Zwei Jahre Aufbau 1934 - 1936

gegenwärtigen Systems; dieses Vertrauen ist die stärkste Bejahung des österreichischen Unabhängig– keitswillens und der Vaterlandsliebe. Bei arm und reich herrscht die gleiche Zuversicht, bei arm, weil es die V e r m i n d e r u n g d e r B e s c h ä f t i - g u n g s 1 o s, i g k e i t, bei reich, weil es die richtige und vorsichtige Verwendung d e r S p a r g e 1d e r durch die öffentliche Hand und das private Unternehmertum bemerkt. Die österreichische Wirtschaftspolitik beruht dar– auf, mit dem denkbar geringsten Krafteinsatz auf der Linie des geringsten Widerstandes das Optimum und Maximum an Leistung zu erzielen. Sie beruht ferner darauf, m ö g li c h s t w e n i g z u v e r - s p rech e n und m ö g 1ich s t v i e 1 zu h alten. Ein Kleinstaat wie Osterreich darf sich keine Extra– vaganzen leisten, er muß sich vor der Scylla der Kreditausweitung ebenso hüten wie vor der Cha– rybdis der Deflation. Hätte Osterreich seine Arbeits– schlachten mit kurzfristigen Krediten finanziert, dann wäre der Schuldenpalast, in dem sich die Bevölke– rung kurze Zeit hätte ergötzen können, zu einem Schuldgefängnis geworden, in dem sie jahrelang hätte schmachten müssen. Und hätte wieder die öffentliche Hand nicht Großzügiges vollbracht und will sie nicht auch weiterhin Großzügiges vollbrin– gen, dann wäre der Tisch für viele Zehntausende nie gedeckt geworden, da die verängstigte Privat– wirtschaft noch nicht so risikomutig geworden ist, um aus eigenem Antrieb ihre Geschäftsbasis zu erweitern. S t a a t s • u n d P r i v a t w i r t s c h a f t mußten einander wechselseitig e r g ä n z e n, m u ß t e n e i n a n d e r I m p u 1s e v e r 1e i h e n, die Staatswirtschaft, indem sie durch ihre Aufträge den Aktionsradius der Privatwirtschaft vergrößert; die Privatwirtschaft, indem sie angeregt 18

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