Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-46- 2. Klingenformen Es ist anzunehmen, dass auch schon in frühester Zeit zwischen den Klingenschmied- und Messerer- werkstätten Vergleiche wegen einheitlicher Klingenformen stattgefunden haben, denn eine willkürli- che Klingenerzeugung ohne bestimmte Muster war kaum möglich; zur Preisfestsetzung für Messer brauchten die Kaufleute ja fixe Muster der einzelnen Klingenformen, auf die sich ihre Berechnungen stützten. Seit der Mitte des 16. Jh. liegen darüber die ersten Nachrichten vor. Es hatten sich vor 1553 die Meister von Raming und Dambach mit den Steyrer Messerern wegen der „Modl“ verglichen und ihre Erzeugung auf 12 Größen eingeschränkt . 1 In diesem Jahre hatten sich Streitigkeiten zwischen Schmieden und Messerern deswegen ergeben, so dass der Burggraf von Steyr und Vogt über die Ge- biete Raming und Dambach Adam Hoffman eingreifen musste. Es kam ein Vergleich zustande, auf Grund dessen statt 12 nur mehr 10 Formen erzeugt werden durften; je ein Muster von diesen wurde im Rathaus, beim Pfleger in Steyr und im Beschauhaus der Messerer vorgelegt. Diese 10 Sorten galten als „Frumbwerch“ oder „Frumbarbeit“ deren Qualität besonders gut war. Auch die „Zwaillinge und Khrumpe“ waren Frumbarbeit und sollten von den Schmieden laut Muster eingeschlagen werden. 2 Die 11. und 12. Klingenmuster waren die ganz kleinen Messer, die wegen des schlechten Absatzes nun nicht mehr erzeugt werden sollten. Die „Steiermärker“ Klingen sollten ebenfalls nach dem im „Stadt- handtwerckerbuch“ eingetragenen Muster hergestellt werden von diesen gab es 3 Gattungen: den „großen Model oder halb Pfundtner“, den zweiten „Model“ oder „Steiermarcher“ und den dritten „Model“ - „Sechziger“. 3 Die Klingenschmiedwerkstätte Steyr erzeugte zu Beginn des 16. Jh. „Murrater“, „Böhmische Klingen“, „Rheinische Häubl, halb pallet und halb gespitzig“, doch auch Steiermärker Klin- gen wie in Raming und Dambach. 4 Die Bemühungen des Vogtes um gleiche Klingenformen hatten ihr Ziel nicht erreicht. Eine Kommis- sion, bestehend aus Mitgliedern des Rates der Stadt und dem Vogt selbst, musste eingesetzt werden, um die streitenden Parteien, Klingenschmiede und Messerer wieder zu versöhnen. 5 Streitobjekte wa- ren in erster Linie die „Mödl“, die von den Klingenschmieden nicht einheitlich laut Muster erzeugt wurden. Man kam nun überein, dass die 1553 festgesetzten Muster mit dem Stadtwappen der Stadt Steyr, dem „Pantl Thier“ gezeichnet werden sollten und hatte sich also in der „Frimbwerkerzeugung“ 1584 auf bestimmte Sorten geeinigt . 6 Aber auch dieser Entscheid war nur von kurzer Dauer. Die Werk- statt Dambach wollte sich 1585 von der Raminger trennen und verfasste eine eigene Handwerksord- nung, die von 87 Meistern unterschrieben war. Dagegen erhoben sich jedoch die Raminger Schmiede und die Trennung unterblieb. 7 Die Dambacher hielten sich nun an keine Vereinbarung, erzeugten ihre Klingen grösser und schwerer als die Vorschrift es verlangte, um auf diese Weise ihren Mitmeistern von der Raming die Abnehmer wegzulocken; ein größeres Messer kaufte man lieber als ein kleineres, wenn derselbe Preis dafür galt. Aber auch die Werkstätte Steinbach brachte vom ersten, also größten Modell „ganze Lägeln“ auf , 8 daher eine neuerliche Regelung getroffen werden musste, die auf Eingrei- fen Kaiser Rudolfs Il. zustande kam. 9 Man hatte sich bis dahin wohl auf Form, Länge und Dicke der Klingen geeint, doch nicht auf ihr Gewicht. Es erging daher an alle redlichen Klingenschmied- und Mes- serwerkstätten der Befehl, „das gedachte ainlef mödl im Gewicht gleich 25 Lott halten sollen“ . 10 Die alten „Patronen“ 11 od. „Mödl“ sollten von der Eisenobmannschaft in Steyr eingezogen und die neuen 1 Schoiber, 48. 2 Unter „Frumbwerk“ verstand man aus „Frumbwerkzeug“ hergestellte klingen, die auf Bestellung der Messerer erzeugt wurden; dies stand im Gegensatz zu „Hauffanwerk“ und war erkenntlich durch vorgeschriebenen Güte- zeichnung, S. 145. 3 1553 März 3, Vergleich zw. Klingenschmieden u. Messerern, Schoiber 42. 4 1559 Sept. 4, Handwerksordnung der Klingenschmiede zu Steyr, inseriert die Ordnung von 1488, XI/4, St.A. 5 1584 Juli 13, Handwerksversammlung der sieben redlichen österr. Messerwerkstätten, Schoiber 49. 6 Einigung auf „Aindlef Mödl in gleicher gröss“, ddo. 49 7 ddo. 48. 8 1573, Vergleichsschrift der niederösterr. Messerwerkstätten, IX/28, St.A. ein Lägel = 125 Wr. Pfund = 70 kg. 9 1586 März 11, Entscheid Rudolf II, Schoiber 49/50. 10 Von den 10 Model wurden aus 1 Paar Werkzeug höchstens 2.000 Klingen erzeugt, Schoiber 52. 11 1587 Okt. 26, Versammlung in Steyr zur Regelung der Streitfragen, dieser vorangegangen eine Relation, in der

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