251 Oberbehörde Jedermann abhalten wird, den gegentheiligen Ausstreuungen irgend Glauben zu schenken und sich allen¬ falls zu Wallfahrtzügen zu dem Ort der vorgeblichen Er¬ scheinung verleiten zu lassen, welche im Falle weiteren Vor¬ kommens die unterfertigte Stelle und die ihr untergeordne¬ ten Administrativbehörden lediglich in die unangenehme No##¬ wendigkeit versetzen müßten, gegen deren Veranlasser und Theilnehmer einzuschreiten. München, am 13. September 1848. Königl. Regierung von Oberbaiern. Freiherr von Godin, Präsident. Dubois, Sekretär. Zur Geschichte des Tages. Wir bringen hier einen Bericht aus der deutschen kon¬ stitutionellen Zeitung über die Ursachen des am 25. v. M. in Berlin entstandenen Krawalles, und bitten unsere Leser ihn mit aller Aufmerksamkeit zu würdigen. Er gibt per analogiam dankenswerthe Fingerzeige, auf welchen Wegen der letzte blutige Zusammenstoß in Wien herbeigeführt wor¬ den sein mag. O wüßte ich doch für alle diese Kämpfer der absolutistischen Reaktion, für diese gehätschelten Schoo߬ kinder der Knechtschaft ein Eldorado, wo die Bäume sich vor jedem Adeligen neigen, und der Fluß stille steht und einem Fürsten den Vortritt läßt, der eben eine Strecke am Ufer hinab lustwandelt. O wüßte ich ein solches Land — ich würde pfeifend vorangehen, wie der Rattenfänger von Hammeln und die ganze hochgeborene Landplage aus Europa hinüber führen. Hier Freiheit — dort Noblesse so wünschte ich wie Rückert: Die von Ursprung aus Einer Mutter entstammen, In einem großen Haus Sollen sie wohnen beisammen. „Berlin, 26. September. Ein interessanter Vorfall legt wiederum einige der Fäden und Intriquen bloß, von denen das Volk sich so mannigfach umgarnen läßt. Wir sehen, daß hier nicht bloß eine jakobinische, sondern auch eine reaktionäre Aufwiegelung besteht, und daß die letztere ihren Theil an dem gestrigen Tumulte hatte. Wir erse¬ hen nämlich aus dem Rapportbuche der hiesigen Schlo߬ wache, daß der Graf Breßler, ein bekannter Reaktionär, gestern unter der Maske eines Demokraten und rothen Re¬ publikaners das Volk in die Königsstraße zum Aufruhr und zum Barrikadenbau aufgewiegelt habe. Der Graf wurde zunächst auf die Schloßwache gebracht, und ist von da aus auf die Stadtvogtei befördert worden. Damit dieser Vorfall richtig gewürdiget werde, müssen wir noch Neu Der Kaiser hat aus Sighartskirchen dem im Volke beliebten Minister Hornbostl geschrieben, er möge als kon¬ stitutioneller Minister behufs des Beirathes und der Con¬ trasignirung bei Erlässen in's Hoflager kommen. Hornbostl ist bereits abgereist. Jellachich soll mit seinen Truppen in Bruk an der bemerken, daß der Graf Breßler, ein sehr entschlossener und fanatischer Reaktionär, welcher sich nicht endblödete, den Minister Hansemann wegen der Aufhebung der Grund¬ steuerbefreiungen des Diebstahls zu beschuldigen, hier in Berlin nicht als Privatperson lebt, sondern als Ausschu߬ mitglied des bekannten Grundbesitzvereins, an dessen Spitze der alte Bülow=Cummerow sich gestellt hat und der es schon vielfach versucht hat, die Provinzen gegen Berlin aufzuwiegeln. Aus dem Vorfalle mit dem Grafen Breßler geht nun zur Genüge hervor, welche Mittel diese Parthei angewendet, um Berlin zu verdächtigen, und wo möglich einen reaktionären Schlag vorzubereiten. Interessant wäre es überhaupt, zu erfahren, wer gestern die Arbeitermassen veranlaßt hat, ihre Arbeit einzustellen und in die Stadt zu ziehen. Interessant wäre es gleichfalls, zu wissen, wo¬ her alle die rothen Jakobinermützen und auch die rothen Fahnen stammen, welche sich gestern zeigten? Es soll gar nicht geleugnet werden, daß die demokratische Parthei Ver¬ lin's jakobinische Elemente zählt, denen jeden Augenblick mit Tumult und Anarchie gedient wäre, doch sind diese Elemente gering gegen die besonnenen, und eine Thatsache ist es, daß gestern alle besonnenen Demokraten entschieden auf die Beruhigung des Volkes und die Erhaltung der Ordnung hingewirkt haben. Dagegen ist es eine That¬ sache, und der Vorfall mit dem Grafen Breßler bestätigt es, daß die reaktionäre Parthei gestern Abend sehnlichst Barrikaden und Krawall wünschte, um dadurch die Mili¬ tärmacht zu provociren. Wir haben uns heute bemüht, die reaktionären Fäden des gestriegen Abends so weit zu verfolgen, als es irgend möglich war, und wir sind dabei auf die interessante Thatsache gestoßen, daß das Herein¬ ziehen der Arbeitermassen in die Stadt gestern durch einen bekannten Mann veranlaßt wurde der den Demokraten längst durch seine reaktionären Verbindungen verdächtig wurde, während er vor dem Volke die Rolle eines Tri¬ bunen und gar Diktators spielen möchte.“ stes. Leitha, zwei Posten von Wien, stehen. Kossuth und die ungarische Armee aber ihm im Rücken sein. Wien ist ruhiger und die Verkaufsgewölbe sind schon wieder geöffnet. Der Himmel gebe endlich Freiheit und Frieden. Mit einem Anzeiger Nr. 31. Branwerlihr Aebaeter Alex. Iul. Schindier; Mitrehaetur F. 20., Arming. Druck und Verlag von Haas in Steyr.
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