Zwanglose Blätter, Nr. 68, vom 8. November 1848

Nro. Zwanglose Blätter aus Oberösterreich. 68. Steyr am 8. November 1848. Mein Gewehr im Arme sieh' ich Hier verloren auf der Wacht, Still nach jener Gegend seh' ich Hab' so oft dahin gedacht! Wolken da wie Thürme prangen, Als säh' ich im Duft mein Wien, Und —— Unter der Diktatur. Die Wienerzeitungen vom 29. Oktober, dann vom 3. und 4. November sind Sonntags hier angekommen. In den Zwischentagen scheinen somit keine Blätter erschienen zu sein. In den Blättern vom 3. und 4. November sehen wir also zum Erstenmale wie eine Zeitung aussieht, die von österreichischen Staatsbürgern im Genusse der vom konstitutionellen Kaiser wiederholt durch sein kaiserliches Wort garantirten Preßfreiheit, unter Vermittlung des die Freiheit im Allgemeinen befestigenden Fürsten Windischgrätz herausgegeben. Außer amtlichen Verlautbarungen enthalten sie gar nichts. Und das ist sehr gut. Sedlnitzky würde darin sein lang gesuchtes Ideal einer Zeitung erkennen, wie überhaupt die Presse gewiß am Zweckmäßigsten wirken würde, wenn sie nichts wäre als eine wohlfeile Kopier¬ maschine für die löblichen, hohen und höchsten Kanzleien... Ich glaube es wäre doch gewiß amtlich sehr wichtig, die Verhandlungen des Reichstages den Völkern, die er ver¬ tritt, kund zu geben. Fürst Windischgrätz scheint aber diese Meinung nicht zu theilen. Was kümmert ihn diese Par¬ thei — wie er selbst den Reichstag und somit auch die Völker nannte. Wir wissen nicht, was das Schicksal oder das Wirken des Reichstages seit dem 26. v. M. ist. Viel¬ leicht ist er aufgelöst worden wie die akademische Legion, und wird seiner Zeit durch den Fürsten Feldmarschall reor¬ ganisirt. Daß am 30. v. M. noch Sitzung war, entneh¬ men wir aus folgenden vereinzelten Stellen im Blatte vom 4. November: In der Reichstagssitzung vom 30. Oktober wurde ein Allerhöchstes Handschreiben, dd. Olmütz den 28. Oktober, vorgelesen, in welchem bezüglich der Verlegung des Reichs¬ tages folgende Stelle vorkam: „Die zeitweilige Verlegung des Reichstages nach Krem¬ Freiherr von Eichendorff. sier habe Ich in der besten Absicht für die ununterbrochene Thätigkeit des Reichstages beschlossen, und Ich wünsche, daß die Rückkehr vollkommener Ordnung in Meiner Haupt¬ stadt Wien bald gestatte, daß derselbe wieder in ihrer Mitte seine Berathungen fortsetzen könne.“ Hat hiedurch der Kaiser von der Verlegung des Reichs¬ tages nach Troyes — ich verschrieb mich: nach Kremsier Umgang genommen, oder hat es hiebei sein Verbleiben? Kurz, wir wissen es nicht, wie jene Parthei, deren Feldherr der Fürst ist, mit der andern Parthei: dem Volke verfahren wird. Wir müssen nun ruhig abwarten, was jene Parthei über uns zu verfügen geruhen wird. Das war immer so in konstitutionellen Staaten, und das ist eben der wohlthätige und wesentliche Unterschied zwischen absoluten und konstitutionellen Staaten, daß in letzteren eine Parthei — natürlich aber nicht das Volk thun darf was sie will. Das wollte die allge¬ meine, glorreiche und bereits mit Vergnügen sanktionirte Erhebung der Märztage erreichen und — das hat sie auch erreicht. Die Preßfreiheit ist die schönste Errungenschaft. Sie ist die fürchterlichste Waffe und die schönste Blume der Völkerfreiheit. Aber auch die besten Schwerter werden zer¬ brochen und die schönsten Blumen werden zerknickt. Wie bedaure ich das edle Wien, das dieses bittere Schicksal ach — so bald erfahren mußte. Wir in den Provinzen sind glücklicher. Jener Kriegesdrang und feindliche Sturm¬ wind ist in das grüne Thal zwischen der Enns und Steyr, in dem ich mein Lebensglück gefunden zu haben glaube, noch nicht gedrungen — hier genieße ich ungestört des Mannes höchstes Gut — die Freiheit! mir zehnfach ver¬ bürgt durch das Wort meines Kaisers. Im Genusse dieser verbürgten Freiheit und die be¬

284 treffenden Gesetze wohl vor Augen, beurtheile ich offen die Schicksale des Vaterlandes, die Thaten seiner Gewal¬ tigen, und freue mich es zu können. Ich lobe, ich tadle, ich warne nach meinem geringen Ermessen und wünsche Allen, die so hoch stehen, daß sie das Volk beglücken könnten, einen fröhlichen guten Abend — wenn auch noch lange nicht aller Tage Abend gekommen ist. Ueber die Ereignisse die den Fall Wiens begleiteten, haben wir bis jetzt nur einseitige Nachrichten, nämlich die der Wienerzeitung im Belagerungszustande. Wir haben uns immer alle Mühe gegeben, unsern Lesern die That¬ sachen wahr und gerecht und ohne Entstellung zu geben, und so sind es auch dießmal zwei Ursachen, warum wir die Relationen der Wienerzeitung nicht widergeben. Die erste Ursache ist, weil sie ohnehin überall bereits sattsam bekannt sind, die zweite Ursache aber — behalten wir für uns, und wir glauben damit gegen keinen Paragraphen des provisorischen Preßgesetzes zu verstoßen. In jenen Relationen ist viel von der Tapferkeit der Truppen die Rede. Ich habe unsere Truppen immer für tapfer gehalten, und was sie in Wien geleistet haben, ist noch gar nichts — man kann die Tugend der Tapferkeit gegen ungeschulte Haufen und so mitten in Freundes¬ land nicht genug glänzen lassen. Die dauernde Be¬ hauptung Italiens und die Erdrückung der drohenden Uebermacht Rußlands durch Sicherung einer militärischen Stellung oder eines imposanten Einflusses an der untern Donau wird unserer Armee die Lorbeerkrone bringen die nie der Preis des Bruderkampfes ist. Darüber sind auch Politiker und Nichtpolitiker von entschieden schwarzgelber Färbung einig, daß die Staaten Oesterreichs doch höchstens mehr als Föderativstaaten bei¬ sammen bleiben können. Ich erlaube mir für diese künftige Bundesverfassung darauf aufmerksam zu machen, daß man die Bestimmung nicht übersehe: „Die Soldaten eines österreichischen Bundesstaates können in einen zweiten nur auf Verlangen von wenigstens Zweidrittel der Volksver¬ treter des betreffenden Staates einrücken.“ Was würde auch z. B. ein Sieg über die Bevölkerung eines deutschen Staates durch slavische Soldaten für die Dauer helfen? Soll ein solcher Sieg Vertrauen zur Regierung erzeugen? Muß er nicht vielmehr das größte Mißtrauen wachrufen? Muß er nicht die Vermuthung rege machen, der Regierung liege nichts an der Liebe des Volkes, sie will nur ge¬ fürchtet sein, nur Ruhe um jeden Preis? Erschiene nicht eine Regierung, die durch Herbeirufung fremder, verhaßter Heerführer und ihrer Schaaren der öffentlichen Meinung in's Gesicht schlägt und mit Ueberspringung der selbstge¬ stellten konstitutionellen Schranken Alles, Wohlstand und Freiheit mit Bajonneten und Kanonen vor sich nieder¬ wirft, als eine bewaffnete Parthei gegenüber dem Volke, und was darf ein Staat erwarten, in dem die Regie¬ rung und das Volk sich als Partheien gegenüberstehen? Was für eine verläßliche Stütze für eine solche Regierung wäre auf die Dauer selbst die Armee? Die Armee er¬ gänzt sich nicht selbst sie erhält sich nicht selbst. Des Volkes Wille ist die Quelle der Majestät mit allen ihren Attributen — und wenn das Volk einmal nicht mehr wollte —? — Jeder Politiker von nur einiger Bildung hat sich bei Durchlesung des unheilvollen Manifestes, dd. Olmütz den 18. Oktober, womit dem Fürsten Windischgrätz die Voll¬ macht ertheilt wird, durch jedes ihm zweckdienlich scheinende Mittel, das heißt „nach seinem eigenen Ermessen,“ ohne eine Hinweisung auf die konstitutionellen Grundsätze, das Werk des Friedens!! in „Meinem Reiche“ wie der Kaiser sagt, herzustellen, die Frage aufgeworfen: Hat denn ein konstitutioneller Monarch, der selbst nicht unum¬ schränkter Herr des Reiches ist in dem er regiert, und das er daher nicht mehr wie vor dem März sein Eigen¬ thum, sein Reich nennen kann, das Recht irgend einem Bürger dieses Reiches eine unumschränkte Vollmacht zu ertheilen? Windischgrätz ist durch jenes Manifest Diktator von Oesterreich, unumschränkter Herr unserer Person und unseres Eigenthums, er kann requiriren wie und was er will, wenn es nur nach seinem eigenen Ermessen zweckdienlich scheint, das Werk des Friedens zu befördern. Und alles dieses ist er ohne Bestimmung des Volkes, oder was eben so viel ist: des Reichstages, ja sogar gegen den ausgesprochenen Willen desselben! Der Hof hat sich in die Arme des Fürsten Windisch¬ grätz geworfen — warum wendete er sich nicht dem Volke zu? Verändert denn die hohe Geburt so alle Einsicht und Erinnerung, daß das Wohlgefallen und die Hülfe eines kleinen Häufleins Aristokraten mehr zu gelten scheint, als Millionen von Bürgern? Was soll nun diese Kamarilla machen mit ihrem Heere von Heute, das nach den Ge¬ setzen der Natur sich täglich verringert und wird man es in allen seinen Theilen, und Jeden so wie er bisher war, ergänzen können? Soll die Kamarilla Geschehenes unge¬ schehen machen? Noch steht das kaiserliche Wort — oder sollte das uns nicht mehr schützen können vor der Willkür¬ herrschaft die bei Klosterneuburg über die Donau setzte, und die von den Ueberwundenen der Märztage mit Cham¬ pagnergläsern jubelnd begrüßt worden ist? Der Fürst Windischgrätz hat eine größere Aufgabe, als er vielleicht selbst glaubt. Er hat nicht nur die angeb¬ liche Anarchie zu besiegen, er hat nicht nur die mit dem Absolutismus und der Reaktion malkontenten Deutschen in Oesterreich zu überwinden, er hat das mit Windes¬ eile vorwärtsstrebende Flügelroß der Zeit bestiegen, um es zu zähmen, und soll es rückwärts führen in die schwarz¬ gelben Barrièren der alten Reitschule. Kavaliere sind in der Regel gute Reiter, und Windischgrätz ist Zoll für Zoll ein Kavalier. Aber die Zeit hat für derlei Vorzüge keinen Geschmack mehr, sie achtet nicht Gerte und Sporn, und wie die edeln arabischen Rosse zähmt sie am leichtesten der, welcher ihr einen weisen, zaubergewaltigen Spruch in's Ohr zu raunen weiß. Den starken Napoleon hat jenes

Roß abgeworfen, und er war ein gewaltiger Reiter der kluge Louis Philipp mußte in den Sand — seine weisen Sprüchlein schienen doch keine Gewalt zu haben, und der König von Preußen spricht auch gut — wir werden noch sehen wie er reitet. Numa Pompilius war ein weiser König, vorzüglich aber darum, weil er der Stimme der göttlichen Nymphe Egeria Gehör schenkte und ihren Rath befolgte. Ich weiß nicht, ob in den beschnittenen, altfränkischen Laubwänden Hetzendorfs eine Egeria wohnt, aber jenseits dieser steifen Ueberreste einer verlebten Herrlichkeit spricht eine göttliche Stimme, zu der die Gewaltigen ihr Ohr neigen sollten — ich meine die Stimme des Volkes. Volkes Stimme Gottes Stimme! Volkes Gericht, Gottes Gericht! Verschließt nicht länger eure Ohren der Stimme des deutschen Volkes! Nachstehende Proklamation des Fürsten an die Nie¬ der= und Oberösterreicher beweist, wie sehr sich unsere Lage von den schönen Märztagen bis in diese trüben November¬ nächte verändert hat. Damals erwarteten wir gesetzliche Feststellung und Verbürgung unserer Freiheit, und jetzt erwartet der Fürst Feldmarschall von uns, daß unser Geist seinen Erwartungen entsprechen werde widrigen¬ falls er uns in Belagerungszustand versetzt. Einst so viel grünes Laub und Rosen, und jetzt nur dürre Zweige und aristokratisch= kalter Schnee. Husch! wir wärmen uns an der erwähnten Prokla¬ mation: An die Bewohner von Nieder= und Ober¬ Oesterreich. Der verlängerte Widerstand, den die in offener Em¬ pörung begriffene Stadt Wien meinen Truppen entgegen¬ gesetzt hat, bemüßigte mich, nachdem ich alle Mittel zur gütlichen Unterwerfung derselben erforglos versucht, und selbst die schon angebotene Kapitulation treulos und wort¬ brüchig von derselben umgangen wurde, die strengste Waf¬ fengewalt eintreten zu lassen, welche deren vollkommene Bezwingung zur Folge hatte. Die Stadt Wien und deren Umgehung auf zwei Meilen Zur Geschich Der Hofadel namentlich ist es, mit seinen Wurzeln und Ausläufern die er in den Offiziersstellen der Armee findet dem die allgemeine Stimme die Schuld gibt, den Kaiser vermocht zu haben, statt möglicher Friedensvermit¬ telung, sogleich die blutige, nie überzeugende Ge¬ walt der Waffen anzuwenden, die ihn (diesen Adel) schneller und sicherer zu seinem Ziele zu führen schien. Wir wollen hier nicht zu Gerichte sitzen über den betheiligten Adel und überlassen dieses traurige Amt mit voller Beruhigung jenem höheren Richter, dessen himmlische Residenz nie in Belage¬ rungszustand gesetzt werden kann. Wir erinnern hier nur im Umkreise befindet sich von heute an im Belagerungs¬ zustande, wodurch sämmtliche innerhalb der gedachten Aus¬ dehnung bestehenden Ortsbehörden unter die Autorität der Militärgewalt gestellt werden. Indem ich dieses hiermit allgemein bekannt gebe, spreche ich die zuversichtliche Erwartung aus, daß die Provinzen Oesterreich ob und unter der Enns in ihrer bisherigen Treue an das Kaiserhaus und die konstitutionelle Mo¬ narchie unerschütterlich verharren, alle bösen Einflüsterungen von sich rntfernt halten und mir die Nothwendigkeit er¬ sparen werden, den Belagerungszustand noch weiter auf einzelne Ortschaften oder Gemeinden ausdehnen zu müssen, in denen sich wider mein Erwarten ein gleicher übler Geist zeigen sollte. Ich warne somit die Bewohner dieser Provinzen auf das Eindringlichste vor jenen Aufwieglern welche unter täuschenden Vorspiegelungen nur die Auflösung aller Bande der Ordnung und Gesetzlichkeit beabsichtigen, unabsehbares Verderben verbreiten, und der fortschreitenden Entwickelung jeder wahren Freiheit nur entgegen wirken können. Hetzendorf am 1. November 1848. Fürst zu Windischgrätz, k. k. Feldmarschall. Der Schluß dieser Proklamation befriedigt mich voll¬ kommen, und ich wünschte ich hätte die Macht, alle jene Aufwiegler ihrer gerechten Strafe zuzuführen, welche unter täuschenden Vorspiegelungen nur die Auflösung aller Bande der Ordnung und Gesetzlichkeit beabsichtigen und unabseh¬ bares Verderben verbreiten, um der fortschreitenden Ent¬ wickelung jeder wahren Freiheit entgegen wirken zu können. Ich habe immer für das Recht gekämpft und für das Recht stehe ich bis an's Ende. Daher fühle ich mich auch gedrungen, es offen zu tadeln, wenn die Stadt Wien nach einmal geschlossener Kapitulation — ohne daß das Belagerungsheer vertragsbrüchig wurde — von Neuem die Waffen ergriff. Man muß sein gegebenes Wort halten. Der Sturm, der Wien niederwarf, kann sich über Nacht umwenden, und die stolze Feste deutscher Freiheit wieder neu und herrlich aufrichten. Aler. Jul. Schindler. e des Tages. an diesen Antrag des Frankfurter Abgeordneten Moritz Mohl, den er am 24. Mai d. J. in Druck legte: „Vorrechte sind gegen die Natur. Alles aber, was nicht natürlich ist, ist auch nicht gerecht. Darum Aufhebung des Adels, seiner Titel und Vorrechte. Als einen weiteren und großen Vortheil der Annahme dieses Antrages aber würde ich glauben es noch betrachten zu dürfen, daß mit der Aufhebung des Adels auch die Höfe einfacher und bürgerlicher, also wohlfeiler und dem Volke näher gerückt werden würden, daß eine Verminde¬

286 rung der Civillisten und Apanagen dadurch erleichtert, und daß alle Verhältnisse zwischen Fürst und Volk freier von der für alle Theile so lästigen Etiquette, den Fürsten, den Bürger und den Menschen befriedigender werden würden wenn es keine Kaste mehr gäbe, zu deren Vorrechten das Hofwesen gehört, welche den Thron umgibt, und deren Standesinteresse die Erhaltung der künstlichen Scheidewände zwischen Fürst und Volk entspricht.“ Prag, den 28. Oktober. Wie wir vernehmen, haben die in Prag anwesenden böhmischen Deputirten mittelst einer Zuschrift ihre in Olmütz befindlichen Kollegen, Pa¬ lazky und Pinkas, aufgefordert, bei Sr. Majestät und dem Ministerium gegen die jüngste Proklamation des Fürsten Windischgrätz Schritte zu thun; insbesondere waren es die Punkte 2, 3 und 4, welche die Deputirten als inkonsti¬ tutionell, unbestimmt und so gestellt bezeichneten, daß sie mehr geeignet sind, den Kampf erbitterter zu machen, und auch anderweitig beunruhigende Bewegungen hervorzurufen, Pfeffer Wir sind in der erfreulichen Lage berichten zu können, daß die deutschen Reichskommissäre Welker und Mosle¬ noch immer nichts gethan haben. Sie haben Wien ruhig beschießen lassen und sehen jetzt zufrieden zu, wie Windisch¬ grätz auch jene Provinzstädte u. dgl. mit dem Belagerungs¬ zustande bedroht, deren Geist seinen Erwartungen nicht ent¬ sprechen wird. Die Schwarzgelben fangen an sich mit der Centralgewalt zu versöhnen. Aber der Paragraph 2!! Es geht ein Gerücht, einige schwarzgelbe Wahlmänner beabsichtigen dem Abgeordneten Wagner für seine vortreff¬ liche Rede zu Gunsten des deutschen Elementes in Oester¬ reich, die er bei Berathung des §. 2 in der Paulskirche hielt, eine Art Mißtrauensvotum zukommen zu machen. Herr Wagner möge sich im Voraus über diesen fürchter¬ lichen Schlag beruhigen und überzeugt sein, daß solche Nadelstiche leicht zu verschmerzen sind bei dem frischen und offen ausgesprochenen Vertrauen von Männern, denen Deutschlands Größe, Freiheit und Selbständigkeit mehr gilt, als der kleinen Kanzlei= und Kirchthurmherrschaft süßer Genuß. Laut vielseitig in Journalen verbreiteten Nachrichten soll in Olmütz folgendes Ministerium bereits ernannt sein: Wessenberg ohne Portefeuille. Wozu auch? Hat er nicht an der Verantwortlichkeit für die Diktatur Windisch¬ grätzs genug zu tragen? Fürst Felir Schwarzenberg, Aeußeres. Ein Hofkavalier. Bach, Inneres. Kann er wiederkehren? Genügt es ihm blos Vertrauensmann des Hofes zu sein? statt die angestrebte Pacifikation Wiens zu erzielen. Auch haben sie ihre Kollegen in Olmütz aufgefordert, dahin mit aller Energie zu wirken, daß die Nationalgarde nach vor¬ genommener kriegsgebräuchlicher Entwaffnung sogleich wie¬ der bewaffnet, und überhaupt keine Maßregeln ergriffen werden, die nicht unausweichlich nothwendig, oder den A. 3. konstitutionellen Prinzipien zuwider sind. Frankfurt a. M., 26. Oktober. (Tagesbericht.) Am heutigen Morgen erzählt man sich allgemein von einer Spaltung im Reichsministerium, veranlaßt durch Meinungs¬ verschiedenheit in der österreichischen Frage, und welche folgenschwer werden könnte. Dem Minister Schmerling und Bassermann auf der einen Seite stände auf der andern der Justizminister Robert Mohl nebst Mehreren gegenüber, welche, gestützt auf die Berichte der nach Wien gesandten Reichskommissäre, das deutsche Interesse in Oesterreich nicht ohne die allerentschiedenste Unterstützung von Seite des Const. Bote. Reiches lassen zu dürfen glauben. körner. Kraus, Finanzen. Die Oktobertage haben ihn volksthüm¬ lich gemacht. Breda, Justiz. Unbekannte Größe. Helfert, Kultus. Flüchtiger Deputirter der äußersten Rechten. Bruk, Handel. Schüler Metternichs. Mayer, Arbeiten. Siehe die Skizzen aus dem Reichstage in diesem Blatte. Kriegsminister: Windischgrätz oder Welden. Dieses soll wahrscheinlich das volksthümliche Ministerium sein, das uns am 6. Oktober in Schönbrunn versprochen wurde. Es wäre sehr dankenswerth, wenn das Ministerium in Wien ein Verzeichniß aller jener Reichstagsbeschlüsse und anderer amtlichen Verlautbarungen erscheinen ließe, welche es seit dem 6. Oktober d. J. an die Gouverneure der Provinzen zur Bekanntmachung versenden ließ. Dann wäre es nothwendig zu revidiren, ob denn diese Gouver¬ neure oder Regierungspräsidenten, wie sie hie und da heißen, diese Plakate auch richtig publizirten, ja sogar die Distriktskommissäre wären strengstens hierüber zu kontrolliren, denn man will bemerkt haben, daß hie und da solche Er¬ lasse unterdrückt wurden. Natürlich müßten die entdeckten Schuldigen, welche mit ihrer Amtsgewalt solchen Mi߬ brauch getrieben haben, wenigstens ihres Dienstes enthoben werden. 6 Veranwerlicher Rodatenr Aer. Jul. Schindler, Murodatenr F. 20. Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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