292 digkeit Sr. Majestät selbst zur Kenntniß zu bringen und auf Genugthuung zu dringen. Olmütz, den 31. Oktober 1848. U. D. J. Wanka, Bürgermeister. Die Deputirten des Stadtverordneten=Kollegiums: J. U. D. E. Eiselt, Ferles, F. Jaros, J. U. D. Rozkosny, V. Rott, K. Suchy. Die Deputirten des Verwaltungsrathes der Nationalgarde: Bernt, J. U. D. Kliebert, Popler, Teiß, Uhlir. Die Deputirten der akademischen Legion: L. Aull, J. Jaros, Palliardi, Ruß, W. Väter. Die Deputirten der Slovanská lipa: J. U. D. Chrudimsky, J. U. C. Gauc, J. U. C. Fr. Hawljcek, W. Seidl, J. U. D. Swestka, Wysek. Die Deputirten des deutschen Vereins: Cristl, Güttling, J. U. D. Fr. Klier, Seutter, Zintl. Der Herr Ministerialrath Pipitz übernahm den von einigen Deputationsmitgliedern überreichten Protest, über¬ gab ihn dem Herrn Ministerpräsidenten, und brachte die Antwort: „Es sei wohl nur ein Mißverständniß, und Aehnliches werde nicht mehr vorfallen.“ Hierauf begab sich um 12½ Uhr die gesammte De¬ putation in die Residenz, wurde nunmehr mit gebührender Achtung empfangen und sogleich bei Sr= k. k. Majestät vorgelassen. Ihre k. k. Majestät die Kaiserin geruhte dieser Audienz beizuwohnen, und der Bürgermeister überreichte nach einer passenden Einbegleitungsrede zwei Adressen, wovon die erste eine dringende Vorstellung um die Pacifikation Wiens mit unwiderleglichen Hinweisungen auf den Widerspruch der ergriffenen militärischen Maßregeln mit den frühern Versprechungen des Kaisers war. Die zweite lautete: Euere k. k. Majestät! Seit der Abfassung unserer ersten Adresse ist das Schicksal Wiens entschieden worden, nichts destoweniger beharren wir bei unserer dort allgemein gestellten Bitte, die wir gegenwärtig dahin näher aussprechen, daß nur durch Civilautoritäten der gesetzliche Zustand der Dinge in Wien wieder in's Leben trete und den Militärautori¬ äten nur die militärischen Maßregeln sowie die Unter¬ stützung der Civilbehörden zugewiesen werde. „ Prags Einwohner haben gefühlt, was es heiße, wenn die Militär= mit der Civilautorität in einer Person ver¬ einigt ist, sie kennen aus Erfahrung die Schrecken und traurigen Folgen eines Belagerungszustandes für die Stadt und das ganze Land, sie kennen die Prozedur einer kriegs¬ rechtlichen Kommission, das hiemit verbundene Denunzian¬ tenwesen und die damit verknüpfte Beeinträchtigung der von E. k. k. Majestät allergnädigst garantirten konstitu¬ tionellen Freiheiten. Cinen solchen ausnahmsweisen Zu¬ stand über die Schwesterstadt Wien hereinbrechen zu lassen, wäre ein zu hartes Schicksal für die Hunderttausende der loyalen Einwohner derselben. Müssen wir schon aus menschlichem Mitgefühl für Wien gegen einen solchen ausnahmsweisen Zustand pro¬ testiren, so müssen wir dieß um so mehr nachdem an Wien in so vielen Rücksichten die anderen Länder Oester¬ reichs geknüpft sind, und eine Verletzung der konstitutio¬ nellen Rechte von der schädlichsten Rückwirkung für den Gesammtstaat wäre. Ueberzeugt, daß so wie ganz Böhmen auch andere Länder Oesterreichs gleiches Mitgefühl für Wien hegen und dieselbe Besorgniß theilen: erlauben wir uns in Ehrfurcht Eurer k. k. Majestät angebotene Güte darauf hinzuleiten, daß mit der Kapitulation Wiens der Zweck der außerordentlichen militärischen Zwangsmaßregeln erreicht sei und die Fortdauer des ausnahmsweisen Zu¬ standes gerade nur Schuldlose treffen würde. Euere k. k. Majestät haben zur Zeit, wo die Anwen¬ dung von Strenge weit nothwendiger schien, Milde für Wien zugesichert; die böhmischen Deputirten waren kürzlich erst so glücklich, diese Zusicherung für die Schwesterstadt aus dem Munde Eurer k. k. Majestät zu erhalten, und jetzt wo es Eurer Majestät nach der Lage der Dinge möglich ist, unbeschränkt dem Zuge Ihres edeln Herzens zu folgen, beharren wir um so fester bei unserer Bitte, deren Erfüllung ganz Böhmen mit Zuversicht erwartet. Olmütz, den 31. Oktober 1848. (Folgen die Unterschriften.) Se. Majestät beantworteten diese Adressen mit folgenden Worten: „Der zur Leitung der militärischen Maßregeln gegen Wien beauftragte Kommandirende hat nichts versäumt (?) um die Anwendung trauriger Zwangsmittel zu vermei¬ den. (?) Erst nach wiederholtem Zögern wurde zu dem Aeußersten geschritten und Ich hoffe, daß der ausnahms¬ weise Zustand, in welchen Wien getreten, vorübergehen und die Besorgnisse, welche von der Prager Bevölkerung ausgehen, bald völlig beseitigt werden.“ „Ich fühle Mich nicht in der Lage, jetzt schon darüber einen bestimmten Ausspruch zu thun,“ und entließ die De¬ putation. Letztere schritt sogleich zur neuen Berathung, erachtete die Antwort Sr. Majestät zur Beruhigung ihrer Komit¬ tenten für unzureichend und beschloß zur Erlangung einer bestimmteren Antwort die nöthigen Schritte zu thun. Zunächst wurde nachstehende Adresse an Se. k. k. Majestät entworfen: Euere k. k. Majestät! Die Sendung, mit welcher wir heute vor Eurer k. k. Majestät erschienen, war eine außerordentlich wichtige. Mit Betrübniß vernehmen wir die Erklärung, daß Euere Ma¬
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