Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-3- getrennte Leitung und daher Verschiedene Besitzer. In diesen Hammerwerken wurden „Welsche Hämmer“ errichtet mit einem Bärgewicht von mehreren Zentnern, die daher schwer und langsam gingen und nur grobe Produkte von 20-40 Pfund Gewicht erzeugten. Die Vergrößerung der Maß ergab eine nochmalige Trennung in den Hammerwerken selbst. Die Herstellung und Bearbeitung feinerer Sorten geschah auf rasch gehenden „Zain- oder Streckhämmern“. Durch diese Ar- beitsteilung erzielte man eine Rationalisierung der Produktion. Eisensorten Beim Stuckofenprozess entstand neben flüssigem „Graglach“, das sich amBoden des Ofens ansammelte, noch eine Reihe anderer Abfallprodukte: „Waschwerk“ wurde gewonnen in den „Pochwerken“ 1 durch „Pochen“ = zer- kleinern und waschen der Schlacke, der „Hart“ bestand aus Tropfen und Zapfen, die an den Klumpen hingen und beim Zerteilen der Maß abfielen, das „Bröckeleisen“ ergab sich von den Rändern der Maß, das ebenfalls als Ab- fallprodukt gewertet wurde. Jene Abfallsortenwurden schon im14. Jahrhundert imTauschweg als Rückfracht den Lebensmittelhändlern mitgegeben und in den Proviantbezirken des Innerberges zu weichem Eisen vorarbeitet. Jene „Proviantsorten“ bildeten die Grundlage für die blühende Eisenindustrie des „Dreimärktebezirks“ um Gres- ten, Scheibbs, Purgstall und der Stadt Waidhofen, die durch die Versorgung mit diesen Produkten teilweise Ersatz erhielten für Einbußen im Eisenhandel. Im Hinblick auf die Gesamtproduktion betrug Abfalleisen keineswegs eine geringe Menge, es nahm 15-20 % der Erzeugung ein. Die Verarbeitung zu Weicheisen konnte auch verhältnismä- ßig einfach vor sich gehen, da es sich nur um niedrig gekohltes Eisen handelte. Die Maß enthielt neben diesen äußeren Schlackenteilen Schmiedeeisen, gegen den Kern zu eisenschüssi- gen „Zwizachstahl “ 2 und der Kern selbst bestand aus reinem Stahl, bei dem Roh-, Mittel- und Vorderkernstahl zu unterscheiden war. Der „Vorderkernstahl“ lieferte die beste Qualität: er wurde von den Hammerschmieden zu „Scharsach- stahl“ in Stangen von 11-42 Pfund ausgeschmiede t 3 oder an die „Gesellschaft des Gestreckten Stahls“ in Steyr abgegeben, in deren Hämmern „gestreckter Stahl“ hergestellt wurde . 4 Jene Stähle wurden mehrmals zu Schweißgarben unter dem Hammer zusammengesetzt und paketiert, wodurch sie verfeinert und elastischer wurden. Man hieß jene stähle „Gärbstähle“, die sich durch hervorragende Harte und Gleichmäßigkeit aus- zeichneten und beste Qualität ergaben. Aus Mittelstahl wurde „gezainter Frumbstahl, Vorderhackenstahl“ und „Frumbhackenstahl“ verfertigt. Ersterer galt als Rohstoff für die Klingenschmiede, der mit den „Zaineisen“ zusammen als „Frumbwerk“ be- zeichnet wurde . 5 Rohstahl verarbeitete man zu „gemeinem gezainten Stahl“ und zu „gemeinen Hackenstahl“. Der von den Kirchdorfer Sensenschmieden so viel begehrte „Hackstahl“ 6 wurde ebenfalls aus Rohstahl hergestellt. „Zerrenneisen“, das in den „welschen Hämmern“ erzeugt wurde, bildete den Ausgangspunkt für Stangen- , Flumm-, Hacken- und Klobeisen; Weicheisen wurde in den kleinen Hämmern zu „Zaineisen“ in Stangen von 4-5 Pfund Gewicht verarbeitet, auch zu „Gatter-, Stegreif- und Knoppereisen“. Aus dem Abfall des Weichei- sens wurde Drahtziehereisen erzeugt. Nach Bittner ergab sich folgende prozentuelle Aufteilung: Eine Maß ergab ca. 30-40 % Scharsachstahl, 5- 8 % gezainten Frumbstahl oder Vorderkernstahl, 5-8 % gemeinen gezainten Stahl und gemeinen Hackenstahl, 30-40 % Weicheisen und Zwizach . 7 Wurde nun die Erzeugung von Scharsachstahl forciert, was oft geschah, da dieser erstes Exportgut darstellte, so erlitten die Handwerksbetriebe, die Frumbwerkzeug verarbeiteten großen Rohstoffmangel. Auch die zu große Produktion von Vorderhackenstahl wirkte sich für die Handwerks- betriebe ungünstig aus. 8 1 Modell eines Pochwerks im Kunsthistorischen Museum Wien. 2 Eine Mittelsorte zwischen Eisen und Stahl. 3 Die Bedeutung von „Scharsach“ ist bis heute noch nicht geklärt, vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem alt- deutschen „Sax“- Messer, es ergäbe sich sodann „Schar“ = „Scher“ „Sax“ = „Messer“, also „Schermesser“. Die Messer- schmiede von Trattenbach waren als „Scharsacher“ bekannt, sie bezogen für ihre Erzeugung diesen Stahl. 4 Diese Gesellschaft bestand seit Beginn des 16. Jh. und besaß Hämmer in Kleinraming, an der Steyr und in Neuzeug. 5 vgl. Kapitel „Klingenproduktion“. 6 „Mockstahl“ war ein eisenreicher Stahl. 7 Bittner 519/20. 8 vgl. Kapitel „Klingenproduktion“.

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