Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
-64- DieMesser, genannt „Zygenfuß“ hatten „aufgenietete Pürtenmit vollen Angeln“ und waren „durch- aus mit Auglein und Farbe angestrichen“, hatten aber auch „Seinselbstpürten“. Die Gattung des „Bischofshutes“ wurde in 3 Größen erzeugt und mit Buchsbaum-, Horn- oder Bein- griffen beschalt. „Lange Messer und Stecher mit Hölzern und mit Hauben, auch mit Seinselbstpürten ohne Häublein“ wurden bereits 1470 hergestellt. Eine sehr beliebte Messergattung waren die „Profanter“, die wir von 1470 bis zum Beginn des 17. Jh. verfolgen können. Um 1470 trugen diese „ausgefeilte Schalen, auch geblümelte, hatten hinten und vorne Pogenstollen, waren ausgestochen, besaßen oftmals 6 Stollen und 8 ausgestochene hohle Häub- lein“. Man hatte auch hier 3 Größen zu unterscheiden. Die „Angel waren ausgefeilt, hinten und vorne gestellt und ausgestochen“. Auch Waidmesser „mit einem Kreuzstern, ausgefeilter Angel und geschoben“ wurden bereits 1470 erzeugt . 1 Die „Paarmesser“ traten schon Ende des 15. Jh. auf. Es gab damals das große und mittlere „Pfaffen- paar“, das mit Horn oder Bein beschalt wurde. Auch gab es „Paarmesser mit hölzernen und beinernen Schalen mit aufgenieteten Pürten und einfachen Häublein, mit einem Kämpplein oder einem Sneytzl. „Diese Gattung Messer erlangte Ende des 16. Jh. ihre schönste Ausgestaltung, die „Paarmesserer“ be- saßen allein die Berechtigung, diese zu erzeugen . 2 Eine Messergattung für besondere Zwecke waren die „Ehrmesser“. Diese wurden auch von den „Paarmesserern“ hergestellt und besonders schon verziert. Es war seit alters her Sitte, dass vor jeder Ratswahl in Steyr an die Regierungskanzlei in Wien ein umfangreiches Geschenk, bestehend aus extra angefertigten Messerwaren, sog. „Ehrmessern“, abgeschickt wurde. Von Sr. Exzellenz, dem Statthalter und Regimentskanzler angefangen bis zum letzten Schreiber erhielt jeder je nach Stellung mehr oder weniger Messer als Geschenk. Erst nach Erhalt dieser Präsente durfte der neue Stadtrichter zur „Bann- und Achterklärung“ vor der niederösterreichischen Regierung und Kammer erscheinen. Mit dem Be- ginn des 18. Jh. hören die Nachrichten über diesen alten Brauch auf, seit dieser Zeit ist von keiner weiteren Messerverehrung etwas bekannt . 3 Die Meister der Werkstätte Steyr belieferten auch den kaiserlichen Hof mit ihren Erzeugnissen. Die hiefür bestimmten Messer mussten von besonderer Güte und Schönheit sein und wurden besonders auf Bestellung angefertigt. Hirschbeinschalen durften nicht verwendet werden, die Griffe mussten mit Silber eingelegt sein und prunkvolle Verzierungen besitzen. 4 Die bunte Fülle von Begriffen, die uns auf diesem Gebiet entgegentritt, beleuchtet die hohe künst- lerische Stufe, die das Handwerk der Messerer erreicht hatte; leider ist eine Rekonstruierung dieser Gattungen kaummehr möglich, da nur ein Teil jener Fachausdrücke geklärt werden konnte und außer- dem keine Zeichnungen mehr vorhanden sind, die auf diese Namen hinweisen. 1 Alle angeführten Messergattungen enthalten in den beiden Ordnungen von 1439 und 1470; vgl. S. 47, Anm. 5; S. 58, Anm. 1. 2 vgl. S 62, S. 69. 3 1660-1709 Akten über Messerverehrung. Mittelkasten/10; „... ehe die seiner Frau (des Geheimsekretärs Leo- pold) versprochenen Truhen Kuchelgeschmeids nicht einlangen, werde er die Wahlsache nicht von sich geben, denn dieses Geschenk sei ein altes Herkommen und Gebrauch bei der Wahl gegenüber dem Herrn Sekretär.“ 1667 wurden 2 „Messertrühen, 9 Schreibereystöckh und 161 Paar Messer der Kanzlei verehrt. Die Stadt Steyr hatte hiefür 304 fl. 48 kr. zu bezahlen. 4 1587 Febr. 29, Schreiben des ehem. Stadtrichters Adam Pfefferl an den Innerberger Amtmann. 1587/21, OBA.
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