Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-10- durfte es über Weyer oder Aschbach nach Waidhofen gebracht werden. Jeder Versuch der Waidhof- ner, diese harte Regelung zu beseitigen schlug an der eifersüchtigen Aufmerksamkeit der Steyrer Kauf- leute fehl. Ersteren wurde 1371 verboten, mehr Eisen aus Eisenerz zu führen, als sie zur Versorgung ihrer eigenen Handwerker selbst brauchten, Handel damit zu treiben war ihnen verboten. 1 Man er- hoffte sich durch die Vereinigung der in 7 Handwerken getrennten Schmiede in die St. Johanniszeche durch Bischof Johann von Freising wirksame Abwehr gegen all die erlassenen Verordnungen, doch das Gegenteil trat ein, Stapelrecht und Straßenzwang Steyrs verschärften sich noch mehr . 2 Steyr stützte sich in all diesen Streitigkeiten mit seiner größten Konkurrenzstadt auf die 1287 erhaltenen Vorrechte die Kaiser Maximilian I. anerkannte und zu Gunsten Steyrs die Kämpfe beilegte. Am 18. Jänner 1501 fanden die Verhandlungen mit einem Sieg dieser Stadt ihren Abschluss. Der Eisenhandel war ab nun den Waidhofnern nur im Umkreis von 3 Meilen gestattet, alles Übrige aber, das sie nicht zur Versor- gung dieses Bezirkes brauchten, sollten sie beim „Kasten “ 3 auf das Wasser legen und nach alten Her- kommen auf der Enns nach Steyr führen. 4 Diesen Bestimmungen entgegen trieben die Waidhofner auch außerhalb dieses Bezirkes Handel und es folgte nach vorausgegangenem Prozess der beiden Städte bei der niederösterreichischen Regierung 1568 die neuerliche Bestätigung dieses Verbotes. 5 Die Entscheidung Maximilian I. blieb also aufrecht, der lange Kampf endete trotz aller Anstrengungen mit einen Misserfolg der Waidhofner; 6 der ausschließliche Vertrieb des innerbergischen Eisens blies das Monopol der Handelsherrn von Steyr, diese Stadt war die „landesfürstlich privilegierte Niederlagsstadt für Stahl und Eisen aus Innerberg.“ 7 Parallel mit den Bestrebungen der Schmiede Waidhofens gingen ähnliche Versuche im Steyrtal vor sich. Die Sensenschmiede, die mächtigen Eisengewerken im Steyr-, Krems- und Teichltal organisierten sich und schlossen sich zu einer Zunft zusammen mit ihrem Sitz in Kirchdorf-Micheldorf. Auf diese Weise wollten sie sich beim Eisenbezug von Steyr lösen und selbst die Geschäfte mit Innerberg tätigen. Jedoch der Versuch misslang, Herzog Ernst verbot den Sensenschmie- den 1410 den selbstständigen Eisenbezug. 8 Hier wie dort suchten sich die Gewerke durch Zusammen- schluss zu stärken, um dem drückenden Einfluss Steyrs besser entgegentreten zu können, ihr Wider- stand wurde jedoch durch landesfürstliche Machtsprüche gebrochen. Die Bürger der Stadt Enns trieben ebenfalls selbst Eisenhandel und wollten 1483 die Steyrer zwin- gen, ihr Eisen in Enns niederzulegen. In dem anschließenden Streit siegten die Steyrer, wurden von der Maut in Enns ganz befreit und hatten als einzige rechtmäßige Mautstätte Ebelsberg anzuerkennen . 9 Der Markt Weyer stand am Ende des 14. Jh. als Eisenort großer Bedeutung neben Steyr, seine güns- tige Lage an der Enns schuf die Grundlage zur Entwicklung einer blühenden Eisenindustrie. 1384 wurde jedoch diese Stellung Weyers gebrochen. Laut Schiedsspruch Herzogs Albrecht II. mussten die Weyrer ebenso wie die Waidhofner alles Eisen, das sie zur Bearbeitung aus den Hammerwerken bezogen, die großteils in nächster Umgebung lagen, zuerst nach Steyr bringen, hier hatten sie dies den Bürgern 3 Tage lang zu wohlfeilen Preis feilzubieten, erst nach Ablauf dieser Frist konnten sie ihre Waren nach Belieben weiterverhandeln oder dem eigenen Gebrauch zuführen . 10 Seit dieser Zeit trat dieser Markt als Konkur- rent Steyrs zurück und er musste sich in den gebotenen Grenzen halten. Ebenso erfolglos war der Streit des Abtes von Admont mit Steyr, auch er musste sich dem Straßenzwang und Stapelrechte Steyrs fü- gen. 11 Die Stadt siegte auf allen Linien und konnte sich mit landesfürstlicher Hilfe behaupten. 1 1345 Herzog Albrecht, Preuenhuber 58. 2 Ähnlich erschwert gestalteten sich auch die Ausfuhrbedingungen der Fertigwaren, der einträgliche Handel mit „Venedigischen“ Waren war ihnen verboten, Pritz 152. 3 „Kasten“ = in Weyer an der Enns gelegen. 4 1507 Jan. 18, II/2, OBA. 5 Preuenhuber 282/83, Pritz 217. 6 Auch dürften die inneren Wirren Waidhofens Ende des 16. Jh. zur völligen Niederlage beigetragen haben, vgl. Friess, 50 ff. 7 vgl. hiezu Bittner 525-528. 8 1410 Herzog Ernst, Pritz 136. 9 Bittner 574, Anm. 2. 10 1384 Linz, Herzog Albrecht, Preuenhuber 66. 11 1360, Eisenverführung darf nur auf den erlaubten Straßen erfolgen, neu angelegte durch den Abt sind aufzu- lassen. 1360/I/3, OBA.

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