Zwei Jahre Dollfuß - Zum 20. Mai 1934

Politischer Neuaufbau. Als die gegenwärtige österreichische Regierung unter ihrem Führer Dr. Engelbert Dollfufi ins Amt trat, prophe– zeite man ihr keine lange Lebensdauer. Man zweifelte wohl nicht an dem guten Willen des neuen Bundeskanzlers und seiner Mitarbeiter, ihr Bestes zu tun, um die Rück– wirkungen der sich neuerdings verschärfenden Wirt– .schaftskrise auf Österreich wenigstens abzuschwächen, allein man traute ihnen nicht die Festigkeit und Tatkraft zu, sich gegen die Schwierigkeiten, die sich aus der politi– schen und wirtschaftlichen Gesamtlage für sie ergaben, durchzusetzen. Unbedingt notwendig war die Zusammen– fassung aller positiven Kräfte im Lande, gerade dafür fand sich aber im Nationalrate, der doch in erster Linie a]s Volksvertretung berufen war, die Initiative in dieser kritischen Lage zu ergreifen, nicht das geringste Verständ– nis. Die Regierung Buresch hatte sich infolgedessen im Mai 1932 entschlossen, zurückzutreten, aber auch die neue Regierung sah sich bei ihrem Amtsantritte denselben politisch-parlamentarischen Schwierigkeiten gegenüber. Der neue Bundeskanzler Dr. Dollfufi glaubte zu– nächst, sie durch einen Appell an die bürgerlichen Parteien überwinden zu können. Er war fest entschlossen, mit der Politik der Kompromisse mit der sozialdemokratischen Partei endgültig zu brechen, der es dadurch möglich ge– worden war, durch Jahre alle Maßnahmen zu verhindern, die ihrem Parteiinteresse nicht entsprachen, ohne dafi sie 5

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