Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-94- und Eisen stellten Messer die wichtigste Handelsware und begehrtestes Exportgut dar. Ihre Erzeu- gung gab mehr als 1.000 Menschen Arbeit, das Messererhandwerk war die Nährkraft und Erwerbs- quelle eines beträchtlichen Teiles der städtischen Bevölkerung. Durch die Bindung der Stadt an das Handwerk war sie auch den Schwankungen unterworfen, denen das Handwerk ausgesetzt war. In Blütezeiten nahm das wirtschaftliche Leben der Stadt und daher diese selbst großen Aufschwung; Messerer aus der weiteren Umgebung zogen nach Steyr, erwarben das Bürgerrecht und betrieben hier ihr Handwerk weiter. In Krisenzeiten jedoch verarmten nicht nur die Messerer, sondern zogen auch die ihnen mitverwandten Handwerker, die Klingenschmiede, Schleifer, Schalenschroter, Feilen- hauer u. a. ins Elend. Schwankungen im Messerabsatz wirkten sich also auch unmittelbar bei jenen Handwerkern aus. Die weitverzweigte Eisenindustrie Steyr, die sich seit dem Mittelalter hier entwi- ckelt hatte, Huf-, Hammer-, Neigerschmiede, Sporer, Pfannen-, Hauben-, Zweck-, Nagel-, Blech- und Zirkelschmiede, Panzerstricker, Schlosser, Schwertfeger und alle übrigen eisenverarbeitende Hand- werke, die hier ihre Kunst betrieben, fanden im Messererhandwerk den Höhepunkt. Ohne dieses hatte Steyr sich niemals zu jener bedeutenden Stellung im Wirtschaftsleben des gesamten Landes entwickelt. Trotz Störungen schwerster Art, Kriegen, Gegenreformation und schweren Naturkata- strophen, wie Seuchen, Bränden und Überschwemmungen, die mit grausamer Härte die Stadt heim- suchten, kam die Stadt durch emsigen Handwerkerfleiß immer wieder empor. Eisen und Stahl, seine Verhandlung und Verarbeitung, in erster Linie zu Messern, stellten die beiden Existenzgrundlagen für die Bevölkerung Steyrs dar; jene beiden Zweige formten, einander beeinflussend und ergänzend, die Geschicke der Stadt und führten sie, bedingt durch die jeweiligen wirtschaftlichen Voraussetzun- gen, zu Perioden höchster Blüte und tiefsten Niedergangs. Mit Recht kann Steyr als die „Eisenstadt“ bezeichnet werden, deren Vergangenheit durch Eisen und Stahl bestimmt war und deren Geschichte zu allen Zeiten innigst mit diesem Rohstoff verknüpft war. Wenn auch die vorliegende Arbeit keine in sich abgeschlossene Darstellung ist, da sie nur bis zum Ende des 17. Jh. jene beiden Gewerbe behandelt, so möge jener Ausschnitt aus dem reichen gewerb- lichen Leben der Stadt ein Beitrag für die Erforschung der Geschichte der Stadt darstellen. Es bliebe noch weiterer emsiger Arbeit vorbehalten, das begonnene Werk bis zum zeitbedingten Niedergang der beiden Gewerbe fortzuführen und zu vollenden.

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