Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
-I- Vorwort Als gebürtige Steyrerin, deren Ahnen jahrhundertelang im Eisenwesen tätig waren und deren Fa- milie noch heute Eisen und Stahl zum Ruhme des Landes verschmiedet, war es mir besonderes Bedürf- nis, dieses Thema zu behandeln. Eisenhandel und Messererhandwerk, jene beiden Wirtschaftszweige der Stadt Steyr, die scheinbar unabhängig voneinander waren, standen doch im engen Zusammenhang, sie gaben der Stadt die Grundlagen für weitere Entwicklung und Ausbreitung, sie stellten die Erwerbsquellen für den größten Teil der Bevölkerung dar. Sie schufen das Fundament für die mächtige Entfaltung der Stadt, galten als Kernpunkte im städtischen Leben, ihrem Einfluss hatte sich Wirtschaft, Kultur und Politik zu beugen. Mit dem bedeutenden Aufstieg von Handel und Handwerk aus den lokalen Grenzen konnte sich die Stadt als Handels- und Exportzentrum von innerbergischem Stahl und Eisen und „Steyrer Messern“ behaupten; als solche erlangte sie weit über die engeren Grenzen hinaus besten Ruf und stellte für die gesamte österreichische Wirtschaft einen nicht unbedeutenden Faktor dar. Die vorliegende zeitliche Abgrenzung der Arbeit erfolgte aus dem Gesichtspunkt heraus, die Blüte- zeit des Eisenhandels und des Messererhandwerks der Stadt, das 15. und 16. Jh. und die große Verfall- speriode im 17. Jh. mit ihren Auswirkungen auf das städtische Leben darzustellen. Die Bearbeitung der weiteren Jahrhunderte würde infolge der reichen Quellenlage den Rahmen einer Dissertation spren- gen. Eine Darstellung des Niedergangs des einst blühenden Handwerks, dessen Meister einen heroi- schen Kampf gegen die beginnende Industrialisierung führten, würde manch wertvollen Einblick in die hoffnungslosen Zustände dieses einst glänzenden Gewerbes geben. Alle privaten und öffentlichen An- strengungen, die getroffen wurden, um das alte Handwerk auf moderne technische Arbeitsmethoden überzuleiten und dadurch zu erhalten, waren vergeblich; das 20. Jh. brachte das Ende des Klingen- schmiede -und Messererhandwerks. Der Niedergang des Handwerks und die Konkurrenz durch die aufstrebenden ausländischen Hüttenwerke waren die Ursache für den Rückgang des Eisenhandels in Steyr; somit schwand die ehemals große Bedeutung des Eisenhandels für die Stadt Steyr. Quellenlage Für beide Gebiete kann das Stadtarchiv Steyr als reiche Fundgrube angesehen werden. Die hier liegenden „Innerberger Akten“ geben reichen Aufschluss über die Beziehungen des Stapelortes zur Produktionsstätte selbst. Die zahlreichen Faszikel den Eisenhandel betreffend stellten das nötige Ma- terial für die Darstellung der Handelsbeziehungen der Stadt. Wertvollen Einblick in die Zustände am Erzberg, in die Betriebsverhältnisse der Rad- und Hammerwerke gaben die Akten des Oberbergamtes Leoben, die im Archiv der Steiermärkischen Landesregierung Graz, verwahrt liegen. Für die Zeit der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft und ihre Entwicklung konnten außerdem noch die Ma- terialien der „Verlagstelle Steyr“ dieses Archivs herangezogen werden. Ebenso reichhaltig wie die Nachrichten des Eisenhandels sind auch die Quellen für das Messerer- handwerk. Die Akten jenes Handwerks nehmen unter allen übrigen Handwerksakten des Stadtarchives den größten Raum ein. Von den sehr zahlreichen Überlieferungen seien an erster Stelle „Meister- und Schultbuch“ des Handwerks genannt. Ersteres wurde 1570 angelegt und enthält bis 1856 sämtliche Meister von Steyr, die auf 373 Seiten verzeichnet sind. Seit dem Jahre 1796 sind hier auch die Meister- zeichen abgebildet. Seltsamerweise hatte man den Index nicht nach Zunamen geordnet, sondern die Vornamen hier alphabetisch eingetragen. Jenes kostbare Dokument ist in Leder gebunden und sehr gut erhalten. Das „Schultbuch“ wurde im Jahre 1501 von der Zeche angelegt, es enthält von 1516-1666 sämtliche Meisterzeichen, die von der Messerwerkstätte Steyr geschlagen wurden. Es wurde also als „Bstätbuch“ verwendet. Die hier namentlich genannten Meister erhielten durch diese Eintragungen die rechtliche Genehmigung, das ihnen zukommende Zeichen zu führen. Wie das Meisterbuch hatte man auch dieses in braunes Leder gebunden und es blieb durch diesen Schutzeinband vor raschem Verderben geschützt. In den kurzen, nüchternen doch regelmäßigen Eintragungen in diese beiden Hauptbücher spiegelt sich die jeweilige wirtschaftliche Lage des Handwerks, Blütezelten und Jahre der tiefsten Not hinterließen deutlich ihre Merkmale. Neben diesen beiden wichtigsten Akten über dieses
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