320 kontingentes zu Kriegs= und Friedenszeiten, und anderen gemeinschaftlichen Bundesangelegenheiten die näheren Be¬ stimmungen festgesetzt werden. Künftig würde jedoch jeder einzelne Staat sein ei¬ genes Parlament besitzen, und hinsichtlich der Selbst¬ regierung von der Centralgewalt zu Wien nur insofern beschränkt sein, daß das Finanz= und Kriegsministerium des Auswärtigen (mit Ausnahme der deutschen Provinzen, welche im Auslande durch den deutschen Gesandten ver¬ treten werden) ein Gemeinschaftliches sein würde. Durch die Bildung dieses österr. Bundesstaates würde der Anschluß der deutschen Provinzen an Deutschland un gemein erleichtert, und das Verhältniß der Personalunion auch leichter geordnet werden können. In einem künftigen Aufsatze werde ich diesen Gegen¬ stand ausführlicher erörtern. Der Wiene Dieses Blatt bringt in einem Artikel, überschrieben: „die freie Presse,“ folgende Zeilen über unsere Zeitschrift: „Was nun die armselige Zeitung in dem loyalen Steyr betrifft, so hat sie trotz ihrer Winzigkeit zwei Re¬ dakteure: Julius Alexander Schindler und Arming (schon der letztere Name ist ein Schrecken in der Literatur!) Die Herausgeber der zwanglosen Blätter sind ein paar Wichte, welche sich die Herren Becher und Häfner zur Nachahmung gewählt und des Looses dieser radikalen Hel¬ den vollkommen würdig sind — um so würdiger, da sie wohl die ganze Wühlerfrechheit, aber keineswegs das be¬ schränkte Maß von literarischer und politischer Bildung ihrer Vorbilder besitzen. Man muß sich nur wundern, daß die gerade und biedere Gesinnung, welche in Steyr herrscht, den beiden Abenteurern das Handwerk nicht legt.“ Wir bringen diese Zeilen zum Beweise, mit welchen Waffen die sogenannte „gemäßigte Presse“ die An¬ sichten ihrer politischen Gegner zu bekämpfen pflegt. Jede Erläuterung halten wir bei der erfreulichen Klarheit Die Reichs=Zeitung bringt aus der Feder ihres Re¬ dakteurs Andree folgenden Artikel*) über Blum, der uns die wir Blum ebenfalls bereits aus früherer Zeit kann¬ ten als der unpartheiischste aus den vielen der letzten Zeit erscheint. „Während Julius Fröbel begnadigt wurde, ist Robert Blum erschossen worden. Dieser Tod söhnt Blums politische Gegner aus, zu welchen auch ich gehörte. Ich kannte ihn seit elf Jahren. Er saß damals im blauen Frack mit gelben Knöpfen an der Kasse des Leipziger Theaters und theilte Billete aus, von den Wenigsten beachtet und nur von sehr Wenigen näher gekannt. Einst, als ich an einem Morgen im wil¬ den Rosenthale bei Leipzig spazieren gieng, begegnete mir der Theaterkassier mit einem Buche in der Hand. Es war ein neuerschienener Band von Raumers historischem Taschen¬ buche, für dessen Studium er die frühen Morgenstunden benutzen mußte, weil der übrige Tag ihm keine freie Zeit *) Der auch in die „österreichische Korrespondenz,“ einer Zeitung übergieng, die man hie und da, ich weiß nicht mit welchem Rechte, die Hofzeitung nannte. S. Zuschauer. der Ausdrücke Herrn Ebersbergs für gänzlich überflüssig, und machen nur bekannt: „daß wir Herrn Ebersberg dafür daß er unsere Blätter in seinem Zuschauer Nr. 179 eine ehrlose Ausnahme von der Mäßigung der Presse nannte, unverweilt bei dem Preßgerichte in Wien belangen werden.“ Alle rohen Schimpfworte und hämischen Denunzia¬ tionen Herrn Ebersbergs, deren Folgen wir leider ungeachtet der garantirten Preßfreiheit schon empfinden mußten, würdigen wir keiner Antwort, aber unsere Ehre darf selbst von einem Ebersberg nicht ungestraft verletzt werden. Gründe gegen Gründe — zu einem so ehrenhaften Kampfe finden uns unsere politischen Gegner immer bereit. Aber die Gemeinheit trete uns auf unseren Wegen eben¬ sowenig entgegen, als wir ihr auf den ihrigen je begeg¬ neten, noch je begegnen werden. A. J. Schindler. F. W. Arming. Blum. bot. Mich überraschte der Ernst, mit welchem Blum über geschichtliche Dinge sprach, und das scharfe Urtheil, welches er schon damals fällte. Er las viel, meist historische Werke, wenigstens in jener Zeit. Sein Lieblingsdichter war Schiller der Poct der Freiheit, mit dessen Sentenzen er gerne seine Reden schmückte. Um die Schillerfeste in Gohlis hat er sich unleugbare Verdienste erworben. Von jenem Sommermorgen im Rosenthale schreibt sich meine Bekanntschaft mit ihm her, die nach und nach immer genauer wurde. Wir sahen uns fast täglich. Schon zu jener Zeit hatte Blums ganzes Streben eine entschieden politische Richtung genommen. Oeffentlich als politischer Redner trat er im Winter von 1837 bis 1838 zum Ersten¬ male auf bei einem Gastmahle, welches die Leipziger Libe¬ ralen den Landtagsabgeordneten Todt und Dieskau (im Kranich auf dem Brühl) veranstalteten. In jener Zeit der Reaktion waren es diese beiden voigtländischen Depu¬ tirten, welche die Sache des Liberalismus in der Kammer zu Dresden standhaft vertraten; die übrigen Abgeordneten waren mehr oder weniger servil; wenigstens hatten sie
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