338 Preußen. Die neue Verfassung ist von dem weitaus größten Theile der preußischen Bevölkerung mit Zufriedenheit auf¬ genommen worden. Der Belagerungszustand in Berlin dauert noch fort. Daß die Nachricht, man habe in Frankfurt dem Kö¬ nige von Preußen die erbliche deutsche Kaiserkrone zuge¬ dacht, die größte Sensation erregt, ist begreiflich. Frankreich. Die parlamentarische Kommission für Oeffnung der Wahlprotokolle unter dem Vorsitze des Herrn A. Marrast hat am 13. d. M. ihre Arbeit begonnen, und man glaubt, daß sie am 18. fertig sein könne, so daß dann Mitt¬ woch den 20. Dezember die Proklamirung des Präsidenten der Republik erfolgen würde. Uebrigens bringen die Wahlberichte immer steigende Majoritäten für Ludwig Bonaparte, der über General Ca¬ vaignac bereits einen so ungeheuern Vorsprung hat, daß es sich nicht der Mühe verlohnt die einzelnen Zahlenver¬ hältnisse wiederzugeben, die ohnehin meistens fragmenta¬ risch sind. Als Dritter auf den Wahllisten erscheint nicht selten Ledru=Rollin, aber in einer noch stärkeren Mino¬ rität gegen Cavaignac als dieser gegen Bonaparte. Oft kommen auch Namen von offenbar ironischer Bedeutung um Vorscheine, so liest man z. B. Abd=El=Kader. Italien. Lombardei. Die Nachricht von der Thronbestei¬ gung des Kaisers Franz Joseph hat große Sensation und eine gewisse Aufregung hervorgebracht. Es wurden in den letzten Tagen drei Individuen wegen verbrecherischer Um¬ triebe und Waffenverheimlichungen standrechtlich hinge¬ richtet. Radetzky läßt in Aufrechthaltung aller möglichen Vorsichtsmaßregeln nicht nach. In Toskana und im Römischen herrscht schreck¬ liche Anarchie. Viele Namhafte flüchten sich nach Mailand. Schweiz. Die deutsche Propaganda ruht nicht; wenn ihr ein Plan gescheitert ist, so hat sie schon wieder einen anderen in Bereitschaft. Es ist wieder eine neue Verbrüderung aufgetaucht. Sie heißt: „Wehrbund, hilf dir!“ — Es wurde eine Untersuchung vorgenommen. Man fand Waf¬ fen, — Offizierspatente waren ausgetheilt u. s. w. In Luzern sammeln sich bedeutend viele Truppen zum Abmarsch nach Neapel. An die Herren Schindler und Arming. (Eingesendet.) Beruhigt Euch! verklagt ihn nicht bei'm Preßgerichte, Ein Ebersberg ist diese Müh' nicht werth. Beruhigt Euch! ein Schimpf von einem Wichte Ist eine Zier, die Jeden hebt und ehrt. Beruhigt Euch! Ihr kämpft mit off'nen deutschen Waffen Für Heiligthümer: Wahrheit, Freiheit, Recht! Was kümmert's Euch, wenn solche schlechte Spitze klaffen, Wenn Ihr mit Tigern eine Lanze brecht. Entehrt Euch nicht in einem so obscönen Streite Mit einem Büttel geist'ger Tyrannei. Ihr seid zu gut, zu ehrlich, seid zu off'ne Leute Für dieß Geschöpf geheimer Polizei. Unselig Land, in welchem Ebersberge schreiben, In dem ein solcher Geisteskrüppel glänzt, Wo Schweine ihre Borsten an den Tempeln reiben, Böotien mit Lorbeern sie bekränzt. Laßt ab von ihm, gern ließ er Jeden füsiliren, Der mehr Genie und Geist als er besitzt. In einem Land, wo Ebersberge denunziren, Wird jedes Recht zertreten und versitzt. Laßt ab von ihm, laßt an der Achtung Euch genügen, Die jeder Wahrheitsfreund Euch gerne weiht. Laßt den bestoch'nen Speichellecker schmähen, lügen; Euch schändete — ihn ehrt ein solcher Streit. Joseph Moser. Mit einem Anzeiger Nr. 39. Verantwortlicher Redakteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.
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