Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-16- Wenn auch durch die Zusammenschließung die Möglichkeiten zur Rationalisierung des Betriebes vorhanden waren, machte sich doch bald das Fehlen eines entsprechenden Betriebskapitals bemerk- bar, ja die Beteiligung Steyrs gab Anlass zu dauernden Unstimmigkeiten und inneren Kämpfen. Die Stadt litt zur Zeit der Gründung der Gewerkschaft unter einer drückenden Schuldenlast und ging einem raschen Verfall entgegen. Die Kriege, inneren Wirren, Auswanderung der vermögenden protestanti- schen Bürger, Einquartierungs- und Kriegslasten trugen zum wirtschaftlichen Ruin der Stadt bei. Die Stadt konnte keine höhere Einlagesumme aufbringen, daher musste man wieder Schulden machen entlehnte Geld bei den Eisenhandlern, die dadurch überragenden Einfluss in der Gewerkschaft erlang- ten. Diese Großhändler bezogen im Namen der Gewerkschaft fast die gesamte Produktion und übten praktisch den Handel aus. Diese wurden in wenigen Jahren schwerreich, die Gläubiger mussten sich eine Herabsetzung Ihrer Darlehensforderungen und den Verzicht auf Zinsenzahlungen gefallen lassen. Große Unternehmungen wie das Handelshaus Egger gingen in der Zeit des tiefsten Niedergangs zu Grunde. Der Eisenobmann Gottlieb Schröffl trug einen Hauptteil der Schuld an diesem Verfall . 1 Er hatte als Leiter der Verlagstelle Steyr und einflussreichster Mann beim Eisenwesen den Stahlverschleiß ins Reich in die Hände seiner Verwandtschaft gespielt und dadurch der Gewerkschaft die gewinnbrin- gende Einnahme entzogen. Man musste immer mehr Darlehen aufnehmen, so dass 1668 bereits eine Schuldenlast von 891.798 fl. bestand . 2 Rückständige Arbeitslöhne und Kohlenlieferungen vergrößerten diesen Betrag, so dass die Gesamtschulden auf 1 Million fl. anstiegen. Die zwangsweise entstandene Gesellschaft stand an Rande des Abgrunds außerdem stockte der Absatz und die Produktion stand damit nicht im Einklang. Besonders weniger gangbare Sorten häuften sich in beängstigender Weise an, es musste Abhilfe geschaffen werden. 3 Der Kaiser griff ein und sandte eine Kommission nach Eisenerz, die Gewerkschaft wurde in allen Belangen unter die Leitung des Kammergrafenamts gestellt und dem Einfluss der Händler entzogen. Jede Auszahlung der Erträgnisse wurde bis 1678 eingestellt und einer neuerlichen Kommission in diesem Jahre ist es zu danken, dass die Gewerkschaft jene Krisenzeiten überdauerte. Nach jenen Abschweifungen und Ausführungen über die Gründung und Entwicklung der Hauptge- werkschaft kehren wir zurück zum Bezugssystem im 17. Jh. Es erfolgte der Bezug von Eisen und Stahl ausschließlich in ihrem Namen durch die Bürger der Stadt Steyr. Diese hatte als Sitz der Verlagsstelle das ausschließliche Bezugsrecht; private Abschlüsse dagegen durften nicht getätigt werden. Bis zum Ende des 18. Jh. fand der Eisen- und Stahlbezug der Stadt, die um diese Zeit ihre alten Rechte verkaufte, in Rahmen der Gewerkschaft statt. Mit der Aufgabe jener Privilegien hatte die Stadt keinerlei Forde- rungen an die Gewerkschaft mehr zu stellen und war in direkter Weise am Innerberger Eisenwesen nicht mehr beteiligt. 4 Geschäfte zu leiten hatte. Pantz Gewerkschaft 30. 1 Gottlieb Schröffl von Mansperg, Eisenobmann von 1660-80. 2 1668/XV/27, OBA. 3 Die jährliche Produktion der Hämmer betrug in den Jahren 1630 - 1669 durchschnittlich 40.000 bis 50.000 Zent- ner „geschlagenen Zeug„. Jedoch der Absatz stand damit nicht im Einklang. Pantz, Gewerkschaft 68. 4 1798 Nov. 11, Verkauf des Einlagekapitals um 685.000 fl. an die staatliche Canal- und Bergbaugesellschaft. St.A. VII/22/Fasz. 420.

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