Zwanglose Blätter, Nr. 67, vom 4. November 1848

282 Rechte auf Unbescholtenheit und mit dem freien Verkehre Beamten auf die Konstitution, oder wenigstens auf die An¬ deutscher Staatsbürger auf deutschem Boden stehe, davon erkennung der angebornen Rechte, so weit sie im Staate geltend gemacht werden können, und die Entfernung jener sprechen die erzählten Erlebnisse. Für Gegenden, wie im oberen Grenzbezirke, ist der Zöpfe von Landbeamten, die aus Besorgniß, den legalen Tag der Freiheit noch nicht angebrochen; es herrscht und Boden nicht zu verlassen, eine ärgere Willkühr und Spio¬ wird dort sorgsam noch jenes heilige Dunkel erhalten, in nage üben, als je vor den Märztagen.“ Puchberg am 30. Oktober 1848. dem Oesterreichs Volk so lange schon herumgetappt hat. Schilcher. Es zeigt sich die Nothwendigkeit der Beeidigung der Pfefferkörner. Herr Julian Schmidt, Redakteur des Grenzboten, ein geistreicher Stubengelehrter in Leipzig, schreibt in einem offenen Briefe an seinen Freund Ignaz Kuranda, den Herausgeber der Ost=deutschen Post in Wien: „Thun Sie einen kühnen Griff, wie ich ihn thue, und pflanzen Sie das schwarzgelbe Banner offen auf! nicht das Zeichen Metternichs, der Reaktion, des Absolutismus, sondern die Fahne des jungen, freien Oesterreichs, Oesterreichs, das sein altes Glück wiederfinden und eine hohe, herrliche Zukunft in der Entwickelung der Kultur haben wird.“ Herr Schmidt meint wohl mit diesem kühnen Satze etwas sehr Geistreiches gesagt zu haben, wir, und wir hoffen auch Freund Kuranda, werden sich doch nicht dazu verleiten lassen ein Banner aufzupflanzen, unter dem Oesterreich sein altes Glück wiederfinden soll. Erinnern wir uns doch ein wenig an jenes alte Glück. Wann lebte es doch? Als Strauß unter den Lindenbäumen des Sperlgartens geigte, die Backhühner in den Pfannen prasselten und Metternich und Sedlnitzky um russisches Geld regierten? Oder früher, als Kaiser Franz sich die Taschen vollstopfte und dann Bankerott machen und später die Völker ihm seinen Thron retteten und er ihnen dafür eine freie Ver¬ fassung versprach, um die ihre Kinder heute noch mit den Soldaten seines Sohnes die blutigsten Kämpfe kämpfen müssen? Hochkomisch ist die Zumuthung Herrn Schmidts, das schwarzgelbe Banner nicht als Zeichen der Reaktion oder des alten Glückes, sondern als Fahne des jungen freien Oesterreichs aufzupflanzen. Was würde Herr Schmidt antworten, wenn wir ihn aufforderten Jesuite zu werden, nicht um mit den schlechtesten Mitteln den schlechtesten Zwecken zu dienen, sondern um als ein ehrlicher, offener Mann Wahrheit und Freiheit zu befördern!? Die Uni¬ form eines Jesuiten scheint uns aber nicht eine empfeh¬ lenswerthe Tracht für einen freisinnigen Mann, und eben¬ sowenig finden wir es gerathen, die Farben des alten Glückes flattern zu lassen vor den Kämpfern der neuen Zeit. Aus Brünn beklagt man sich, daß das dortige Gu¬ bernium versprochen habe, dem Publikum über die Vor¬ gänge in Wien sichere Nachricht zu geben, ohne daß dieses Versprechen gehalten worden wäre. Unser Herr Regierungspräsident hat sich zwar nicht veranlaßt gefunden uns Aehnliches zu versprechen — wir meinen aber es wäre seine Pflicht, die in großer Theil¬ nahme für Wien und in ungeheurer Aufregung lebende Provinz über das Schicksal der geliebten Hauptstadt so viel als möglich zu unterrichten. Bekommt denn der Herr Präsident keine Berichte aus dem Lager von Wien? Uns schiene es dankenswerther und mehr im Sinne seiner Stel¬ lung als konstitutioneller Beamter, wenn er sich mit Energie um das Schicksal Wiens und des Reichstages be¬ kümmerte, als daß er zu erforschen trachtet, wer diesen oder jenen Gedanken in's Volk warf. Warum wurde die letzte Erklärung des Reichstages gegen Windischgrätz nicht publizirt? Steht der Herr Präsident noch immer in un¬ mittelbarem Verkehre mit dem Wiener Ministerium — und wo nicht — hält er die Stellung und das Treiben der Truppen und ihrer Führer, die jenen nothwendigen Ver¬ kehr aufheben, für gesetzlich? Und müssen wir Un¬ gesetzlichkeiten dulden? Wie gefällt Ihnen dieser Gedanke, Herr v. Schwarz¬ gelb: Ein sittlich gebildetes Volk hat wahrlich ganz andere Wünsche, als in Fesseln gefüttert zu werden—? Wenn doch Jemand, der in Olmütz aus= und eingeht, so gefällig wäre, am geeigneten Orte den Vorschlag zu machen, man möge Kommissäre in die Provinzen schicken, um den Eindruck zu erfahren, den Wiens Fall gemacht hat. Nur müssen diese nicht blos die Bureaur, Raths¬ keller u. dgl. besuchen. Hübsch überall hin, meine Herren Kommissäre und dann pro und contra wohl erwogen und in Olmütz nicht gelogen! 6 * Erklärung. Einige hiesige Garden erlaubten sich von dem hiesigen Herrn Kommandanten zu einer Linzerreise auch Urlaubs¬ karten für uns Unterzeichnete ausfertigen zu lassen. Wir erklären hiemit, daß wir von dem Zweck dieser Linzerreise vom 31. Oktober gar nichts wußten, noch weniger, daß wir Jemanden beauftragten, eine solche Karte in unserem Namen von dem Herrn Kommandanten zu erwirken; ver¬ wahren uns daher feierlichst gegen eine allenfalls gemachte Anwendung derselben. Fröhlich, Kaufmann: Bichler, Zimmermeister. Joh. Beninger. Mit einem Anzeiger Nr. 35 und einer politischen Wochenschau Nr. 5. Verntwerlicher Acdatenr Aler. Jul. Schindler; Mirdaten F. 10, Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.

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