Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-20- c. Absatzgebiete für innerbergischen Stahl und Eisen Schon seit ältester Zeit waren die beiden Bergorte Inner- und Vordernberg vollkommen unabhän- gig, sowohl was den Abbau am Berg selbst, die Versorgung mit Lebensmitteln und Brennstoff als auch die Absatzgebiete betraf. Das Innerberger Eisen nahm naturgemäß seinen Weg nach Norden, nach Steyr, entlang der Donau nach Osten und Westen. Diese ursprüngliche natürliche Entwicklung wurde bald durch landesfürstliche Mandate geregelt. Bereits 1344 erfolgte für Vordernberg das Verbot Eisen nach Norden über den Präbichl zu verhandeln . 1 Die Eisenordnung Friedrich III. vom Jahre 1448/49 be- stimmte nun auch für Innerberg den Absatzmarkt, es war nicht gestattet innerbergisches Eisen nach Süden zu verhandeln. Die gewohnheitsmassige Trennung fand hier gesetzlich ihren Abschluss. Die Ver- lagstadt hatte also kein ungemessenes, nach freiem belieben ausdehnbares Absatzgebiet, der Teilung der Produktion entsprach eine Teilung des gesamten Handels, die durch Natur und Straßenordnung festgesetzt war. Es galt allgemein der Grundsatz, das Land im Norden sollte durch Innerberg und sein Verlagszentrum Steyr, die Gebiete im Süden durch Vordernberg versorgt werden. Nach den verschie- denen Eisenordnungen, die von den einzelnen Herrschern bestätigt und erneuert wurden, sollte inner- bergisches Eisen von der Stadt Steyr aus in die Lande Österreich ob und unter der Enns, nach der Donau hinaus ins Reich, nach Böhmen, Schlesien und Mähren gehen und durfte nur auf den gewohnten Stra- ßen geführt werden. Den Leobnern war es streng verboten, raues oder geschlagenes Eisen, Draht, Harnischblech und dergleichen Sorten auf den Straßen des innerbergischen Eisens über den Pyhrn nach Klaus zu führen, die Traun hinab, nach Waidhofen an der Ybbs, „über die Haide“ ins Herzogtum ob und unter der Enns, nach Wilhelmsburg, St. Pölten, Krems, Stein und Hollenburg . 2 Aber jene staat- lich festgesetzten Absatzregelungen wurden nicht immer eingehalten. Bessere Transportmöglichkei- ten und auch bessere Qualität einzelner Sorten veranlassten die Eisenhandwerker mancher Gebiete, ihren Rohstoff nicht von dem zugewiesenen Stapelort zu beziehen. Die Kirchdorfer Sensenschmiede kauften ihren „Mock“-stahl viel lieber aus Leoben, da dieser den innerbergischen an Güte übertraf und außerdem der Transport viel billiger kam. Gegen entsprechende Mauterhöhung und beschränkt auf bestimmte Zeit erhielten sie durch kaiserliche Bewilligung die Berechtigung zum Einkauf in Leoben . 3 Das Gebiet um Mondsee, obwohl zum Herzogtum Österreich ob der Enns gehörig, konnte sich die Be- lieferung aus Vordernberg sichern. 4 Trotzdem Bayern und Schwaben Absatzgebiete für Eisen und Stahl aus Vordernberg waren, erlangten die Erzeugnisse aus Innerberg schon im 13.und 14. Jh. in Süd- deutschland das Obergewicht. Der Grund ist in den außerordentlich günstigen Verbindungen Steyrs mit demWesten zu suchen, die billigere Wasserfracht erhielt vor dem formellen Vordernberg den Vor- zug. 5 Trotz aller Überschreitungen der landesfürstlichen Ordnungen war eine Richtschnur für die Ver- handlung des steirischen Stahls und Eisens gegeben und die Konkurrenz der beiden Eisenorte zurück- gedrängt. In erster Linie galt es, den Inlandsbedarf mit Eisen und Stahl zu decken, besonders das Gebiet der Stadt Steyr und ihre nächste Umgebung musste mit diesem Rohstoff versorgt werden. Hier hatte sich schon in frühester Zeit ein Zentrum der Eisenverarbeitung gebildet, die Eisenhandwerker hatten bald die günstigen Voraussetzungen für ihr Gewerbe hier erkannt und nahmen daher schon in der ältesten Geschichte der Stadt beträchtlichen Raum ein. Ihr benötigtes Material umfasste einen Großteil der gesamten Erzeugung. 6 Besonders großer Bedarf war an „Frumbwerkzeug“, dem Ausgangsmaterial für 1 1314 Verbot des Eisentransportes über den Präbichl, Bittner 582, Anm.7. 2 Stahlverschleißgenerale Friedrich III. 1448/49; Abschrift enthalten in einem Schreiben aus dem Jahre 1629/V/10, OBA; Generale Maximilians desselben Inhalts 1512, 1514/II/4, OBA, ebenso Ferdinands I. 1559/IV, OBA; vgl. hier die weiteren Ordnungen. 3 16O6 bewilligte der Eisenobmann den Sensenschmieden von Kirchdorf für 1 Jahr die Einfuhr Vordernberger „Mocks“ über den Pyhrn. 1606/I/9, OBA; 1629 strenges Verbot Ferdinands II.; bei Überschreitung Strafe von 200 fl. und Einziehung als Kontrabande: 1629/IV, OBA. 4 Mondsee ist laut Konsens des Eisenobmanns Gottlieb Schröffl berechtigt, mit Vordernberger Eisenzeug zu han- deln und den Schmieden der kaiserl. Herrschaft Wildenegg das Eisen zu geben. Verlg.St. 3247/4 c. 5 Absatzgebiete für Vordernberger Eisen und Stahlzentlang des Kammertales, nach Rottenmann, Radstadt, Salz- burg, an die Etsch, Bayern, Schwaben, entlang der Mur bis Murau Generale Ferdinands l. 1559/IV. OBA. 6 Preuenhuber 10.

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