Zwei Jahre Dollfuß - Zum 20. Mai 1934

der Aufgabe, jede österreichische Regierung zu bekämpfen und zu stürzen, die sich nicht bedingungslos den national– sozialistischen Forderungen fügte, darum wurden die Maß– nahmen, zu denen sich die österreichische Regierung durch blutige nationalsozialistische Terrorakte gezwungen sah, mit dem Ausreiseverbot nach Österreich beantwortet, durch materielle Schädigung der österreichischen Bevölkerung sollte diese zur Rebellion gegen die Regierung verführt und auf diese Weise Österreich dem Berliner Diktat unter– worfen werden. Die Regierung Dollfuß hatte seit ihrem Amtsantritte keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie keine Kompro– misse mit der sozialdemokratischen Partei mehr schliefie, da sie grundsätzlich den Marxismus bekämpfte; wäre der Nationalsozialismus wirklich der Gegenpol der Sozial– demokratie und ihr unversöhnlicher Feind, dann hätte er die österreichische Regierung in diesem Kampfe rückhalt– los unterstützt, er tat aber das Gegenteil. Der Regierung wurde dadurch der Zweifrontenkrieg gegen Sozialdemo– kratie und Nationalsozialismus aufgedrängt, ein, wie es vielen scheinen mochte, aussichtsloses Beginnen, allein die Lage war für die Regierung dadurch vereinfacht, daß sie es im Grunde genommen nur mit einem Gegner zu tun hatte, mit der Idee des absoluten Zwangsstaates, und in diesem Kampf von immer weiteren Kreisen der Bevölke– rung unterstützt wurde. - Die kostspieligen sozialdemo– kratischen Experimente seit 1919, die die Auswirkungen der allgemeinen Wirtschaftskrise auf Österreich aufierordent– lich verschärften, der Mifierfolg der Sozialisierungsver– suche auf dem Gebiete der öffentlichen Verwaltung und der gemeinwirtschaftlichen Unternehmungen sowie die Revolte vom 15. Juli 1927 und andererseits die Tendenz der nationalsozialistischen Politik, Österreich als Kolonie und Ausbeutungsobjekt zu behandeln, die sich häufenden na– tionalsozialistischen Terrorakte, der Versuch, das Deutsch– tum an der Donau unter Vernichtung seiner Eigenart und 20

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