Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-24- Erlauftal und St. Pölten sowie Melk und Krems beherbergten zahlreiche Eisenhandwerker, alle diese standen in gewisser Abhängigkeit von Steyr, obwohl sie im Tauschweg ihr Eisen bezogen. 1 Die Kammer hatte die Bedürfnisse der heimischen Verarbeitung und der ausländischen zu regeln, trotz allen aber erlangte das Inland kein ausschließliches Bezugsrecht, nur ein Teil der Produktion wurde zur Deckung des inländischen Bedarfes verwendet. Das nicht in die Kammer fließende Eisen hatte ungestörten freien Ausgang auf den festgesetzten Straßen. Ende des 16. Jh. nahm die Gesamtorganisation des Eisenhandels festere Formen an, da die Eisen- produktion gestiegen war und sich die Werkstätten vermehrt hatten. Steyr blieb zwar weiterhin die einzige Verlagsstadt, jedoch wurden Ober- und Niederösterreich in Bezirke geteilt, die jeweils vom be- stimmten „landesfürstliche privilegierten Legort“ ihren Rohstoff erhielten . 2 Diese Stapelplätze zweiten Ranges, die vom Hauptstapelplatz Steyr abhängig waren, genossen das Vorrecht des alleinigen Eisen- kaufs in Steyr. Bürger anderer Orte waren vom unmittelbaren Verkehr mit dieser Stadt ausgeschlossen. Die Steyrer selbst besaßen dort die Begünstigung, das Eisen direkt, ohne Zwischenstufe der Händler des Legortes, an die Bürger zu verkaufen. Dies bedeutete einen wesentlichen Vorteil, da diese das Eisen aus erster Hand erhielten und es daher billiger kam. Die Steyrer fanden deshalb, wenn sie selbst in die Legorte reisten, stärkeren Absatz als die lokalen Kaufleute. In Österreich unter der Enns waren Wien, Krems, Stein , 3 Emmersdorf und Melk als Legorte anerkannt: eine selbstständigere Stellung ge- noss Waidhofen, das drei Meilen um die Stadt die Handwerker versorgte. Im Lande ob der Enns gab es vier dieser bevorrechteten Orte: Enns, Linz, Wels und Freistadt. Sie hatten in erster Linie die Aufgabe, ihren Bezirk mit dem nötigen Eisen zu versorgen, wollten aber auch den einträglichen Auslandshandel nicht missen. Vier dieser Orte, die durch ihre vorteilhafte Verkehrslage die Voraussetzungen hierfür besaßen, können als Einleitung für den Export Innerberger Erzeugnisse angesehen werden. Linz, die privilegierte Legstadt im Donauhandel, war die günstigste Ausbruchstelle ins Deutsche Reich. Der Oster- und Bartholomäusmarkt dieser Stadt galten als Treffpunkt zahlreicher Eisenhändler aus Passau, Regensburg und Nürnberg; diese oberdeutschen Kaufleute und Textilhändler aus den Su- detenländern, die hier ihre Waren verkauften und als Rückfracht Eisenmitnahmen, bildeten die Haupt- masse jener Märkte. Hier trafen sie mit den Steyrer Kaufleuten zusammen, die von jeder Mautzahlung zu diesen Märkten befreit waren . 4 Die Erträgnisse aus diesen und den Märkten zu Krems stellten die wichtigste Einnahmequelle für die Steyrer Händler dar, ohne die sie dem Kaiser keine Darlehen geben könnten. 5 Die Linzer versuchten daher selbst die Exportgeschäfte abzuschließen, hatten aber einen zähen Kampf mit der Stadt Steyr zu bestehen, deren Händler keineswegs auf die Einnahmen verzichten wollten. Es gelang ihnen dies trotz aller Anstrengungen nicht, Linz blieb nur Treffpunkt der Eisenhänd- ler aus dem Reich und von Steyr, die gewinnbringenden Geschäfte schlossen letztere ab. Freistadt, durch seine Lage zur Mittlerstelle zwischen Böhmen und Österreich bestimmt, war das Handelszentrum für den Export nach Norden, ja es besaß schon im Mittelalter das Niederlagsrecht, Stapelrecht und Straßenzwang auf alles durch Oberösterreich nach Böhmen geführte Eisen. Das nach Norden bestimmte Eisen gelangte von Steyr auf der Enns nach Mauthausen, wo es von den Flößen abgeladen und auf den Landweg ins Mühlviertel verführt wurde. Seit dem Beginn des 17. Jh. führte die Gemeinde den Eisenhandel auf eigene Rechnung, richtete eine städtische Eisenkammer ein, die von zwei Gemeindebeamten verwaltet wurde. 6 Kaiserliche Privilegien begünstigten die ständige Stahl- und Eisenversorgung der Stadt. 7 Hier lag der Schwerpunkt des Handels in die Gebiete Böhmens, Mährens, Schlesiens und der Lausitz. Auch der Eisentransport nach Niederösterreich erfolgte auf genau festgesetzten Straßen über be- stimmte Städte, die eine Eisenniederlage und landesfürstliche Mautstätten hatten. Das Eisen ging von 1 vgl. S. 3. 2 Bittner 576 ff. 3 vgl. Mayer Theodor: „Die Stellung der Städte Krems und Stein immittelalterlichen Handel Österreichs“ Jahrbuch f. Landeskunde b. Niederösterreich, Bd. 13/14. Wien. 1915. 4 Bittner 585. 5 Bittner 586, Anm. 2. 6 Freistadt hatte bereits 1584 eine eigene Niederlage, IV/10/415, St.A.; 1603 jedoch schreibt die Stadt Freistadt an den Magistrat von Steyr wegen „Aufrichtung einer Eisenniederlag“, IV/16/173, St.A. 7 Abschriften der Handelsprivilegien von 1363, 1398, 1428, 1492. 1495 in IV/4/2 a, St.A., 1603 IV/15/83, St.A.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2