Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-89- wegen Stahllieferungen für die Messerer abgewiesen, wodurch ihm aber die Möglichkeit genommen wurde, seine Schulden bei den Messerern abzudecken . 1 So stand es zu Beginn des 17. Jh. um dieses Handwerk, dessen Erzeugnisse vor wenigen Jahrzehnten reißend Absatz gefunden hatten. Die Händ- ler konnten ihre Verträge nicht einhalten, die Fertigwaren blieben unverkauft bei den Messerern liegen und schwere Krisenzeiten waren für das Handwerk angebrochen. 2 Gegenreformation und Bauernkriege legten den Messerhandel fast vollständig lahm, die Einnahmen des Staates aus der Verführung von geschliffenen Waren wurden immer geringer und man begann, jenem Wirtschafts- gebiet Interesse zuzuwenden. Der Gedanke, eine staatliche Klingenkammer zu errichten war aufge- taucht, jedoch zu einer Ausführung scheint es nicht gekommen zu sein . 3 Die privaten Messerverleger durften aber eine Vereinigung geschlossen haben; wir finden diese in den Akten als „einige Messer- handlung“ bezeichnet. Mit dem Verfall der Stadt und dem Niedergang jeder gewerblichen Tätigkeit, löste sich auch die Messerhandlung völlig auf. Die Financiers der Innerberger Hauptgewerkschaft zeigten an diesem Geschäft weniger Interesse, sie schlossen lieber gewinnbringende Handelsabkom- men mit geschlagenem Stahl und Eisen. 4 Die langsame Besserung der städtischen Verhältnisse gegen Ende des Jahrhunderts ergab auch für das Handwerk einen allmählichen Anstieg; jedoch die Glanz- zeiten des 16. Jh. waren vorüber. Der Stand der „Messerhändler“, der sich ausschließlich mit der Verhandlung jener Waren befasste und dadurch zu großem Vermögen gelangte, 5 war in der folgen- den Zeit unbekannt und konnte sich auch in späterer Zeit nie wieder behaupten. Die Verhandlung erfolgte entweder wieder durch die Meister selbst, oder durch die Eisenhändler, die neben dem geschlagenen Eisen auch Handwerkswaren führten. 1 1603 Okt. 17, Ansuchen Reischkos an den Eisenobmann, IV/15/98. 2 Nun trat jene Klausel der Verträge in Kraft, die für diese Zeiten der „Unwierde“ gedacht waren: Die Händler behielten sich vor, in schlechten Zeiten die Verträge zu ändern; vgl. S. 88, Anm. 4. 3 1615 Jän. 3, Bittner 608, Anm. 2 u. 3. 4 vgl. S. 33 ff. 5 vgl. S. 86, Anm. 3. Ein bedeutender Messerhändler war auch Benedikt Ättl, aus Freistadt gebürtig, der lange Jahre Ratsherr und 10 Jahre Stadtrichter war; bei seinem Tode 1587 fiel seinen Erben beträchtliches Vermögen zu: der Adelssitz die „Thaun bei Steyr“ („Tann“ Gemeinde Dietach, im NW der Stadt Steyr) gehörte ebenfalls zu seinem Besitz. Ättl vermachte in seinem Testament 4.000 fl. dem neu errichteten „Herrenhaus“ in Aichet: Preu- enhuber 296. Ättl ebenbürtig waren Michael Aidn, Christoph Seyringer, Hanns Mattlseder, Sebolt Händl, Hans Reischko u. a., sie alle hatten sich durch den Messerhandel Vermögen und Reichtum geschaffen. Der Messerer Pranauer hatte sich Ende des 15. Jh. zu einem Großkaufmann und bedeutenden Verleger emporgearbeitet, des- sen Tochter wurde die Gattin Lorenz Gutprodts; also auch hier wurde, wie bei den Eisenhändlern Familienpolitik betrieben. Preuenhuber, 159; vgl. Anhang Blatt: 36, Wohnsitze der Händler und Handwerker.

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