Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-15- der Eisenhandlungsgesellschaft gelungen, durch Darlehen der Kaufleute aus den Reichsstädten den Ver- lag zu erstatten und den monatlichen Zusatz zu geben. Die Wirtschaftsführung bei der Compagnie war auch nicht in den besten Händen . 1 Die Händler hielten sich nicht an die gebotene Ordnung machten Privatgeschäfte und tätigten allein den gewinnbringenden Auslandshandel. Zu all dem kam noch die Ge- genreformation, die sich in unseren Gebieten für das gesamte Wirtschaftsleben nachteilig auswirkte. Um 1600 zeigte sie sich an Erzberg in vollster Kraft, die Reformationskommission in St. Gallen erließ schärfste Bestimmungen gegen die Lutheraner. Die breite Masse fiel von der neuen Lehre ab, doch Gewerke und Bürger hielten zäh daran fest, diese wurden gezwungen ihreWerkgaden zu verlassen und aus der Heimat zu ziehen . 2 Fand der Gewerke aber keinen Käufer, so musste die Eisenhandlungscompagnie als zustän- dige Stelle die Werksanlage einlösen. So traurig stand die Lage, dass Erzherzog Ferdinand der Stadt Steyr den Antrag stellte, ihr gegen ein Darlehen von 100.000 fl. die Innerberger Eisenwurze in Pacht zu geben; jedoch dazu ist es nicht gekommen . 3 Da in Steyr selbst die Gegenreformation erst 1624 mit voller Schärfe einsetzte, zogen manche Gewerken mit ihren Familien in diese Stadt; aber um die Mitte der 20-er Jahre begann auch hier die gewaltsame Rekatholisierung und viele vermögenden Bürger kündigten ihre Kapi- talien auf und verließen das Land. 4 Die ausländischen Kaufleute zogen ihre Darlehen zurück, die Gesell- schaft konnte weder Verläge noch monatliche Zusätze reichen und die Gläubiger der Eisenhandlungs- kompagnie forderten ihr Geld größtenteils erfolglos. Eine regelmäßige Eisenhebung fand schon seit Jah- ren nicht mehr statt. In dieser allgemeinen Verwirrung und Stockung das Handels vollendete das „Lange Geld“ die Auflösung des gesamten Komplexes . 5 Laufend waren Kommissionen tätig um diese Notlage zu beseitigen, jedoch alle Versuche halfen dem Grundübel nicht ab. Parallel mit dem Sieg der Gegenrefor- mation lief die Aufkündigung des Verlages durch die Stadt, die Eisenhandelsgesellschaft hatte zu beste- hen aufgehört. Nun war die Katastrophe eingetreten. Nur eine vollkommene Reorganisation konnte das Eisenwesen wieder emporbringen. Vier Monate tagte eine große Kommission unter Führung Johanns von Wendenstein, der selbst aus einem österreichischen Gewerkengeschlecht stammte; es kam zur Gründung jener Organisationsform, in deren Händen noch durch Jahrhunderte Erzeugung und Verhand- lung des Eisens gelegen waren, der „Innerberger Hauptgewerkschaft“. Ihre Statuten wurden als „Haupt- capitulation über das neue haupteisengewerkschafts und compagniawösen“ am 20. Oktober 1625 publi- ziert. 6 Rad- und Hammerwerksbesitz wurde vereint und auf gemeinsame Rechnung geführt. Die Stadt Steyr wurde in diese Vereinigung als Entschädigung für die Abtretung des Privilegiums aufgenommen, dessen Aufrechterhaltung jedoch durch die Kündigung des Verlages durch die Eisenhandlungskompagnie und die ablehnende Haltung der Stadtvertretung gegenüber den Eisenhandel zweifelhaft erschien. Die Radmeister mit ihren Werken in Eisenerz bildeten das erste Glied, die Hammermeister mit ihren Betrie- ben, Landstücken, Waldungen, Holz, Kohle und Eisen das zweite und die Stadt Steyr mit ihrer Einlage, wozu aber schon das Geld gerechnet wurde, das sie auf Rad- und Hammerwerken liegen hatte, das dritte Glied. Das kunstvoll ausgebildete Vertragssystem, das die 3 untereinander verbunden hatte, jedoch je- dem einzelnen seine Selbständigkeit gelassen hatte, musste der Gewerkschaft Platz machen in deren Eigentum nun der ganze Besitz überging. Die Hauptgewerkschaft war in einzelnen Fällen an die Entschei- dung des Kammergrafenamts gebunden, jene landesfürstliche Behörde wurde 1626 mit dem Amtssitz in Eisenerz eingesetzt und hatte die Gebarung der Hauptgewerkschaft zu überwachen. 7 der gesamten Produktion eingetreten ist. 1584/XI/34, OBA. 1 1587 Bericht der Compagnie an den Amtmann, dass die Verleger wie in früheren Jahren die Hammermeister drückten. 1587/XII/24, OBA. 2 1600 Aufhebung von 11 Hammerwerken, Pritz 407; 1616 Nov. 29 letzte Frist zur Auswanderung, Pantz, Gewer- ken 399/400. 3 Pritz 408. 4 Niederösterreich, Ungarn, Regensburg waren ihre Ziele. Noch Ende des 17. Jh. Nachkommen der Geschlechter Händl, Urkauff, Stettner in Regensburg zu finden. Pantz, Gewerken 284. 5 Das „Lange Geld“ war eine schlechte Münze, bestand aus 12 und 24 Kreuzer Stücken, kleinen Groschen und bayr. Landmünzen. Es war seit 1621 in Umlauf, sein wert verschlechterte sich bis 1624 derart, dass es nur mehr den vierten Teil seines Wertes behielt. vgl. A. Luschin von Ebengreuth „Das Lange Geld in Steiermark“, Mitteilun- gen d. hist. Vereines für Steiermark, H. 38, 33 ff. 6 1625 /IV/15, OBA, Bittner 622, Pantz Gewerkschaft 19 ff. 7 Erster Kammergraf wurde Graf Erhart Wilhelm v. Klaffenau, der an Stelle des Amtmannes in Eisenerz die

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