Zur Geschichte des Tages Die Wienerzeitung schreibt, die Armee soll auf den constitutionellen Kaiser beeidet werden. Was ist das wieder für eine nichtssagende Spiegelfechterei. Man soll die Armee wie wir schon einmal in diesen Blättern umständlich entwickelten, jetzt auf die Errungenschaften und seiner Zeit auf die Constitution beeidigen. Um hier unsern Lesern, die vielleicht die Reichstags¬ verhandlungen vom 19. September, in welchen trotz der vortrefflichen Rede Löhners die Deputation der Ungarn nicht vorgelassen wurde nicht aufmerksam durchgegangen haben, zu zeigen, welche Schande die czechischen Redner der Monarchie machen, führen wir hier ein paar Rede¬ proben an: Klaudy. „Nur die äußerste Nothwendigkeit treibt die Ungarn hieher. Wer die Macht hat, der regiert. Die Croaten wären Narren, wenn sie jetzt, wo sie die Macht in Hän¬ den haben, sie wieder weggeben würden.“ Hawelka. „Schon zu Adams Zeiten wa¬ renalle Nationalitäten gleich berech¬ tigt.“ Rieger. „Will man die ungarische Deputation etwa darum empfangen, um die prächtigen Kleider und üppigen Bärte der Herren Magyaren zu bewundern?“ Ist das nicht eine schöne Dreieinigkeit von Dumm¬ heit und Gemeinheit? 3 Euer Wohlgeboren!*) Im Interesse der verletzten öffentlichen Sittlichkeit und der Religion ersuchen Sie die Vorstände der Gemelube Laakir¬ chen das mitfolgende an den Hochwürdigen Bischof Ziegler in Linz gerichtete „offene Schreiben“ zur Erzielung einer größeren Oeffentlichkeit in Ihre geschätzten zwanglosen Blätter gefälligst aufzunehmen und stellen Ihnen außerdem noch eine Anzahl von Exemplaren zur Verfügung, mit der Bemerkung, daß es bisher noch keinen Erfolg erzielte. Hochachtungsvoll pr. die Gemeinde=Vorstände Lorenz Hager. Laakirchen 18. September 1848. Offenes Schreiben der Gemeinde=Vorstände von Laakirchen im Traunkreise in Oberösterreich an den hochwürdigen Herrn Bischof Gre¬ gor Ziegler in Linz. Euer Hochwürden! Wie haben unsere tiefgefühlten Beschwerden gegen das un¬ würdige Betragen unseres Pfarrvikars Karl Reisenbüchler *) Ich nehme keinen Augenblick Anstand, dieses Schreiben sammt Beilage im wohlverstandenen Interesse der Sittlichkeit und der Religion zu veröffentlichen. Der verantwortliche Redakteur. Aus Frankfurt. Der Erzherzog soll Heimweh nach seinen Bergen haben. Das Gemüth herrscht bei ihm vor und so dürften alle diese Erschütterungen nicht ohne Einfluß auf seine Gesundheit sein. Seit zwei Wochen ist er hereingezogen, aus der Villa vor dem Bockenheimer Thore, die dem ehemaligen Gesandten Nostiz gehört. Dort waren doch freie Luft, Blumen und in der Ferne blaue Taunusberge. Jetzt wohnt der Reichsverweser in der dunklen Eschenheimer Straße in dem ehemaligen Mühlen'¬ schen, jetzt Bethmann'schen Hause, das ziemlich palastartig aussiehr, von zwei Schildwachen — Hessen mit silberge¬ zierten Helmen — bewacht. Auf dem geschmackvoll mit Schnitzwerk gezierten Thor gewahrt man zwei moderne Genien mit Füllhörnern, die sie aber (wohlgemerkt!) nicht umstürzen und ergießen, sondern aufrecht tragen, was ich jedenfalls gewiß nicht als böses Omen für den Willen, sondern höchstens nur für die That nehme. Das Haus hat keinen Garten. Auf der einen Seite liegt es ganz nah der altersbraunen, mit einem Epheuteppiche behängten Eschenheimer=Warte, auf der andern kaum neun Häuser von dem rothen, in schwerfälligen Rokokostyl erbauten Bun¬ despalast, auf dessen Portal wie auf einem Grabe die deutsche Fahne aufgepflanzt ist. Gras wächst im verödeten Hofe des Bundestags. Ich dachte an den Waffenstillstand von Malmoe, der im Namen des Bundes geschlossen ist, indeß ich in eine geöffnete Zimmerreihe voll verjährter Pracht und gespenstiger Leere blickte. ndetes. ehrerbietig mündlich vorgetragen, wurden aber von Ihnen nicht angehört, sondern grob angefahren und zur schriftlichen Be¬ schwerdeführung angewiesen. Wir haben diesem Auftrage genau Folge geleistet und eine detaillirte Beschwerdeschrift unterm 13. Juli 1848 in die Hände des Herrn Landespräsidenten, Frei¬ herrn von Skribensky, niedergelegt und darin auf 13 Be¬ schwerdepunkte grober Pflichtvergessung um sogleiche Uebersetzung des Karl Reisenbüchler auf eine andere Stelle, dringend gebeten. Diese Klage wurde Eurer Hochwürden sogleich zur Amtshandlung zugestellt, Sie haben uns aber zur Stunde von diesem unwürdigen und von der ganzen Gemeinde verab¬ scheuten Diener Gottes noch nicht befreit. Wir können und wollen diesen pflichtvergessenen Seelenhirten nicht länger in un¬ serer Mitte dulden, und da unsere Beschwerde bisher erfolglos geblieben, so fuhlen wir uns gedrungen an die öffentliche Mei¬ nung zu appelliren und unsern Vorgang vor der Welt zu recht¬ fertigen, indem wir den wesentlichen Inhalt unserer Beschwerde verlautbaren. Ein Seelsorger soll seiner Gemeinde die himmlischen Güter der Religion vermitteln, er soll der Freund und Leiter seiner Beichtkinder, der Tröster der Armen und Bresthaften, der Lehrer Aller seyn. Unser Pfarrer Karl Reisenbichler hat von allen diesen Eigenschaften leider keine, ja nicht den geringsten Beruf für die Erhabenheit der geistlichen Würde. Humanität und christliche Milde sind seinem Herzen fremd, er ist ein auf¬
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