Zwei Jahre Aufbau 1934 - 1936

gegenwärtig gewordene Obrigkeit, oder: Autonomie der Wirtschaft und ihrer hauptsächlichsten Träger bei Zurückdrängung der staatlichen Einflüsse und bei P r o b 1e m 1ö s u n g e n n i c h t a u f d i k t a - t o r i s c h e r, s o n de r n auf v e r trag s t e c h - n i s c h e r B a s i s. Der christliche Ständestaat, dessen geistiger Motor das Sittengesetz ist, will der Wirt– schaft jenes Maß Freiheit gewähren, ohne das sie sich nicht nach ihren eigenen Gesetzen entfalten kann, allerdings muß dieser Freiheit der notwendige Schutz der allgemeinen Interessen selbstverständlich vorangehen. D e r S c h u t z d er a 11 g e m e i n e n Interessen soll durch das einträchtige Zusammenwirken der Stände verbürgt w e r d e n, w o d u r c h s i c h E i n z e 1e g o i s m e n zum Schaden der Gesamtheit nicht m e h r a u s w i r k e n k ö n n e n. Einzelegoismen _ durch Vertragsmechanik abzuschalten- und sie nicht durch staatliche Eingriffe abzuwürgen, das ist die Quintessenz der ständischen Idee. Immer mehr kommen auch in anderen Ländern verantwortungs– bewußte Politiker und Staatsmänner zur Erkenntnis, daß die Gegenpole Diktat oder Schlichtung durch parlamentarische Fassaden nur mühsam ver– dunkelt werden. Osterreich will im Interesse der Erhaltung der ererbten Kulturmasse, im Interesse der organischen Fortbildung des Bestehenden, im Inter– esse der Eindämmung aller Zerstörungsgewalten der Schlichtung den denkbar größten Terraingewinn ver– schaffen. Und so ist die Stände-Idee eigentlich der stärkste Gegensatz der Totalität, die unter anderem oft von Parlamenten reklamiert wird, wenn die Staatsführung durch ein bestimmtes Regierungsprin– zip in Einseitigkeit verfällt Diese Einseitigkeit durch Vielseitigkeit zu beseitigen, das hat sich Dr. Schusch– nigg zur Lebensaufgabe gestellt, und das kann nur durch den Staat der sozialen Gerechtigkeit, durch die 10

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