2 Rotte einen Kolbenschlag in das Genicke. Der Fürst, über diese schmachvolle Mißhandlung empört, kehrte sich um und verwies ihnen ihr feiges Benehmen. Da traten sie aus¬ einander und schossen zu wiederholten Malen auf ihn. Als er schon im Todeskampfe auf der Erde lag, versetzte man ihm noch mehrere Sensenhiebe nach dem rechten Arme. Einen Arzt, welcher sich bei ihnen befand und sich ihrem unmenschlichen Thun widersetzte, mißhandelten sie und waren noch damit beschäftigt, ihrem Schlachtopfer eine Straf¬ predigt als Sterbesegen zu halten, als sie vor der heran¬ kommenden bewaffneten Bürgerwehr die Flucht ergriffen. Lichnowsky wurde noch lebend gefunden und zunächst nach dem Hause des Gärtners Schmitt, später in die Gartenwohnung eines angesehenen Frankfurter Bürgers und sodann nach der Stadt gebracht, wo er im Hospital „zum heiligen Geist“ unter heftigen Schmerzen, aber bei klarem Bewußtsein bis zu seinem Ende, um Mitternacht verschied nachdem er noch letztwillig über seine Hinter¬ lassenschaft verfügt hatte. „ Der Unglückliche war Aristokrat mit Leib und Seele - schönkund stolz, und eine Locke seiner Haare, die er auf das Dufkendste salbte, dünkte ihm ein größeres Meisterstück der Natur als ein braver Bürgersmann, der 6 Kinder ernährt. Er war ein Freund des Volkes — auf einsamen Spaziergängen und auf Reisen, wo es galt eine nette Scene in einer verschwie¬ genen Laube zu spielen, oder über Landesbrauch und Sitte eine ursprüngliche und verläßliche Kunde für das Reisebuch zu erhalten. Uebrigens machte er aus seinen Ueberzeugungen nie ein Hehl, händelsüchtig stellte er sie überall in den Vordergrund. In Spanien und Portugal focht er tapfer für den Absolutismus, und als in Deutschland das Volk gegen seine lieblosen Fürsten aufgestanden war stand er auf der Rednerbühne und vertheidigte unerschrocken das Interesse volksfeindlicher Kronen. Er suchte den Kampf wie ein Mann, aber ach — für keine gute Sache. Traf darum den Unbewehrten ein ruhmloser Tod? Wer Lichnowskys Persönlichkeit, seine Schicksale und seine Schriften genau kannte, wird mir zugestehen müssen, daß diese Zeilen ihn treffend gezeichnet haben. Er war unbestritten einer der Besten und Ehrlichsten in den Reihen unserer Feinde. Wenn man auch nicht mit Lorbern seinen Sarg schmückt, so möge man doch nicht vergessen einen Kranz von Rosen mit versöhnten Herzen darauf hinzulegen. Denn wie Jesus von Magdalena, so darf man von ihm sagen: Ihm wird viel vergeben — denn er hat viel geliebt. Aler. Jul. Schindler. Ein Wort an den Wiener konstitutionellen Verein. Zur Beherzigung und zur Warnung. Gegenwärtig kursirt in zahlreichen Abdrücken in den Provinzen ein Aufruf „des Wiener konstitutionellen Ver¬ eins“ der zur Bildung von Filialvereinen einladet. Nach diesem Aufrufe stellt es sich der sogenannte Wiener kon¬ stitutionelle Verein zur Aufgabe, das konstitutio¬ nell=monarchische Prinzip im wahren Sinne des Wortes zum Besten des gesammten Kaiserstaates aufrecht zu erhalten und in gesetzlichem Wege weiter auszubilden, so¬ mit jedem Rückschritt zum Absolutismus und jedem Ueber¬ griff zur Republik mit allen (Vereins?)=Kräften entgegen zu arbeiten. Zugleich werden die Provinzstädte aufgefor¬ dert zuerst Filialvereine zu bilden und deren Auftreten dem Centralvereine anzuzeigen, dann will dieser ih¬ nen erst seine Statuten schicken. Oh! mein lieber konstitutioneller Wiener Verein! mit Leim fängt man Sper¬ linge, aber keine Politiker. Mit dem Ausdruck konsti tutionell=monarchisches Prinzip, mit dem du uns Provinzleute da hinten zu ködern wähnst, hast du so viel wie gar Nichts gesagt. Eine Konstitution ist jedes Grundgesetz eines Staates, es mag nun lauten wie es will. Konstitutionell=monarchisch im weiteren Sinne war auch das Prinzip, nach dem man uns vor dem März zu regieren beliebte; an Grundgesetzen fehlte es gar nicht - nur waren sie alle miserabel. Wir wollen nach einem demokratisch= konstitutionell=monarchischen Prinzip regiert werden, das ist uns versprochen und das verlangen wir mit allem Rechte. Zwischen den altfrän¬ kischen Wasserkünsten des Absolutismus und dem klaren, länderbereichernden Strome der demokratischen Monarchie liegt der eckle Sumpf des Louis Philipp'schen Konstitutio¬ nalismus, in seine ecklen Untiefen scheinst du uns mit dei¬ nem konstitutionell=monarchischen Prinzipe mit deinem „Besten des gesammten Kaiserstaates“ führen zu wollen. Die Marsfelder der Republik liegen weit von beiden. Flattere hin du lustiger Irrwisch, besonnene Wanderer wirst du nie irre führen. Meinst du es mit uns Ober¬ österreichern ehrlich, so sende uns deine Statuten und deine bisher erlassenen Plakate und gepflogenen Verhandlungen früher, bevor wir uns durch halbe und vieldeutige Ausdrücke verleiten ließen, in einer uns nicht klar be¬ stimmten Richtung aufzutreten, deren wir uns vielleicht später vor unserem Jahrhunderte, ja vor der Weltgeschichte zu schämen haben. Sage uns Oberösterreichern offen, welche Farbe du trägst; sage uns mit Wahrheit ob du nach der friedlichen und daher segensreichen Feststellung der demokratisch=konstitutionellen Monarchie nach der Selbstständigkeit und Einheit Deutschlands trachtest, dann reichen wir dir mit Freuden unsere Hand denn auch wir wollen weder den Absolutismus, noch die Republik. Bis dahin aber, wo du uns über diese Fragen befriedigenden Aufschluß gegeben hast, verzeihe uns unser gerechtes Mißtrauen. Denn es gehen Propheten unter uns herum, die Außen wie sanfte Läm¬ mer, von Innen aber reißende Wölfe sind. Aler. Jul. Schindler.
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