Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-1- Einleitung Allgemeine Übersicht über das Innerberger Eisenwesen Seit Jahrhunderten fand das wirtschaftliche Gedeihen unseres Landes die stärksten Wurzeln seiner Kraft im reichen Bergsegen. Edle und unedle Minerale hatte die Natur den Boden mit vollen Händen einverleibt, Silber, etwas Gold, Quecksilber, Kupfer und vor allem in reicher Menge Salz und Eisen, die Armut an Ackerland wurde dadurch ausgeglichen. Zur Hebung der Ausbeute stand Holz und Wasser in verschwenderischer Fülle zur Verfügung und in der Gewinnung der Montanprodukte lag eine der mächtigsten Triebkräfte unserer Volkswirtschaft in vergangenen Jahrhunderten. Das Innerberger Eisenwesen war auf einmaliger und einzigartiger Grundlege gewachsen und durch eine Fülle von Einflüssen geformt und gestaltet worden. Von Natur aus war diesem Stückehen Erde so überreich ausgestattet wie kein zweites. Die gewaltigen Erzmassen schienen unseren Vorfahren uner- schöpflich, sie legen in einer Ausdehnung von vielen hundert Klaftern offen am Tage, daher der Schmelzprozess verhältnismäßig einfach verlaufen konnte. Die dichten Waldbestände lieferten die nö- tige Holzkohle, die Wasserfülle der mit starken Gefälle dahinschießenden Bäche bot reichliche und billige Wasserkraft. Die geographische Lage des steirischen Erzberges war äußerst günstig. Die unmit- telbare Nähe des tiefsten Einschnittes des Alpenhauptkammes, des Präbichl, den der Erzberg um ei- nige hundert Meter überragt, führte zu getrenntem Abbau in Süden und Norden, nach beiden Seiten hin können wir eine selbständige Entwicklung feststellen. Es erwuchsen zwei getrennte Zentren, so- wohl in Hinblick auf Eisengewinnung als auch auf Eisenverarbeitung. Im Süden war Vordernberg mit demMur- und Mürztal und Leoben als Mittelpunkt, im Norden „Innerberg“ Eisenerz mit den Verarbei- tungsgebiet entlang der Enns und dem Zentrum Steyr entstanden. Historischer Überblick Die Frage ob römischer Abbau an Erzberg stattfand, ist noch nicht ganz geklärt. 1 Die Schildfarbrik in Lorch spräche wohl für römische Bearbeitung, jedoch das Gebiet am Unterlauf der Enns bis Steyr weist keinerlei Spuren einer römischen Besiedlung auf. Im Gegensatz hiezu konnte der römische Abbau am Hüttenberg in Kärnten nachgewiesen werden und das „Norische Eisen“ hatte sich in aller Welt berech- tigten Ruhm erworben . 2 Aus der Zeit der Völkerwanderung sind uns keinerlei Nachrichten über Eisengewinnung in diesem Gebiet erhalten, jedoch dürften Kelten und später eingewanderte Slaven sich damit beschäftigt haben. Germanische Stämme, die in die Gebiete des steirischen Erzberges kamen, haben sich wohl kaum mit dem friedlichen Geschäft der Eisengewinnung abgegeben, sondern sich mehr für Jagd und Fischfang interessiert, auch hielten sie sich viel zu kurze Zeit hier auf und überließen die Bearbeitung wahrschein- lich den kundigen Schmieden des Landes. In 6. Jahrhundert fand mit der einsetzenden Besiedlung des östlichen Donau-Alpenraumes zwi- schen Loch und Enns ein stärkerer Auftrieb im ganzen Bergbau statt. Neu errichtete Klöster, Kolonisa- tionszentren des Landes, können als Förderer der Eisengewinnung angesehen werden, ihre Hintersas- sen und Hörige verarbeiteten das Eisen zu nötigen Gebrauchsgegenstünden. Im frühen Mittelalter be- gann sich hier bereits eine Industrie zu entwickeln, die noch heute dem ganzen Gebiet ihren charakte- ristischen Stempel aufdrückt. 3 Eine ununterbrochene Bearbeitung des Erzberges fand seit dem 9. Jahr- hundert statt, doch erst in 12. Jahrhundert bekam der Erzberg größere Bedeutung für die Wirtschaft unseres Landes. Der folgende rasche Aufstieg des Eisenwesens in 14. und 15. Jahrhundert ist begrün- det in der verhältnismäßig leichten Ausbeute der Erze die im Tagbau, also ohne kostspielige Gruben- arbeit gewonnen werden konnten. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begegnet uns ein allmähliches Absinken, dessen Gründe in den politischen und religiösen Verhältnissen zu suchen sind, die zum Groß- teil auch die Ursachen für die Katastrophe von 1625 waren. 1 Schuster „Innerberger Eisenwesen“ Manuskript. 2 vgl. Schmidt Walter. „Norisches Eisen“ Beiträge zur Geschichte des innerösterreichischen Eisenwesens, Abtei- lung 1, H. 2, Wien-Berlin 1932. 3 Nach einer Überlieferung sei der Erzberg 742 wiederentdeckt worden. Bittner 459.

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