Zwanglose Blätter, Nr. 71, vom 18. November 1848

298 der in ihr umschlossenen Völker sei, die künftige Verfassung auf der Grundlage der Föderativform mit Beibehaltung des Provinzialverbandes zu erbauen. Hierauf erschien nachstehende Erklärung. Da die Vertrauensmänner aus Vorarlberg ihrem Man¬ dat gemäß in der Betheiligung beim tirolischen Landtage beschränkt waren, wurde ein eigener Ausschuß gebildet, um mit denselben zu verhandeln. Im Sinne seines Man¬ dates wurden diesem Ausschusse vom Unterzeichneten fol¬ gende Erklärungen gegeben: 1) An eine ständische Vereinigung sei bei der Verschie¬ denartigkeit der Vertretung, bei den abweichenden Interessen Tirols und Vorarlbergs, bei der Eigen¬ thümlichkeit der Lage und Geschichte Vorarlbergs, bei der Verschiedenheit der Volksgesinnung und Volks¬ bildung nun und nimmer zu denken. 2) Eine Annäherung beider Nachbarvölker könne nur in so weit Platz greifen, als Tirol von seiner Sonder¬ stellung zurückkomme; von einer Sonderstel¬ lung, zu Folge welcher es nicht nur allen übrigen Provinzen und dem ver¬ fassunggebenden Reichstage Oesterreichs selbstgewaltig gegenüberstehe, sondern sogar in sich selbst entzweit sei. Ferner fand sich der Unterzeichnete im Sinne seines Mandates zur Stellung folgender Anträge veranlaßt: 1) Da bei der furchtbaren Entzweiung der Partheien und Völker im Kaiserstaate der Reichstag allein ver¬ mitteln könne, da er allein die Kraft habe, einerseits unsere erworbenen Rechte und Freiheiten zu gewähr¬ leisten, andererseits Anarchie und Bürgerkrieg zu ver¬ hüten; möge Alles aufgeboten werden, was zur Auf¬ rechthaltung seines Ansehens und seiner Stärke bei¬ tragen kann. 2) Wolle man aussprechen, daß jene Reichstagsmit¬ glieder, deren Vaterlandsliebe und Pflichttreue in der Stunde der Gefahr ausharrte und nichts unter¬ ließ, was eine blutige Entscheidung, die Anarchie und die Verkümmerung unserer Freiheit zu verhin¬ dern geeignet schien, den Dank des Vaterlandes ver¬ dient haben. 3) Mögen jene Abgeordneten, welche wegen Mißleitung oder aus was immer für Gründen den Reichstag verließen, aufgefordert werden, ungesäumt ihre Sitze wieder einzunehmen, oder ihr Mandat abzugeben, damit unverzüglich zu neuen Wahlen geschritten wer¬ den könne. 4) Möge der Grundsatz ausgesprochen werden, daß ein verfassunggebender Reichstag vor Vollendung seiner Aufgabe ohne seine eigene, freiwillige Beistimmung weder aufgelöst, noch versetzt werden könne. 5) Möge nichts versäumt werden, was zu einer Ver¬ ständigung aller Deutschösterreicher zur Wahrung der deutschen Interessen in Oesterreich führen könne. Außer diesen Anträgen verwahrte er sich gegen alle und jede Gefährdung der Interessen Vorarlbergs durch Beschlüsse des tirolischen Landtages. Nachdem aber diese Anträge nur geringe Berücksich¬ tigung fanden, nachdem man durch Annahme der §§. 2 und 3 Frankfurt und Deutschland für beseitigt hält, nach¬ dem der Landtag der vier nordtirolischen Kreise zum Richter über den Reichstag des Kaiserstaates erhoben wird, und dessen Wirksamkeit als ungesetzlich erklärt, findet es der Unterzeichnete bei dem einzigen Bestreben des Landtages die unbeschränkteste provinzielle Autonomie selbst mit wie¬ derholten Hinweisungen auf eine provisorische Regierung zu erringen, mit dem Geiste seines Mandates, mit dem Interesse seiner Vollmachtgeber, mit seiner eigenen Ueber¬ zeugung und mit seiner Pflicht als deutscher und öster¬ reichischer Staatsbürger unvereinbar, sich ferner, wenn auch nur in der Eigenschaft als Gast, bei dem tirolischen Landtage zu betheiligen. Innsbruck, den 9. November 1848. Dr. Schmidt, vorarlbergischer Vertrauensmann. Innsb. Zeitung. Die Erpedition dieser Zeitung fühlt sich veranlaßt allen P. T. Herren Pränumeranten oder Zeitungsredakteuren, welche ein Eremplar mittelst Post beziehen, anzuzeigen, daß für jedes gleich im Anfange des Vierteljahres die Postgebühr für die Pränumerationszeit bezahlt wurde, und daher von Seite der Empfänger durchaus kein Porto mehr zu bezahlen kommt. Die allenfalls bezahlten Gelder wollen daher zurückgefordert, und die Schuld der stattgefundenen Unregelmäßigkeiten nicht der gefer¬ tigten Erpedition, wohl aber dem manipulirenden k. k. Postmeister Herrn Franz Mayrhofer, zugeschrieben werden. Steyr am 17. November 1848. Die Expedition der zwanglosen Blätter aus Oberösterreich. Mit einer politischen Wochenschau Nr. 7. Benneniher Aohaiten Aer. Jal, Schin dier; Mertatur F. 15. Aeming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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