Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
-33- Einfluss. Nur wenige der alten, einheimischen Bürger beteiligten sich weiterhin an Handel, konnten aber nicht mehr ihre einstige Macht erlangen. Ähnlich wie im 16. Jh. gelang es nun abermals zugewan- derten Geschlechtern Eisenhandel und Stadtregiment zu beherrschen. Der Bürgermeister war meist zugleich Obervorgeher der gewerkschaftlichen Stelle, die den Verschleiß zu führen hatte . 1 Die beiden Handelsfirmen Luckner und Mittermayr wurden die einflussreichsten Gewerkschafts- mitglieder und galten als ihre wichtigsten Geldgeber. Durch sie wurde der Stadt Steyr der Quecksilber- verkauf ins Reich und die Erblande übertragen und jenen beiden Häusern war der alleinige Handel mit diesem Metall von Idrija nach Amsterdam gestattet. Sie machten mit den Erzeugnissen der Gewerk- schaft glänzende Geschäfte, gaben Darlehen gegen Verpfändung der Vorräte und brachten auf diese Weise die ganze Produktion in ihre Hände . 2 Neben diesen Firmen erlangten der Eisenobmann Gottlieb Schröffl, die Familien Riß von Rißfels und Achtmark, Bozner Bürger, die nach Steyr zugewandert waren, und der Rentmeister der Herrschaft Steyr, Elias von Seeau größten Einfluss auf die Verhandlung der Innerberger Erzeugnisse. Wie im 16. Jh. traten auch jene Geschlechter in enge Beziehungen zueinander. Georg Mittermayr war mit Susanne Luckner verehelicht, Kosmas Mann von 1628-30, 1638-41 Bürgermeister von Steyr, war durch viele Jahre Obervorgeher bei der gewerkschaftlichen Stelle; seine Tochter Elisabeth war mit Abraham Schröffl vermählt, deren Sohn Gottlieb 17 Jahre die Obervorgeherstelle innehatte und zu Luckner und Mittermayr verschwägert war. 3 Für ihre Leistungen und Verdienste um Beförderung des Kammergutes wurde Maximilian Luckner, Bürgermeister von Steyr von 1660-1667, am 11. April 1651, Georg Mittermayr, Niederlagsverwandter in Wien und Mitglied des inneren Rates zu Steyr am 27. Jän- ner 1651 geadelt. Gottlieb Schröffl erhielt am 16. Juli 1646 das Prädikat „v. Mannsperg“, wurde 1660 kaiserlicher Rat und Eisenobmann. Der Sohn Georg Mittermayrs, Johann Ludwig erhielt am 26. Juli 1678 den Beinamen „v. Waffenberg“. Mit kaiserlicher Bewilligung von 20. Dezember 1685 legte dieser den Stammnamen Mittermayr ab. Seine Nachkommen erlangten 1702 den Freiherrn-, 1748 bereits den Reichs- und erbländischen Grafenstand . 4 Es wiederholte sich also nach einem Jahrhundert dieselbe Erscheinung, die wir schon einmal gese- hen haben. Im 16. Jh. konnten Rad- und Hammermeister nur mit verhältnismäßig geringem Nutzen arbeiten, in Krisenzeiten nur mühsam ihr Dasein fristen, die Steyrer Händler dagegen gelangten zu großem Reichtum und zogen sich bei einem Niedergang der Eisenindustrie auf ihre Landgüter zurück. Auch im 17. Jh. lagen die Verhältnisse ähnlich. Einem kleineren Kreis als in 16. Jh. war es gelungen, den Handel in die Hand zu bekommen, daher lagen auch die Erfolge noch höher. Die wenigen Händler dieser Zeit waren Handelsherrn und Unternehmer im großen Stil, die sich Vermögen und riesige Werte schufen; ihr Geld finanzierte die Gewerkschaft, die selbst immer mehr verarmte und vor den Zusam- menbruch stand. Man musste radikalere Mittel anwenden als 1583, wo keine Ausschließung der rei- chen Bürger vom Eisenhandel erfolgte, sondern diese in Rahmen einer Gesellschaft weiter ihre Ge- schäfte tätigen konnten. Ende des 17. Jh. löste sich die Gewerkschaft aus dem ungesunden Abhängig- keitsverhältnis von wenigen Handelsleuten, rechnete mit ihnen ab und schloss sie von den einträgli- chen Geschäften aus. Jener einst mächtige Stand der Eisenhändler trat in den Hintergrund und er- reichte in kommenden Jahrhunderten nie mehr seine große Bedeutung, die er in jenen glänzenden Zeiten gehabt hatte. 1 Pantz Gewerkschaft 78. 2 Pantz Gewerken 202/3. 3 Pantz Gewerkschaft 78, Anm. 2. 4 Pantz Gewerkschaft 78/79, Anm. 1 u.2.
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