenhuber 227. 2 1660-89 Aktion der Messerer und Schneider gegen den Magistrat wegen ihrer Kapellen, Stiftshäuser und Be- freiungen. XI/33/24, St.A. 3 vgl. S. 55, Anm. 8. 4 1451 März 3, Gottesdienst Stiftungsbrief der Frau Klara Illsung auf 50 Pfd. Pfg. für den Altar der Messererzeche in der Stadtpfarrkirche zu Steyr. XI/34/23, St.A. 5 1404 stiftete Hans Cammerhuber dem Stadtpfarrkirchenamt 3 Güter in Aichet, aus deren Erträgnissen auch das „ewige Licht“ vor unserm Frauenaltar bestritten werden sollte. 1481 verkaufte Merth Holzapfel seinen Zehent von 6 Gütern in der Weistracher Pfarre an die Messererzeche. Dieser Zehent war von ihm erkauft und freies Eigen. 1481 bestätigte Jörg von Losenstein demMesserern ihre Zehente auf den Gütern seiner Lehenschaft. 1483 verkaufte Wolf Wiener d. Ä. von Steyr der dortigen Messererzeche die Güter zu Hanspach in der St. Mareiner Pfarre und das Gut am Weg unter dem Bamberg in der Garstner Pfarre. 1484 verkaufte Wolf Wiener d. Ä. seine frei eigenen Güter in der Kematner Pfarre gelegen an die Messererzeche; es waren dies folgende Güter: den Hof zu Niederrohr, wo Paul Amtmann sitzt, das Ödgut, wo der Steffen sitzt, den Lüss an der Pastlmühl, auf einer Peunt in der Kursnerau, auf zwei Lussen, die in der Hofstatt zunächst dem Stefflen auf dem Ödgut gelegen sind. 1486 verkaufte die Bäckerzeche ihre Güter zu Vorstau in der Marstheimer Pfarre an die Messererzeche. 1488 verkaufte Siegmund Reutbalder den Messerern sein Gut zu Unternfreting in der Taufkirchner Pfarre. 1504 ver- kaufte der Messerer und Bürger zu Steyr Siegmund Beymel sein Gut am Kohllehen und folgende großen und kleinen Zehente auf den Höfen: Resthof, auf dem Gut „Auf der Wert“ und „Taschlried“, alle in der Pfarre Gleink gelegen. 1504 kaufte die Messererzeche ein Sigmund Grinsen, Mitmeister und Bürger zu Steyr, mehrere Güter. Alle diese Erwerbungen: IX/28, St.A. 1499 stiftete Stephan Prarauer, Messerverleger und reicher Bürger zu Steyr, am Todestag seiner Gattin Margarete wöchentlich 4 Messen im Spital zu Steyr; dazu hatte er 600 Pfd. Pfg. gege- ben; das Messererhandwerk hatte er zu Aufsehern und Exekutoren hierüber bestellt. Seine Kinder Ulrich, Georg und Ursula fügten diesem Betrag noch 352 fl. hinzu; Preuenhuber 159. 1582 erwarb die Zeche die „Fleckerlwiese“ an der Steyr, wegen der sie mit Maria v. Traun in Streit geraten war; Mittelkasten/33/16, St.A.

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