Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

-88- Messerer, Händler, Ausländer - in zahlreichen Orten und fremden Ländern mehr Messer verkauft wurden, als durch eine Gesellschaft, die nur aus wenigen Personen bestehen wurde, hatte erfolgen können. Auch konnte eine Kompagnie in schlechten Zeiten auch keine Messer verhandeln und daher auch keine besseren Preise zahlen . 1 Die Messerhandlung, die „anderen Absatz und Umstände in sich schließt als die Eisenhandlung“, konnte also nicht in eine Gesellschaft übergeleitet werden. Es wurde jedoch ein Ausschuss der vornehmsten Messerhändler, Messerer, Schleifer und Klingenschmiede gebildet, der auf Befehl der Eisenkommission, die in Steyr tagte, diese Angelegenheit regeln sollte . 2 1588 kam der Beschluss zustande: 3 sämtliche erzeugten Messer mussten an die namentlich ange- führten Messerhändler verkauft werden; jeder Messerer sollte mit seinem Verleger einen Vertrag abschließen und diesem die durch die „Einziehordnung“ bestimmte Anzahl Messer jährlich liefern . 4 Damit die Handwerker, die die Waren erzeugten neben den Händlern ihr Fortkommen hatten, setzte man neue, „gesunde Preise“ für beide Teile fest. Nach 8 Jahren war es nun den Messerern gelungen, eine Preiserhöhung zu erzielen; die „Zweilinge“ stiegen pro Tausend um 2 fl., die gleiche Menge „Frumbwerk“ um 1 fl. Gegenseitiges Entgegenkommen wäre die Voraussetzung für gedeihliches zu- sammenarbeiten! Einige Jahre ging nun der Messerhandel klaglos von statten, doch endgültig waren durch jene Maßnahmen die Schwierigkeiten nicht beigelegt; die Absatzstockungen hielten jedoch an und um die Jahrhundertwende trat bereits ein Verfall des einst blühenden Handwerks ein. Hans Reischko, Bürger und Messerhändler zu Steyr, richtete an den Eisenobmann die dringende Bitte, dem unaufhaltsamen Niedergang des Messerergewerbes Einhalt zu gebieten; bis jetzt hatte er die armen Messerer unterstützt und ihnen ihre Erzeugnisse abgenommen, doch weiterhin konnte er dies nicht tun, da die Nachfrage nach Messern nur gering sei. Die Eisenhandelsgesellschaft hatte ihn 1 1580 Apr. 7, Bericht der Messerhändler wegen der vorgeschlagenen Kompagnie, IV/10/374, St.A. 2 1581 Juli 20, Eisenkommission von Steyr deswegen an Bürgermeister, Richter und Rat, IV/10/374, St.A. 3 1588 Febr. 13; Bestätigung dieses Beschlusses durch: Hans Adam Pfeffer - Bürgermeister, Daniel Strasser - Rat, Michael Sayler - Rat, Melchior Höber - Stadtschreiber, Hans Mattlseder - Messerhändler, Hans Staudenkern - Messerhändler, Peter Stainpacher - Zechmeister des Messererhandwerks, Christoph Dienstmann - Messerer, Ja- kob Vischer - Messerer, Stefan Weiss - Klingenschmied, Wolf Edtfellner - Klingenschmied, Hans Müllperger - Klin- genschmied, Wolf Steger - Schleifer, Thomas Seisensteiner - Schleifer, Wolf Jägermayr - Schleifer. 1588 Juni 22, abermals Beschluss der Zech und Viermeister des Handwerks, XI/5, St.A. 4 „Einziehordnung“ mit für die Messerarbeit zu Steyr aus dem Jahre 1588: die Paarmesserer dürfen wöchentlich nicht mehr als 100 Paarmesser erzeugen; ebenso viele „angetriebene Messer“, „Türkische und Khäplete“, mit- sammen höchstens 500 Messer pro Woche und nicht mehr. Nach dieser „Einziehordnung“ waren folgende Mes- serer verpflichtet die angegebenen Mengen Messer jährlich zu liefern; die Lieferungen erfolgten in Form von „Pürstlageln“ (P.L.) - fasste ca. 2. 000 Messer (errechnet aus den Mautgebühren von 1608, IV/2/4493) und „Ei- merlagel“ (E.M.) - fasste ca. 1. 500 Messer (ebenda). Hanns Dienstmann d. Ä.: 40 P.L., Leopold Seisenegger: 30 P.L., Christoph Dienstmann: 30 P.L., Jakob Vischer: 26 P.L., Sebastian Tanperger: 26 P.L., Ulrich Haller: 26 P. L., Wolf Liechtenperger: 26 P.L., Andre Schönauer: 26 P.L., Georg Dienstmann: 8 P.L., Paul Konrad: 8 P.L., Simon Zinberger: 6 P. L. — Peter Stainpacher: 26 E.M., Bartlme Aichbeger: 26 E.L., Philipp Schmidtberger: 26 E. L., Se- bastian Koller: 26 E.L., Hanns Dienstmann d. Jg.: 20 E.L., Daniel Richard: 18 E.L., Hanns Paumgartner: 18 E.L., Lienhard Siedler: 16 E.L., Stefan Paumgartner: 16 E.L., Michael Wiegster: 16 E.L., Sebastian Panner's Wwe: 16 E.L., Thomas Hagmayr: 12 E.L., Hanns Rarmoser: 10 E.L., Wolff Nauperger: 10 E.L., Michael Grünbergen: 8 E.L., Prokusch Heigl: 8 E.L., Michael Schräpacher: 6 E.L., XI/5, St.A.; Nach dieser Aufstellung betrug also die Jahrespro- duktion der besten Werkstätte Steyr, des Hans Dienstmanns d. Ä. 80.000 Messer; als Vergleich sei die jährliche Erzeugungsmenge einer modernen Besteckfabrik angegeben: eine Belegschaft von 250 Arbeitern erzeugt im Jahr 3 ½ Millionen Besteckteile (Messer, Gabel und Löffel), die versandbereit das Werk verlassen. Die Verträge der Händler mit den Messerern sind uns teilweise erhalten: 1591 Juni 20, Andre Pirssing hat mit dem Messerermeis- ter Hanns Rahrmosser einen Kontrakt geschlossen. 1591 Juni 29, Hans Strasser d. Jg. hat mit Ulrich Haller einen Kontrakt auf 3 Jahre geschlossen. Barbara Händlin verpflichtet sich, die Messerer Kern, Riedler und Schönauer herzuhalten und zu verlegen, Hanns Reischko verlegt folgende Meister auf 1 Jahr mit halber Arbeit: Peter Rarer, Daniel Reichert, Elisabeth Rarmoser; Jörg Dienstmann mit ganzer Arbeit, Georg Guedbrodt verpflichtet sich auf 1 Jahr 6 „Pürstlagen“ Messer von dem Messerer Michael Grubinger zu nehmen. 1591 Juni 29, Hans Mattlseder, Bürger und Handelsmann verlegt Christoph Dienstmann mit 12 „Lagl“ Messer pro Jahr, Hans Stauder verlegt auf 1 Jahr Bartlme Aichperger mit ganzer Arbeit, Peter Rarer und Elisabeth Panner mit halber Arbeit; Christoph Sey- ringer verlegt Jakob Vischer u. Wolf Lichtenberger pro Monat von jedem 1 P.L. Messer so lange es möglich. XI/5, St.A.; vgl. Verzeichnis der Messerhändler aus den Jahre 1588, Anhang Nr. 12, 1598: Nr. 13.

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