Zwei Jahre Dollfuß - Zum 20. Mai 1934

ten anziehen, denn die Natur will, dafl sie einander ab– stoflen". - Krieg wäre darnach wieder der normale Zu– stand, der Fortschritt, den das Germanentum im Verein mit dem Christentum bewirkt hat, als es in dem Auf– lösungsprozefl des alten Römischen Reiches, das jus belli infinitum der Antike, das sich aus dem rechtsausschlieflen– den Charakter der antiken Staatenbildung ergeben hatte, beseitigte und im Geiste seiner universalen Grundeinstel– lung die Idee einer europäischen Rechts- und Kulturge– meinschaft verwirklichte und dadurch die Entwicklung europäischer Kultur ermöglichte, soll wieder rückgängig gemacht werden und die Völker nur die Bestimmung haben, einander zu hassen und zu vernichten? - Kon– stantin Frantz machte in seinem bereits erwähnten Werke über die Naturlehre des Staates über den Zusammenhang zwischen innerer und äuflerer Politik folgende auch heute noch recht aktuelle Bemerkung: ,,Da nach dem Zentrali– sationsprinzip der Staat nur als eine Einheit betrachtet, seine Zusammensetzung aus verschiedenen Teilen dagegen ganz ignoriert wird, so ist von vornherein damit jeder Ge– danke daran abgeschnitten, dafl auch der einzelne Staat selbst wiederum nur Glied eines gröfleren Ganzen sein könne. Hier sieht man erst recht, wie viel darauf an– kommt, ob man von föderativen Grundlagen ausgeht oder nicht; nur in ersterem Falle ist der Übergang aus dem Staate in die Staatengesellschaft angebahnt, wodurch innere und äußere Politik einen gemeinsamen Mittelpunkt gewinnen; im anderen Falle wächst hingegen mit der Zen– tralisation auch die Sprödigkeit und Eigenwilligkeit der einzelnen Staaten. Jeder Staat gilt dann als Welt für sich; das ist Autarkie der Selbstgenugsamkeit, eine gefährliche Idee; sagte man statt Autarkie hier suffisance, was doch eigentlich die wörtliche Übersetzung davon ist, aber zu– gleich auch ein nichtiges, hochmütiges Vorgeben bedeutet, so läge darin die beste Kritik dieser Lehre." War schon 1871, als Frantz dieses schrieb, diese Lehre 38

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