238 fahrender, hochmüthiger und ungebildeter Mann, der nur nach irdischen Gutern und Genüssen strebt, die religiösen Handlungen handwerksmäßig verrichtet, und durch seine Kanzelreden der Ge¬ meinde, statt sie zu belehren und zu erbauen, nur Aergerniß gibt, so daß jeder fromme Christ seine von Gemeinheiten und pöbelbasten Ausfällen strotzenden Vorträge flieht. Karl Reisenbichler hat unter angedrohter Verweigerung der beiligen Sakramente einem Zechprobst eine falsche Urkunde ab¬ zupressen gesucht, und in der Kirchenrechnung erdichtete oder falsche Ausgabsposten aufgeführt. Er verweigerte aus Bosheit einer Sterbenden die heil. Sa¬ kramente, wollte an einem schwachgeborenen Kinde die Haus¬ taufe nicht vornehmen, weil das Haus ein Gasthaus war, und er die Gasthäuser als Vorhöllen des Teufels in Verruf zu bringen sucht, ja er verbot die Vornahme dieser heiligen Handlung sei¬ nem Cooperator. Die Kanzel ist ihm ein Tummelplatz seiner wilden Leiden¬ schaften, deren Würde er durch sein ungeschlachtes Auftreten entweiht. Von ihr zankt er mit einzelnen Zuhörern, ja er er¬ frechte sich sogar einen ehrenhaften und allgemein geachteten 70jährigen Greis in der Kirche einen Dieb zu schelten, und nennt uns in seinen höchst leidenschaftlichen Schmähvorträgen, denn Kanzelreden kann man sie nicht nennen, wenn man ihren Namen nicht entehren will, „dumme Bauern, Ochsen u. dgl.“ Aus Trägheit will er sich mit den pfarrämtlichen Funktionen nicht befassen und verwendet seine Köchin als Sekretär hiezu, er entzieht den Eigenthümern ihre bezahlte Kirchensitze und ver¬ kauft sie Andern. Neu Erzherzog Stefan hat am 16. Abends Pesth in Begleitung seines Kammerherrn, Grafen Zichy, ver¬ lassen und sich nach Veszprim begeben, um das Oberkom¬ mando über die ungarische Armee zu übernehmen. Die Befestigungsarbeiten um Pesth und Ofen wer¬ den mit regem Eifer betrieben; in die Festung ist Land¬ wehr=Artillerie gelegt. Dem Jellachich sind 11,000 Mann und 32 Kanonen entgegengesendet, wonach ent¬ sprechende Anzahl Kavallerie folgt. — Teleky hat sich wieder den ungarischen Truppen angeschlossen. Die in Wien für Kroatien geworbenen Freiwilligen Er treibt mit den religiösen Handlungen Spott, so hat er einmal das Frohnleichnamsfest ohne Vortragung des Himmel¬ zeltes über dem Hochwürdigsten gefeiert, weil ihm die Himmel¬ träger verhaßt waren. Am Sterbebette sucht er sich als Erbschleicher geltend zu machen, deßhalb will er es nicht zulassen, daß wir in andern Pfarreien beichten gehen, und erklärt solche Beichten für nichtig. In der am 20. Mai 1845 abgehaltenen Licitation hat er die Vornahme der Pfarrhof=Reparaturen um 600 Gulden C. M. selbst erstanden, die bedungenen Herstellungen aber nicht aus¬ führen lassen, und doch den Bauschilling von 600 fl. C. M. bei dem Pratronate, auf Grundlage eines falschen Zeugnisses erhoben, und für sich behalten. Daruber ist eine Untersuchung im Zuge. Es wäre höchst ermüdend, alle seine unehrenhaften Vor¬ gänge aufzuzählen und sein, die Religion lästerndes Benehmen noch ausführlicher zu schildern; diese wenigen Züge, wovon in der Beschwerdeschrift die Behelfe beiliegen, dürften genügen, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß einen solchen Seelsorger die Gemeinde nicht achten kann, und im Interesse der öffentlichen Sittlichkeit und Religion auf seine unverzügliche Versetzung, aber noch besser Absetzung zu dringen, wenn sonst noch Gerech¬ tigkeit und Gewissenshaftigkeit und nicht Partheilichkeit bei dem hochwürdigen Consistorium zu finden ist. Die Gemeinde=Vorstände zu Laakirchen im Trannkreise am 19. August 1848. stes. sollen nicht nach dem Süden, sondern nach dem Norden abgegangen sein, nach Ollmütz, von wo aus ein Ein¬ fall nach Ungarn beabsichtigt ist. Gestern sind von Klosterneuburg eine Menge Pontons mit Pionnier=Mannschaft durch Wien; es ist nicht genau bekannt, ob dem König von Ungarn oder dem König von Croatien zur Verfügung. — Nun scheint erst auch der Kaiser von Oester¬ reich in der ungarisch=kroatischen Sache ertra einschreiten zu wollen, denn auch die österreichische Gränze wird, wie die steiermärkische, mit Militär besetzt. Anzeige Im Verlage des I. B. Jeretin zu Cilli erscheint: Cillier=Zeitung. Zeitschrift für Stadt und Land, mit besonderer Rücksicht auf deutsche und slavische Interessen. 40 Man pränumerirt bei allen k. k. Postämtern mit 1 fl. 15 kr. C. M. vierteljährig. Der praktischen Tendenz unserer Zeitschrift haben die ge¬ achtesten Journale sowie unser ausgebreiteter Leserkreis aus Nah und Fern die vollste Auerkennung gezollt. Während unsere lei¬ tenden Artikel die wichtigsten Zeitfragen mit freimüthiger Schärfe behandeln, werden zugleich die Tagesereignisse von eigenen Cor¬ respondenten vollständig in gedrängter Kurze besprochen und da¬ durch dem Leser die kosispieligen Journale der Residenz entbehr¬ lich gemacht. Die Reichstagsverhandlungen bilden in unserem Blatte ein vollkommenes Ganzes, insbesondere aber theilen wir die Nachrichten vom italienischen und ungarischen Kriegsschau¬ platze früher als alle Wiener=Journale mit. In der Nationa¬ litätsfrage haben wir uns strenge Unparteilichkeit zur Aufgabe gestellt, und treten vermittelnd auf im Kampfe der widerstrei¬ tenden Elemente. Inmitten einer gemischten Bevölkerung sind wir bestrebt eine Brücke zu bauen, für unser heißgeliebtes deut¬ sches Mutterland und hoffen auf die rege Theilnahme aller deursch¬ Die Redaction: gesinnten Männer. Vinzenz Prasch, k. k. Professor. Wir erlauben uns die Cillier=Zeitung wegen ihrer klaren und besonnenen Haltung und wegen der Schnelligkeit und Ver¬ läßlichkeit ihrer Correspondenten aus dem slavischen und roma¬ nischen Süden auch unserm Leserkreise auf's Wärmste anzuem¬ pfehlen. Die Redaction der zwanglosen Blätter für Ob. Oest. Alex. Jul. Schindler. Mit einem Anzeiger Nr. 29. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Haas in Steyr.
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