Zwei Jahre Dollfuß - Zum 20. Mai 1934
Geschäfte übernommen hatte, gelang es zwar, den Bundes– haushalt für das Jahr 1932 zur Not in Ordnung zu brin– gen und hie und da bessernd in die wirtschaftlichen Ver– hältnisse einzugreifen, allein es war nur Stückarbeit, die sie leisten konnte und so ging das Jahr 1932 zu Ende, ohne dafl weitergehende Maflnahmen die Gesundung der Wirt– schaft und der Finanzen gefördert hätten. - Die Lage hatte sich nicht gebessert, sondern in mancher Beziehung verschlechtert; die Zahl der unterstützten Arbeitslosen war bis Ende des Jahres auf 367.829 gestiegen, die Ausfuhr war weiter zusammengeschrumpft und infolgedessen auch die valutarische Lage ungünstiger geworden. Die National– bank hatte im Jahre 1932 im ganzen 250 Millionen Schil– ling an Devisen eingenommen, dagegen für den kommer– ziellen Bedarf und für den Schuldendienst 320 Millionen Schilling ausgehändigt, woraus sich ein Abgang von 70 Mil– lionen Schilling und eine weitere Verminderung des Bar– schatzes der Bank ergab. Zwei Erfolge hatte die Regierung allerdings im Jahre 1932 zu verzeichnen, die sich erst im nächsten Jahre auswirken sollten und die ausschließlich der Initiative der Regierung zu verdanken waren, die Bewilligung zur Emission einer Auslai:J.danleihe (Lausanne) und die grundsätzliche Zustimmung zu den von österreichischer Seite gemachten handelspolitischen Vorschlägen auf der Konferenz von Stresa. - Gerade das Lausanner Abkom– men wurde aber von den oppositionellen Parteien aufs heftigste angegriffen, und zwar nicht nur in allgemein politischer Hinsicht, sondern auch vom wirtschaftlichen Standpunkte aus, und doch war der wirtschaftliche Zu– sammenbruch unvermeidlich, wenn nicht durch die Auf– nahme einer Auslandanleihe die drückendsten kurz– fristigen Verpflichtungen des Staates abgedeckt, die Lage auf dem inländischen Kreditmarkte gebessert und dadurch auch die Voraussetzung für die Aufnahme einer lnland– anleihe zum Zwecke des wirtschaftlichen Wiederaufbaues 26
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