Zwei Jahre Dollfuß - Zum 20. Mai 1934

geschaffen wurde. Die Begebung der Auslandanleihe schien aber in immer weitere Ferne zu rücken, da durch die parlamentarische Misere in Österreich jede zielsichere Reformarbeit unmöglich und dadurch das Vertrauen des Auslandes und des Inlandes auf die Zahlungsfähigkeit Osterreichs geschwächt wurde. Mit Hilfe nachträglicher starker Abstriche an den Ausgaben war in der finanziellen Gebarung im Jahre 1932 ein größerer Abgang im Bundeshaushalte zwar vermieden worden, hinsichtlich der Finanzgebarung im Jahre 1933 herrschte aber völlige Unklarheit, da einerseits die In– vestitionen nicht dauernd eingestellt werden konnten, andererseits aber auch hinsichtlich der Verpflichtungen des Staates in der Creditanstaltsache noch keine Klarheit herrschte und die Hemmungen im Zahlungsverkehre mit dem Auslande auf Produktion und Handel immer schwerer drückten. Die Spareinlagen gingen weiter zurück und unter dem Drucke der Gefahr einer neuen Geldentwertung setzte wieder eine gewisse Kapitalsflucht nach dem Aus– lande ein. - Unter solchen Umständen war nicht daran zu denken, daß das Ausland Österreich Geld zur Ver– fügung stellen werde, das Parlament, dessen Zustimmung zu staatlichen Kreditoperationen sonst als unbedingt not– wendig galt, war, da es allen durchgreifenden Sanierungs– maßnahmen im Wege stand, zu einem Hindernisse für die Begebung der Auslandsanleihe geworden. Infolge der Selbstausschaltung des Nationalrates im März 1933 besser– ien sich indessen auch in dieser Beziehung die Dinge und eine Prüfung der wirtschaftlichen Lage zeigt, wie viel seit– dem an Wiederaufbauarbeit geleistet werden konnte und daß das Wort, daß das Jahr 1933 ein Jahr der Krise der Gesundung war, keine Phrase ist, sondern Wirklichkeit bedeutet. Zieht man zunächst den Bundeshaushalt in Betracht, so ist im Laufe des verflossenen Jahres nicht nur die 27

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