Zwanglose Blätter, Nr. 64, vom 25. Oktober 1848

269 gen solche wo immer herkommen, aufzutreten, deßhalb glaube ich nicht zu fehlen, wenn ich hier erwähne, daß sich das Militär, ich bezeichne hier nicht alle Krieger, manche Herausforderung, aufreizende Reden und auch Handlungen zu Schulden kommen lassen. Es ziert doch sehr den Mächtigen, wenn er seiner Stärke bewußt, solche nicht am unrechten Orte anwendet. Die Bürgerschaft ist in Folge einiger Uebergriffe sehr um den Fortbestand der hiesigen Hochschule besorgt, da wohl kaum unter den be¬ stehenden Verhältnissen die Universität stark besucht werden wird. Man spricht allgemein, es werde auf diese Weise dazu kommen, daß Brünn der künftige Musensitz werden dürfte, wie dieses auf die Bevölkerung der Stadt ungünstig einwirkt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Und doch hoffe ich noch auf eine günstige Lösung, wenn ich mir die milden Gesichtszüge des Kaisers zurückrufe, den ich heute zum ersten Male ausfahren gesehen, zur Unmöglichkeit ge¬ hört es doch nicht, es werde doch einer Deputation des Reichstages oder irgend einem wahren Freunde des Vater¬ landes gelingen, sich Gehör zu verschaffen. — Ueber die „Wiener Zeitung“ herrscht hier durchgehends eine bittere Indignation, wir begreifen die maßlose Eitelkeit des Redakteurs nicht, wenn er salbadert, in die Provinzen sei der Strahl der Freiheit noch nicht gedrungen, und auf diese Art den Provinzen jedes politische Leben abspricht, wir sprechen hingegen dem Redakteur jede Kenntniß von den Provinzen und alles politische Wissen ab er konnte wohl vom hohen Pferde über Gemälde und Kunstsachen schreiben, aber über Völkerschicksale zu sprechen, über ad¬ ministrative Einleitungen das Wort zu führen, liegt außer seiner Möglichkeit, mit jedem Tage ändern seine Artikeln die Farbe. Pol. H. Oertliches. Der Verwaltungsrath der Nationalgarde zu Steyr hat nachstehendes Schriftstück durch eine Deputation von Garden dem Präsidenten Serbensky überreichen lassen. Farblose Ausflüchte waren die Antwort dieses Staats¬ beamten, der lange vom Landsturme sprach, den er nicht aufbieten könne, obwohl die Deputation und auch die Schrift sich deutlich aussprachen, daß vom Landsturme eben keine Rede sei. Der Präsident, redselig wie immer, schien das Ansinnen anfangs durchaus nicht verstehen, später aber nicht darauf eingehen zu wollen . desto besser verstehen wir sein Nichtverstehen. Die Nationalgarde hat, auf gesetzlichem Boden stehend ihre Schuldigkeit gethan, und es ist Sorge des Herrn Präsidenten, daß er am Ende der jetzigen Krise dasselbe am gehörigen Orte von sich wird be¬ weisen können. Einstweilen machen wir ihn nur aufmerksam, daß in Zeitläuften wie die jetzigen der Landtag einberufen werden soll. Nur durch die Nichtbeschränkung der gesetzlichen Wirk¬ samkeit der Volksvertretung und der übrigen konstitutio¬ nellen Rechte des Volkes wird das Wohl des Vaterlandes wahrhaft gefördert. Hier die Schrift, welche die Deputation übergab der schriftlichen Erledigung derselben wird entgegengesehen. Euere Ercellenz! Bei dem gegenwärtigen tieferschütterten Zustande des Kaiserstaates drohen den treuen Provinzen, und somit auch dem Lande ob der Enns innere und äußere Gefahren, unter denen die Blosstellung der Sicherheit jedes wohl¬ erworbenen Rechtes seiner Bewohner vor flüchtigen oder übermüthigen bewaffneten Schaaren, mögen sie was immer für eine Losung im Munde führen, in der vordersten Reihe steht. Nach den konstitutionellen Grundsätzen auf welche in Folge kaiserlichen Wortes, unser neues Staatsgebäude feststehen soll, ist die Nationalgarde die Macht, welche zu¬ mal im Innern des Landes, dem Bürger die Freiheit und ihre Bürgschaften, gesetzliche Sicherheit des Eigenthums und der Person zu bewahren und zu vertheidigen hat. Da aber eine solche Bewachung und Vertheidigung nur dann mit Erfolg wird durchgeführt werden können, wenn die Nationalgarde der ganzen Provinz unter einer gemeinschaft¬ lichen strategischen und taktischen Oberleitung steht, so stellen wir an E. E. das dringende Ansuchen unverweilt in Uebereinstimmung mit dem Verordneten=Collegium, als der Repräsentanz der Volksvertretung, eine Landesverthei¬ digungs=Commission niederzusetzen, welche alsogleich unter Aufstellung eines ihr untergebenen Oberkommandanten aller Nationalgarden der Provinz die Landesvertheidigung zu organisiren hat. Diese Maßregel wäre nur eine Wiederholung der gleichen, welche vom jeweiligen Landeshauptmanne zur Zeit der beiden Belagerungen Wiens durch die Türken, nicht minder im bayrischen Successionskriege zum Heile und zum Danke des Vaterlandes angeordnet worden ist. Wir wiederholen die Bitte um unverweilte Ge¬ währung unseres dringenden Ansuchens, weisen mit Beruhigung und Einverständniß auf die gleichen in Steier¬ mark und Kärnthen bereits ergriffenen Maßregeln hin und erwarten mit Recht, daß E. E. nicht säumen werden, auf dem angezeigten historischen und gesetzlichen Wege dem Vaterlande gegenüber Ihre Pflicht zu erfüllen. Steyr am 20. Oktober 1848. Der Verwaltungsrath der Nationalgarde. Nachstehender Brief und Quittung ist heute an das Nationalgarde=Kommando Steyr eingelaufen. Geehrtester Herr Nationalgarde=Kommandant! Die milde Gabe von 400 fl. C.=M., welche zu Folge Aufrufes des Bürger=Vereins und des Nationalgarde¬ Kommando's der Stadt Steyr zur Unterstützung der Frei¬ heitskämpfer und der Witwen und Waisen der Gefallenen übermacht worden ist, wurde sogleich an den permanenten Reichstags=Ausschuß übergeben; die Em¬ pfangsbestätigung schließe ich bei.

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