Zwei Jahre Aufbau 1934 - 1936
Unabhängigkeit verdankte. Außerdem hätte unsere Teilnahme an Sanktionen, wie Handelsminister Stockinger ausgerechnet hatte, 100.000 bis 120.000 Menschen die Existenz gekostet. E i n H a n d e 1s - aktivum mit Italien von 60 bis 70 Millionen Schilling im Jahre stellt ungefähr die Hälfte unserer Transferverpflichtun– gen dar, die wir in erster Reihe England g e g e n ü b e r z u e r f ü 11 e n h a b e n. Österreich kann nur ein pünktlicher Zahler sein, wenn es ein pünktlicher Lieferant sein darf. Die historische Ent– wicklung hat die Stellungnahme Dr. Schuschniggs vollauf gerechtfertigt. Die Sanktionen gegen Italien mußten als völlig unwirksam aufgehoben werden. Sie brachten jenen Staaten, die die Beziehungen zu Italien abgebrochen hatten, nur Schaden. Österreich gelang es, sowohl die Westmächte von seinen sitt– lichen Verpflichtungen gegenüber Italien, wie Italien von seiner unbedingten, unzerstörbaren Verläßlich– keit zu überzeugen. Der Duce hat unzählige Male Dr. Schuschnigg, zuletzt anläßlich der Regierungs– umbildung, seiner großen Sympathien versichert. Der Dreierpakt kennt bekanntlich keine ver– schlossenen Türen, er will vielmehr der Konzentra– tionskern einer vernünftigen Neuordnung in Mittel– europa sein, darum steht er auch einer Verdichtung der Wirtschaftsbeziehungen zu den Staaten der Kleinen Entente alles eher denn hindernd im Wege. Den Gedanken der Interessengemeinschaft aller Erben der alten Monarchie hat Dr. Schuschnigg in seiner berühmten großen Prager Rede vom 16. Jän– ner 1936 haarscharf formuliert. Alle Vernunftswege müßten die Nationalstaaten wirtschaftlich zueinander– führen, nur die Vorurteilswege scheiden sie. Der österreichisch-tschechoslowakische Hand e 1s ver trag war füglich die reife Frucht der Initiative unseres Bundeskanzlers. 30
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