Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-57- 7. Beheftungs und Beschalungsarbeiten der Messerer a. Material Die Arbeit der Messerer, der Gesellen und Jungen beschränkte sich auf die Beheftung und Beschal- lung der geschmiedeten und geschliffenen Klingen; diese stellten die Voraussetzung an für die Messe- rerarbeit überhaupt dar. Neben den Klingen brauchten die Messerer Material für ihre eigentliche Tä- tigkeit, die Erzeugung von behefteten, verkaufsfertigen Messern. In erster Linie verwendeten sie in und ausländische Holzgattungen. Besonders beliebt war Buchs- baumholz, ein hell gelbliches Holz, das nicht spröde war und sich gut bearbeiten ließ. Dieses Material bezogen die Messerer von Nürnberger Kaufleuten, an die sie häufig auch ihre fertigen Erzeugnisse lieferten. 1 Im Jahre 1570 kam es zu einem Vertrag auf 6 Jahre der zwischen den Handwerk und dem Nürnberger Handelsmann Hans Gryger wegen Belieferung mit diesem Holz geschlossen wurde. 2 Er versprach den Messerern genügende Zufuhr; sollte diese jedoch aus irgend einem Grund gestört wer- den, konnten die Steyrer auch von anderen Kaufleuten diesen wichtigen Rohstoff beziehen. Im Jahre 1575 stockten die Buchsholzsendungen, es war ein Materialmangel eingetreten, der die Messerer vor die schwierigsten Probleme stellte. Gryger selbst erklärte dem Rat, der sich für diese Sache einsetzte, die großen Hindernisse, die mit der Verhandlung verbunden waren und verlangte vom Rat 2.000 fl. zur Sicherstellung seiner Lieferungen. Dieser hohe Betrag wurde bewilligt, Landgüter und Häuser des Mes- sererhandwerks wurden damit belastet. Diese Tatsache beleuchtet wohl am besten den dringenden Bedarf dieses Edelholzes. 3 Zur selben Zeit wurde von den vereinigten niederösterreichischen Messer- werkstätten der Beschluss gefasst, die Frumbarbeit ausschließlich mit Buchsholz zu beschalen: auch die guten „Käppleten und Steiermärker Messer“ durften nur mit diesem guten Plattenholz beschalt werden. Daraus ist deutlich zu erkennen, dass die einzelnen Werkstätten bestrebt waren, nur Quali- tätsarbeit zu leisten; gutes „Frumbwerch“ musste auch mit Holz gleicher Güte beheftet werden. Für die „geredelten Zweillinge und Grazer“ auch für die „schlechten Käppleten, die beiderseits nicht aus- gefeilt werden durften“, konnte der Ausschuss von dem Plattenholz doch auch „Zall- und Prügelholz“, also minder Holzsorten, verarbeitet werden. 4 In der nächsten Vereinbarung wurde jener Beschluss ausdrücklich wiederholt; „Frumbarbeit“ durfte nach wie vor nur mit gutem Buchs „das ist mit Platten und sonst keinem andern Holz“ beheftet werden. Streng war es verboten hiefür beinerne Schalen zu verwenden . 5 Der Buchsholzmangel machte sich Ende des Jahrhunderts immer ärger bemerkbar; das Handwerk traf alle nur möglichen Maßnahmen, um zum wenigsten in der Beheftung des „Frumb- werks“ auf der alten Höhe zu bleiben. Die „Abeisen“ oder „Geredelte“, also Messer schlechterer Qua- lität, konnten weiterhin mit einheimischen Holzarten, wie Dirndl-, Birn-, Ahorn- und Hagedornholz be- heftet werden; jedoch, wenn die Meister Buchsbaumholz erhalten könnten, stünde es ihnen frei, dies zu verwenden. 6 Die allgemeine Preissteigerung Ende des 16. Jh. wirkte sich auch in den Preisen für Buchsholz aus; eine Verteuerung von über 20 fl. pro Fass war eingetreten. 7 Der ohnehin große Mangel und die teuren Preise drückten die gute Qualitätsarbeit, wenn auch die österreichischen Werkstätten von ihren ausgezeichneten Leistungen überzeugt waren und diese hoch über die des deutschen Rei- ches stellten; trotzdem trat in jenen Zeiten die „gemeine Arbeit“ also „Hauffenwerk“ in den Vorder- grund, da hiefür jedes „gemeine Holz“ verwendet werden konnte. Neben Holz verwendeten die Messerer auch Rinderknochen; die daraus erzeugten Messergriffe fanden wegen ihrer rein weißen Farbe viele Bewunderer und wurden daher gerne gekauft. 1 1570 hat Matthias Braun, Eisenhändler aus Nürnberg um Erlaubnis zur Eisenausfuhr und fügte hinzu er habe zum Vorteil der Messerwerkstätte mit Buchholz, Messing u. a. nach Österreich gehandelt. Bittner 552, Anm. 5 2 1570 Korrespondenz des Handwerks mit Hans Gryger wegen Verkauf des Buchsholzes, XI/5. 3 1574 Ratsprotokoll, St.A. 4 1573 Vergleichsschrift der niederösterreichischen Messerwerkstätten, IX/28, St.A. 5 1584 Vergleichsschrift, XI/28, St.A. 6 1584 vgl. Anm. 5 7 Preisverhältnisse: 1 Fass Plattenbuchsholz kostete 1565: 70 fl. 1580: 91 fl., obwohl das Holz früher besser und die Fässer grösser waren. 1 Fass: Prügl- oder Zallholz kostete 1565: 28 fl. 1580: 40 fl.; IV/10/374, St.A.

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