Nro. Politische Wochenschau der zwanglosen Blätter. Steyr den 14. Oktober 1848. Aufruf an Deutsehland! Der Ban hat mit seinem Heere die Gränzen Un¬ garns überschritten, und das deutsche Bundesgebieth betreten. Seine Horden umlagern Wien, die deutsche Hoch¬ wachte der Freiheit gegen die Despotie und Barbarei des Ostens. Wer Bevollmächtigt ihn hierzu? Ein kaiserlcher Befehl, contrasignirt von einem verantwortlichen österreichi¬ schen Minister?? Nein, nein, und abermahls nein! sein Ehrgeitz ists, aufgestachelt und getragen durch die Ränke einer Camarilla jener besoldeten Tagediebe von Rang, denen die Sou¬ veränität des Volkes ein Abscheu, und die in vormärzlicher Hoheit ihren Fuß auf den Naken des armen Volkes setzen möchten. Wie im Wogensturm an den starren Felsenrissen das Neue Deutschland. Die Thätigkeit des Reichsministeriums, obwohl es mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, trägt ihre Früchte. Mit London, Paris, Nordamerika, dem Haag, Brüssel, Kopenhagen, Stockholm, der Schweiz, Sardinien und Neapel ist der völkerrechtliche Verkehr hergestellt, das einheitliche Deutschland also — obschon einstweilen nur provisorisch gebildet — ist in die europäische Völker=Fa¬ milie aufgenommen; — die Vertretung in Rußland, Spa¬ nien und in der Türkei fehlt noch; doch werden Konstan¬ tinopel und Madrid mit nächstem beschikt werden; was St. Petersburg betrifft, so beeilt man sich nicht sehr mit ihm in diplomatische Verbindung zu treten, und dieses mit Recht, Deutschland soll erst dann seinen Gesandten hin¬ schiken, wenn es des besten Empfanges seines Vertreters gewiß ist. Rußland, welchem die Vereinigung und Er¬ starkung Deutchlands unerwünscht kommt, scheint noch auf die Wühler in Deutschland zu hoffen, deren Sieg eine Spaltung herbeiführen müßte . . . . . .. wir hoffen daß dieses Hoffen ein getäuschtes sei. Preußen. Berlin. Die am 3. Oktober abgehaltene Sitzung der Reichsversammlung ist von größter Wichtigkeit, da das Ministerium durch einen Antrag des Abgeordneten Rod¬ bertus zu mehrfachen Erklärungen über die Stellung Preußens zur Centralgewalt ver¬ anlaßt wurde. Von guter Bedeutung erschien schon, daß die Regierung der Versammlung die schriftliche Be¬ zerbrechliche Schiff, so wird an den Heldensöhnen Wiens seine Macht zerstäuben! Der Absolutismus ringt den letzten Kampf mit der Freiheit, die Geschicke Oesterreichs und Deutschlands werden in Wien sich entscheiden. Die Ehre Deutschlands wird befleckt! der deutsche Boden ist entweiht! Deutschland! Du selbst verblutest an den Wunden, die man deinen Brüdern schlägt. Hans von Oester¬ reich! jetzt ist der Augenblick gekommen, wo Du uns zeigen wirst, daß dir die Ehre, die Freiheit und die Wohl¬ fahrt Deutschlands heilig ist, daß du die Glorie deines Namens strahlend und rein deinen Söhnen überlassen willst! stes. nachrichtigung gab, sie habe nach Empfang der Nachrich¬ ten vom Frankfurter Aufstand sogleich alle rheinischen Com¬ mandanten angewiesen den Requisitionen der Centralge¬ walt Folge zu leisten. Der Minister des Aeußern ver¬ sicherte, daß die preußische Regierung mit der Centralge¬ walt „durchaus Hand in Hand geht jund es wohl einsieht wie uns dadurch ein befriedi¬ gendes Ende herbeigeführt werdenkann.“ Eben so sagt auch der Finanzminister unter Anderm „die preußische Regierung sieht es für ihre Pflicht an, welche sie ge¬ gen Preußen und Deutschland gemeinschaftlich hat, mit allen Kräften die Lösung der dänischen Fragege¬ meinschaftlich mit der Centralgewalt zu errei¬ chen.“ Rheinpreußen. Am 2. Oktober wurde der Be¬ lagerungszustand von Köln aufgehoben. Die Ruhe wird nun wohl für eine Zeitlang hergestellt bleiben. Das Mili¬ tär hat sich rühmlich benommen, — nur dadurch war Blutvergießen vermieden. Schleswig=Holstein. Die dänische Regierung, welche ihre Pläne Schles¬ wig betreffend, mit einer Energie und Ausdauer verfolgt, um welche sie die deutsche Regierungen beneiden dürften, hat durch ihre Gesandten in Paris dem Minister der aus¬ wärtigen Angelegenheiten eine Erklärung zur Unterzeich¬ nung vorgelegt, in welcher Frankreich sich auf das Ent¬ schiedendste verbindlich macht, die Trennung Schleswigs nie und unter keiner Bedingung zuzugeben. Eine gleiche
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