Zwanglose Blätter, Nr. 69, vom 11. November 1848

289 erscheint, sahen sich in seiner Aeußerung verletzt, er halte dieselbe jetzt für unmöglich. Allen blieb seine Auflösung der Frage undeutlich wie zukünftig Preußen das übrige Deutschland und die österreichische Monarchie gestellt wer¬ den sollen; kurz, er verwundete nach allen Seiten hin, ohne nach einer zu heilen. Er wollte vermitteln, und hat mehr entzweit, und so wurden alte diplomatische Künste vor den Kindern der neuen Zeit zu Schanden. Er wollte ein mächtiges Centraleuropa schaffen und stellte weder ein mächtiges Deutschland, noch ein mächtiges Oesterreich hin. Dagegen fehlte es nicht an Wendungen, die geradezu ein¬ ander widersprachen. Er wollte die mögliche Zerreißung Deutschlands vermieden wissen, welche die Annahme der entschiedenen Paragraphen 2 und 3 zur Folge haben kann, und zerriß von vornherein selbstdurchseinen Anton Ich beeile mich die Rachrichten über das Schicksal dieses geachteten Volksmannes für den sich mir zugekom¬ menen Nachrichten gemäß die lebhafteste Theilnahme aller¬ orts äußert, fortzusetzen. Am 30. Oktober, nachdem ich mit zwei Freunden der guten Sache und Wurmbs Tags vorher von Peilstein zu¬ rückgekommen war unternahm einer derselben, Herr Löscher jun. neuerdings die Reise nach Peilstein, und gelangte ohne Unfall nach Wegscheid. Hier theilte man ihm mit, daß Wurmb bereits am 28. Oktober (Samstag, also an jenem Tage, da wir in Peilstein ankamen) wegen Schuld¬ losigkeit beim Landgerichte entlassen worden sei, und den Weg über Hafnerzell, Engelhartszell nach Neumarkt ein¬ geschlagen habe. Der Marktschreiber von Wegscheid, Hirsch, bestätigte, ihn in dieser Richtung begleitet zu haben. Sein Paß sei aber nach Linz an die Regierung gesendet, und ihm vom bayrischen Landgerichte ein Geleitschein mitgegeben worden. Herr Löscher trat mit diesen Nachrichten erfreut den Rückweg in Gesellschaft von zwei Bauern aus Haslack an, die ihm erzählten, daß kurz vor seiner Ankunft in Wegscheid der Pfarrer von Kollerschlag da gewesen, und in ihrer Anwesenheit die bayrischen Landgerichtsbeamten zur Rede gestellt habe: „warum sie jene vierhundert Gulden vom Präsidenten in Linz ausgeschlagen,“ diese aber darauf erwiedert haben: „Wir wollen um Geld un¬ sere Hände nicht im fremden Blute waschen.“ Nachdem der Pfarrer aus dem Gasthause fortgeritten, haben die Beamten erzählt: „daß der Präsident in Linz vierhundert Gulden angeboten habe, wenn Wurmb bis auf seine wei¬ tere Weisung beim Landgerichte zurückgehalten würde., Herr Löscher brachte diese Nachricht nach Linz; wir erwarteten Wurmb am Allerheiligentag daselbst, er kam Der Vaterlandsfreund bringt folgende bemerkenswerthe Stelle: „In der Schule bitterer Erfahrungen nur reift der Antrag. Die Folge seiner Rede war auch nicht die eines allgemeinen elektrischen Verlangens nach Schluß; für diesen erhoben sich sehr Wenige. Es wurde ganz kühl die Ver¬ tagung bis Freitag ausgesprochen. Was am Donnerstag schon Alle fühlten, trat an diesem Freitage ein: Gagern hatte es dießmal nicht ver¬ mocht, die Herzen zu lenken, um die Gemüther umzustim¬ men: es hatte ihm selbst die Siegesgewalt der Ueber¬ zeugung gefehlt, er hatte wohl andere Gründe so zu sprechen, die wir kleinen Politiker nur ahnen. Die Ver¬ sammlung hat gegen Gagern votirt und mit unge¬ heurer Majorität alle jene Amendements verworfen, welche den österreichischen Bundesländern eine besondere Stellung zum Reiche sichern wollten. Wurmb. aber nicht. Dieses Ausbleiben und ein Gerücht, daß er heimlich auf die Festung Passau gebracht wäre, bewog mich, mit den Herren Löscher und Laska am Allerseelen¬ tage nach Neumarkt, den Wohnsitz unseres Freundes Wurmb, zu fahren, und dort Erkundigungen einzuholen.- Wurmb war nicht zu Hause gekommen; seine Verwandten hatten erst durch das Welser Blatt Näheres über ihn er¬ erfahren, und es wurden die gerechtesten Besorgnisse um ihn in Allen rege, die ihm durch Bande der Verwandt¬ schaft oder Gesinnung nahe stehen. Wäre Wurmb er¬ krankt, so hätte doch seit Samstag von ihm eine Nachricht an seine Geschwister gelangen können! Es sind von seinen Angehörigen die zweckmäßigsten Schritte eingeleitet, um seinen Aufenthalt zu erfahren, und ich hoffe — bald darüber berichten zu können, wo und wie er sich befindet. Je seltener die Männer sind, die sich wahrhaft und mit Aufopferung der Volkssache annehmen, um so leb¬ hafter muß unsere Theilnahme an deren Schicksal sein, und wir sind berechtigt, die wahrheitsgetreueste Aufklärung über Wurmb von jener Behörde zu verlangen, welcher sein Schicksal nicht unbekannt sein dürfte. Diese Be¬ hörde ist Herr Serbensky in Linz. Freunde des Volkes! stehen wir zusammen, und wenn Wurmb nicht zum Vorschein kommt, soll uns Herr Serbensky antworten, was es mit jenen vierhundert Gulden für eine Bewandtniß hat, von denen oben die Rede war.*) Schilcher. Const. W. Bl. *) Wurmb ist am 5. d. M. in Peurbach angekommen. Wir erwarten von ihm eine Veröffentlichung über seine Gefangenhaltung, die hübsche Streiflichter auf den Die Red. Charakter Serbensky wirft. Quousque tandem etc. ichte des Tages. Verstand reift der Charakter eines Menschen, und so auch der eines Volkes. Kaum könnten Erfahrungen beleh¬ render sein, als jene, welche Wien gemacht hat, und es ist

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