Zwanglose Blätter, Nr. 81, vom 23. Dezember 1848

Zwanglose Blätter aus Oberösterreich. Nro. Steyr am 23. Dezember 1848. 81. Sagt, wie können wir das Wahre — Denn es ist uns ungelegen - Niederlegen auf die Bahre, Daß es nimmer sich kann regen? General Ohnegrund. Freiheit! Aus Berlin schreibt man: „Es giebt in der That nichts Monotoneres, Lang¬ weiligeres und Abgeschmackteres als einen Belagerungs¬ zustand. Die Straßen — öde und leer, nur hie und da begegnet man irgend einer militärischen Patrouille, die im gemeinsamen Schritte vorübergeht, oder hört man irgend eine Fanfare, mit der das Militär sich seine Zeichen giebt. Das Militär ist hier jetzt Alles, die Are, um welche Ber¬ lin sich dreht; und — ich muß leider hinzufügen, daß ein großer Theil Berlins sehr zufrieden damit ist, das Militär wieder so zum Mittelpunkte der „Bewegung“ gemacht zu sehen. Die jungen Damen sind entzückt, im Theater, auf der Promenade, beim Konditor unter den Linden, kurz allüberall diesen schlanken Lieutenants mit den nichtssagen¬ den Gesichtern zu begegnen, diesen Lieutenants, welche so gut tanzen, und mit denen man so angenehme Unterhal¬ tung führen kann, weil sie mit ihrer Bildung und ihrer Anschauungsweise sich nicht über das Niveau eines jungen Mädchens erheben! Die guten Bürger sind nicht minder entzückt über das Militär; es ruft ihnen die gute alte Zeit zurück, als noch der „hochselige König“ lebte, und man nichts Höheres kannte als das Soldatenspiel und das Ballett. Ja, in der That, es ist jetzt wieder genau so in Berlin, wie zu Zeiten des Hochseligen, die Uniform ist Alles! Der Soldat ist jetzt der Herr, ihm muß Alles weichen, ihm muß Alles sich unterordnen, die geweiheten Räume der Kunst sogar sind nicht gesichert gewesen vor diesen Gästen. In der Rotunde des Mnseums haben sie ihr Lager aufgeschlagen, ebenso in den prachtvollen Sälen des neuen Museums und des königlichen Schlosses, und überall, wo sie gehaust, haben sie es gethan mit dem Vandalismus eines rohen und übermüthigen Siegers, dem das Zerstören eine Lust ist, und das Vernichten ein Vergnügen. In die schönen Säulen, welche die Gallerie der Rotunde tragen, haben sie große Nägel eingeschlagen, um daran ihre Klei¬ der aufzuhängen, ebenso in den Sälen des Schlosses, wo sie diese Nägel durch die herrlichsten Oelgemälde hindurch in die Wand getrieben haben. Trotzdem aber sind die Sol¬ daten hier jetzt die Schooßkinder der Aristokratie, der Reaktion und des Philisterthums. Diese drei Partheien wetteifern in Liebkosungen und Hätscheleien für das Militär. Der gute Bürger schickt Morgens Kaffee und Braunbier, die Reaktionäre senden Schnaps und Weißbrot, und die Ari¬ stokratie spendet Morgens und Abends warme Suppen an die Söhne des Mars. Eine Gräfin Hessenstein empfing sogar neulich in den Zeitungen eine Danksagung der Sol¬ daten für die herrlichen Suppen, die sie ihnen täglich sen¬ det. Auch Geldsammlungen zur besseren Verpflegung der Soldaten werden veranstaltet, und bedeutende Summen sind bereits eingelaufen. Dabei muß man aber bedenken, daß Alles dieß unnöthig wäre, weil die Regierung es sich natürlich sehr angelegen sein läßt, ihre „Stützen des Thro¬ nes“ gut zu verpflegen, und jedem Soldaten schon eine bedeutende Zulage gewährt ist, so daß der Belagerungs¬ zustand von Berlin dem Staate täglich die Summe von 82,000 Thalern kostet. Während der Bürger und Handwerker bei diesem gänzlichen Stocken alles Ver¬ kehres zu Grunde geht, saugt die Armee dem Staate das Mark aus, und lebt in Fülle und Herrlichkeit! Das ist die Ruhe, welche Herr Wrangel den guten Bürgern Ber¬ lins verheißen hat, — die Ruhe eines Kirchhofes, auf welchem das Militär beim Leichenschmause schwelgt. Die Künste, die Industrie, das öffentliche Leben, die freie Presse, Alles ist begraben und mit einem Trauerflor um¬ hüllt, das Militär allein in seinem bunten Rocke freut sich des Lebens und genießt der Freiheit.“ Beliebt es vielleicht irgend einer Stadt zwischen der Enns und der Leitha Vergleichungen anzustellen zwischen ihrem und dem eben geschilderten Zustande Berlins? Ich habe einmal einen schönen Vogel fliegen sehen der ist jetzt todt! 6

336 Ein Brief aus Wien. Ich bin vollkommen mit Ihnen einverstanden, daß es jetzt die wichtigste Aufgabe unserer Publizistik sei, mit allem Ernste zu arbeiten an dem großen Werke der Versöhnung zwischen Deutschland und Oesterreich. Die Kluft zwischen beiden Ländern ist leider schon sehr groß, und doch ist brüderliche Vereinbarung eine Lebensbedingung für beide; darum müssen die Verständigen dahin streben, wieder auf¬ zubauen was der Unverstand niedergerissen. Es ist ein unfruchtbares und unerquickliches Beginnen in den Sün¬ denregistern der Vergangenheit zu wühlen; trachten wir lieber eine Wiederholung des alten Trauerspiels für die Zukunft unmöglich zu machen. — Wir haben unser neues Ministerium mit Freude begrüßt, weil wir die Männer kennen, aus welchen es gebildet ist und weil wir Ver¬ trauen zu dem Charakter und den Fähigkeiten dieser Män¬ ner haben. Es knüpft sich daran aber keineswegs die Be¬ dingung, daß wir Alles gut heißen werden was von dem neuen Kabinete ausgeht; denn eben in dieser Zeit gewalt¬ samer Verstummung, wo sich in Wien der Ausdruck der öffentlichen Meinung an Kanonen und Palissaden bricht, ist es für den unabhängigen Mann eine doppelt heilige Pflicht einzustehen für die Freiheit des Volkes, und unbe¬ stochenen Blickes jedem Schritte der Regierung zu folgen, auf daß ihre Handlungen in Einklang bleiben mit ihren Versprechungen. „Nichts ist argwöhnischer als die Frei¬ heitsliebe — sagt Heeren — und die Geschichte lehrt, daß sie Ursache hat es zu seyn.“ Die Presse außer Wien hat aber jetzt eine so große und schöne Aufgabe zu erfüllen, wie vielleicht nie zuvor. Sie ist berufen den Stimmen Ge¬ hör zu geben, die hier sonst ungehört verhallen müssen, so lange bei der einseitigen Richtung unserer Presse selbst die allergelindeste Opposition unmöglich ist, denn unsere Jour¬ nale unterscheiden sich in diesem Augenblicke nur dadurch von einander, daß ein Theilsich bemüht den Wün¬ schen der Regierung zuvorzukommen und der andere ihnen zu folgen. Daß unter solchen Um¬ ständen ein gesundes politisches Leben, ein freier Meinungs¬ austausch seibst in den Grenzen des strengsten Anstandes nicht gedeihen kann, leuchtet ein. Wenn ich z. B. nach dem Durchlesen der letzten Reichstagsberichte sagen wollte¬ was wirklich meine Meinung ist — die vom Grafen Sta¬ dion verlesene Antwort des Gesammtministeriums auf die kurze und bestimmte Interpellation Schuselka's sei etwas weitschweifig und doch unbefriedigend, so wüßte ich wirklich in ganz Wien kein Blatt zu finden, das seine Spalten dieser so mäßigen wie wahren Bemerkung was öffnen würde. Wenn ich ferner bemerken wollte ebenfalls meine Meinung ist — daß es klug und im eige¬ nen wohlverstandenen Interesse des Ministeriums wäre, ein gemäßigtes, gesinnungstüchtiges Oppositionsblatt auf¬ tauchen zu lassen, so würde ich wiederum unübersteigbare Schwierigkeiten finden, dieser Meinung öffentlichen Aus¬ druck zu leihen. Wenn ich eine Parallele ziehen wollte zwischen dem preußischen und dem österreichischen Reichstage, und dabei nachzuweisen versuchte, daß in Berlin die staats¬ gefährliche Parthei auf der Linken saß, während in Krem¬ sier die staatsgefährliche Partei auf der Rechten sitzt, so befände ich mich abermals in gleich großer Verlegenheit, wie in den beiden erstgenannten Fällen, obgleich es mir nicht im Traume beifallen würde, meine Bemerkung über die Rechte zu einer Apologie der Linken zu machen. Mö¬ gen diese wenigen Beispiele, deren Vermehrung nicht schwer fiele, Ihnen beweisen, wie unendlich wichtig es gerade in diesem Augenblicke den wahren Patrioten, den wahren Freunden gesetzlicher Freiheit sein muß, eine Zuflucht für ihre Meinungsäußerungen in den Spalten der Presse außer Wien zu finden. Bis wieder ein angesehenes Oppositions¬ blatt auftaucht, muß die Haltung unserer Tagespresse als eine einseitige, und darum unzuverlässige, betrachtet wer¬ den. Kuranda hat zwar vor kurzem durch Vermittelung des ehrlichen, deutschgesinnten Welden die Erlaubniß erhalten seine „Ostdeutsche Post“ wieder erscheinen zu lassen; auch war er gesonnen von der Erlaubniß Gebrauch zu machen, die jüngsten Vorfälle haben jedoch plotzlich seinen Entschluß wieder geändert. Sie mögen das auf diese Vor¬ fälle Bezügliche den neuesten Nummern der Wiener Zei¬ tung entnehmen; ich melde Ihnen nichts davon, da ich nicht Berichterstatter von neuen Hinrichtungen und stand¬ rechtlichen Proklamationen sein mag, sondern allen Ernstes fortschreiten will auf dem einmal betretenen Wege der Versöhnung.*) Die Red. *) Uebrigens ist die „Ostdeutsche Post“ seither erschienen. Zur Geschichte des Tages. Nachstehendes Mißtrauensvotum ist dem Regierungs¬ rathe und Kreishauptmanne, dann — Abgeordneten Fritsch nach Frankfurt gesendet worden: Die Wähler vom Kommissariate Freiling und Traun unter dem Distrikte Wels an ihren Abgeordneten Fritsch in der Nationalver¬ sammlung zu Frankfurt. Mit Schmerz und Entrüstung haben wir vernommen, daß Sie das innige Vertrauen, das wir bei Ihrer Sen¬ dung in die deutsche Volkskammer nach Frankfurt in Ihre Gesinnung gesetzt, getäuscht, und bei der Abstimmung über die Paragraphe 2 und 3 der Verfassung sich jenen Abge¬ ordneten angeschlossen haben, die unsere deutschen Inter¬ essen von denen Deutschlands zu sondern sich bestreben, und einen Zweifel zu hegen sich erlaubten in unserer wich¬ tigsten Lebensfrage, bei der Begründung des entscheidenden.

337 Gesetzes für die Lösung der verhängnißvollen Gegenwart, für einen sicheren Port unserer durch die blutigen Ereig¬ nisse in Wien in Frage gestellten Zukunft Beinahe möchten wir fragen, wenn wir die Auffor¬ derung der 39 Abgeordneten, die gegen unbedingten An¬ schluß an Deutschland stimmten, an ihre Wähler lesen, es sollen diese ihre Gesinnung und ihren Willen aus¬ sprechen, beinahe möchten wir da fragen: warum haben wir Deutschösterreicher denn Deputirte in die deutsche Volks¬ kammer abgesandt? Gewiß zu keinem anderen Zwecke, als daß wir da¬ selbst unsere deutschen Interessen vertreten, und uns end¬ lich mit jenem Volke einen, zu dem wir von Natur, Gott und Rechtswegen gehören. Hier haben Sie unsere entschiedene Gesinnung und zugleich unser volles Bedauern, daß Sie bei Lösung der wichtigsten Frage, ob wir deutsch sein wollen, sich un¬ deutsches Benehmen zu Schulden kommen ließen. Freiling und Traun 17. November 1848. (Folgen die Unterschriften.) Die in Olmütz erscheinende Zeitung „Neue Zeit“ bringt nachstehenden Artikel: „Ehren=Ebersberg vor dem Preßgerichte! Vater Ebersberg, der weit und breit in allen Landen Ent setzen erregende Vater Ebersberg, Redakteur des „Zu¬ schauers“ dem wenigstens das Verdienst nicht abzusprechen ist, daß er im Schimpfen sich immer konsequent bleibt, und mit einer wahren Berserkerwuth über Alles herfällt, was nicht in dem „Geiste“ und in der „sehr lobenswerthen“ Tendenz des „Zuschauers“ geschrieben ist, hat in einem Artikel, „die freie Presse“ überschrieben, die unter der Re¬ daktion von Schindler und Arming in Steyr erscheinenden „Zwanglosen Blätter“ in seiner gewöhnlichen Art und Weise angebellt daß dabei dem Herrn Fürstbischöflichen Rathe einige Ausdrücke, als da sind: „Die Herausgeber der „Zwanglosen Blätter“ sind armselige Wichte, die sich die Herren Becher und Häfner zum Vorbilde gewählt haben, und ganz des Loofes dieser radikalen Helden wür¬ dig sind; um so würdiger, da sie wohl die ganze Wühler¬ frechheit, aber keineswegs das beschränkte Maß von lite¬ rarischer und politischer Bildung ihrer Vorbilder besitzen,“ entschlüpft sind. Ob solcher zarten Aeußerungen des Herrn Fürsterzbischöflichen Rathes haben nun die beiden Redakteure der „Zwanglosen Blätter“ bei dem Preßgerichte in Wien eine Klage gegen ihn anhängig gemacht, weil diese Herren verblendet genug sind, ihre Ehre „selbst von einem Ebers¬ berg“ nicht beschimpfen zu lassen. Wir sind begierig, wie sich der Eber der Wiener „gutgesinnten Presse“ aus diesem verwickelten Handel herausziehen wird, und werden seiner Zeit das Resultat der erhobenen Klage unseren Lesern ge¬ treulich mittheilen.“ Minister Graf Stadion hat an alle Länderstellen den Befehl erlassen, unverzüglich die bisherigen Sitzungen (Gre¬ mialberathungen) als inkonstitutionell einzustellen, wogegen die Länderchefs alle Verfügungen selbst, jedoch unter ei¬ gener Verantwortlichkeit, auszufertigen haben werden. Zu¬ gleich hat Stadion verordnet, allen politischen Beamten das Programm des Ministeriums amtlich mitzutheilen, und Jenen, die damit nicht einverstanden sind, sofort den Aus¬ tritt aus dem Staatsdienste freizustellen, wie auch Beamte, die sich nicht im Sinne des Programmes benehmen, des Dienstes zu entlassen, oder zur Entlassung anzutragen. Aus diesem Erlasse des Herrn Ministers weht ein frischer konstitutioneller Odem, der den Sauerteig der alten Bu¬ reaukratie bald über den Haufen werfen wird. Man sieht, daß Stadion seine Stellung und die Zeit begreift. Was werden aber jene Beamten dazu sagen, die bisher aus Bornirtheit oder knabenhafter Aengstlichkeit sich zum großen Gelächter aller Vernünftigen so geberdeten, als wühle die Kolik der Zeit in ihren Gedärmen? Der Innsbrucker Zeitung wird aus Wien geschrieben: „Eine Antwort, die Windischgrätz den Reichskommissären gegeben hat, welche hier Einsicht in die Untersuchungs¬ akten gegen Robert Blum nehmen, geht als verbürgt von Munde zu Munde. Er habe nämlich auf die Klage der Frankfurter Herren erwiedert: Geschehenes wäre nicht zu ändern, doch zu ihrer Satisfaktion möchte er ihnen mit Vergnügen gestatten, drei von der österreichischen Linken nach Frankfurt mitzunehmen, um sie dort standrechtlich be¬ handeln zu lassen. Politische Wochenschau. Deutschland. Frankfurt a. M. Der Oesterreicher von Schmer¬ ling konnte nicht wohl an der Spitze des Reichsministe¬ riums bleiben, wenn Deutschland, soviel davon bleibt, künftig preußisch werden, Deutschland in Preußen auf¬ gehen soll. Ertrat, auf Ersuchen seiner sämmtlichen übri¬ gen Kollegen, die in ihren Posten verbleiben, zurück. Nur der Unterstaatssekretär v. Würth aus Wien hat gleichzeitig seine Entlassung begehrt und erhalten. Das neue Mini¬ sterium, an dessen Spitze Herr v. Gagern tritt, und das nach der gegenwärtigen Lage der Dinge nur ein preußisches werden kann wird die nothwendige Verhandlung in die Hand nehmen, wornach Oesterreich aus Deutschland zu scheiden und Preußen an die Spitze zu berufen ist.

338 Preußen. Die neue Verfassung ist von dem weitaus größten Theile der preußischen Bevölkerung mit Zufriedenheit auf¬ genommen worden. Der Belagerungszustand in Berlin dauert noch fort. Daß die Nachricht, man habe in Frankfurt dem Kö¬ nige von Preußen die erbliche deutsche Kaiserkrone zuge¬ dacht, die größte Sensation erregt, ist begreiflich. Frankreich. Die parlamentarische Kommission für Oeffnung der Wahlprotokolle unter dem Vorsitze des Herrn A. Marrast hat am 13. d. M. ihre Arbeit begonnen, und man glaubt, daß sie am 18. fertig sein könne, so daß dann Mitt¬ woch den 20. Dezember die Proklamirung des Präsidenten der Republik erfolgen würde. Uebrigens bringen die Wahlberichte immer steigende Majoritäten für Ludwig Bonaparte, der über General Ca¬ vaignac bereits einen so ungeheuern Vorsprung hat, daß es sich nicht der Mühe verlohnt die einzelnen Zahlenver¬ hältnisse wiederzugeben, die ohnehin meistens fragmenta¬ risch sind. Als Dritter auf den Wahllisten erscheint nicht selten Ledru=Rollin, aber in einer noch stärkeren Mino¬ rität gegen Cavaignac als dieser gegen Bonaparte. Oft kommen auch Namen von offenbar ironischer Bedeutung um Vorscheine, so liest man z. B. Abd=El=Kader. Italien. Lombardei. Die Nachricht von der Thronbestei¬ gung des Kaisers Franz Joseph hat große Sensation und eine gewisse Aufregung hervorgebracht. Es wurden in den letzten Tagen drei Individuen wegen verbrecherischer Um¬ triebe und Waffenverheimlichungen standrechtlich hinge¬ richtet. Radetzky läßt in Aufrechthaltung aller möglichen Vorsichtsmaßregeln nicht nach. In Toskana und im Römischen herrscht schreck¬ liche Anarchie. Viele Namhafte flüchten sich nach Mailand. Schweiz. Die deutsche Propaganda ruht nicht; wenn ihr ein Plan gescheitert ist, so hat sie schon wieder einen anderen in Bereitschaft. Es ist wieder eine neue Verbrüderung aufgetaucht. Sie heißt: „Wehrbund, hilf dir!“ — Es wurde eine Untersuchung vorgenommen. Man fand Waf¬ fen, — Offizierspatente waren ausgetheilt u. s. w. In Luzern sammeln sich bedeutend viele Truppen zum Abmarsch nach Neapel. An die Herren Schindler und Arming. (Eingesendet.) Beruhigt Euch! verklagt ihn nicht bei'm Preßgerichte, Ein Ebersberg ist diese Müh' nicht werth. Beruhigt Euch! ein Schimpf von einem Wichte Ist eine Zier, die Jeden hebt und ehrt. Beruhigt Euch! Ihr kämpft mit off'nen deutschen Waffen Für Heiligthümer: Wahrheit, Freiheit, Recht! Was kümmert's Euch, wenn solche schlechte Spitze klaffen, Wenn Ihr mit Tigern eine Lanze brecht. Entehrt Euch nicht in einem so obscönen Streite Mit einem Büttel geist'ger Tyrannei. Ihr seid zu gut, zu ehrlich, seid zu off'ne Leute Für dieß Geschöpf geheimer Polizei. Unselig Land, in welchem Ebersberge schreiben, In dem ein solcher Geisteskrüppel glänzt, Wo Schweine ihre Borsten an den Tempeln reiben, Böotien mit Lorbeern sie bekränzt. Laßt ab von ihm, gern ließ er Jeden füsiliren, Der mehr Genie und Geist als er besitzt. In einem Land, wo Ebersberge denunziren, Wird jedes Recht zertreten und versitzt. Laßt ab von ihm, laßt an der Achtung Euch genügen, Die jeder Wahrheitsfreund Euch gerne weiht. Laßt den bestoch'nen Speichellecker schmähen, lügen; Euch schändete — ihn ehrt ein solcher Streit. Joseph Moser. Mit einem Anzeiger Nr. 39. Verantwortlicher Redakteur Alex. Jul. Schindler; Mitredakteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2