Zwanglose Blätter, Nr. 56, vom 27. September 1848

Diese Blätter er¬ scheinen wie bisher wöchentlich 2 ma in groß Quart al schönem Maschin¬ papier, und zwar on jetzt an, jei Mittwoch u amstag ein halber Druckbogen, und dieser, wenn es die Anhäufung in¬ teressanten Ma¬ terials erforder noch mit einer Bei¬ lage vermehrt. Zwanglose Blätter Oberösterreich. Preis für den hal¬ ben Jahrgang C. M viertel¬ jährig 1 fl. C. M. Für Auswärtige pr. Post unter Con¬ vert: Halbjährig 2 ertel¬ 42 kr., jährig 1 fl. 21 hl Inserate al¬ ler Art werden auf¬ enommen bei Un¬ terzeichnetem, der Raum einer Zeile mit nur 2 kr. be¬ rechnet. Nero. Steyr am 27. September 1848. 56. Was blutig ausing durch Verrath und Mord, Das setzt sich nur durch blut'ge Thaten fort. Macbeth. Der Unglückstag in Frankfurt! Die Abstimmung des deutschen Parlamentes in Frank¬ furt über die Sistirung des preußisch=dänischen Waffen¬ stillstandes in Malmoe, bei der sich die Majorität gegen diese Sistirung und somit gegen das deutsche Interesse aus¬ gesprochen hat, rief einen Schrei des Unwillens aus jeder deutschen Brust hervor. Die Größe und Würde Deutsch¬ lands, die Unverletzlichkeit des schwarz=roth=goldenen Ban¬ ners war von einer Schaar alter Höflinge, verknöcherter Bureaukraten und bestechlicher politischer Abenteurer dem friedlichen und freundlichen Einvernehmen zwischen dem preußischen, dänischen, russischen und noch irgend einem Hofe zum Opfer gebracht worden. Denn wenn auch die Völker kämpfen, so bleiben doch die Könige Freunde, etwa wie ein paar Cavaliere in freundlichem Gespräche an den Schranken lehnen, während ihre Rennpferde drinnen mit bis zum Tode angestrengten Kräften sich gegenseitig zu be¬ siegen trachten. Nur wenn die Könige einander in den Seckel oder an den Scepter greifen, dann sind auch sie mit Leib und Seele bei dem Kampfe. Sie nennen das einen Kampf um die Rechte der Krone, welche Rechte sie, falls sie so viel Macht aufbringen können, mit Freuden auch gegen ihr eigenes Volk, mit derselben, wo möglich noch mit größerer Grausamkeit, als gegen Fremde ver¬ theidigen. Rechte des Volkes kennt ein wahrer Vollblut¬ König keine andern außer jenen, die im bürgerlichen Ge¬ setzbuche verzeichnet stehen. Der Unwille gegen die erwähnte absolutistische Majo¬ rität des deutschen Parlamentes glühte am heftigsten im Schooße Frankfurts und verbreitete sich wie eine vom Wind gejagte Flamme in den hessischen und nassauischen Landen. Der Unwille war gerecht. Daß die Volksversammlung auf der Pfingstwiese eine Adresse beschloß, in der die Majo¬ rität des Parlamentes als Verräther erklärt wurde —? Ich wage es nicht, die Rechtfertigung dieses Ausdruckes zu übernehmen, denn unbestreitbar ist neben der Ueberzeu¬ gung und der Politik auf der Pfingstwiese noch eine wei¬ tere Ueberzeugung und Politik denkbar, die zum Beispiele von meiner eben so weit verschieden ist, als meine von der der Pfingstwiese, ohne daß ich es deßwegen wagen würde eine oder die andere als subjektiven Verrath zu er¬ klären. So lange sich die politische Unreife des Volkes noch durch eine so krasse Intoleranz ausspricht die jede divergirende Meinung sogleich als Verrath brandmarkt ist eine friedliche Entwicklung und endlich ein ruhiger Bestand der Staaten nicht denkbar. Den gerechten Unwillen gegen die Majorität im deutschen Herzen, wäre es auf der Pfingstwiese an der Zeit ge¬ wesen, die Fahne der Besonnenheit zu entfalten. Besonnenheit und Ehrlichkeit, das sind die Waffen, mit denen wir eine vielleicht ehrliche, vielleicht verrätherische, jedenfalls aber volksfeindliche Politik bekämpfen müssen, mit denen wir sie allein mit Erfolg bekämpfen können. Mit einem ehrlichen Herzen und durch eine besonnene That, ja durch ein besonnenes Wort richten wir in den Reihen unserer Feinde größere Verheerungen an, als mit jedem Geschosse. Denn Kanonen und Flinten haben sie auch, aber die Herzen, die freiheitbegeisterten deutschen Herzen hätten alle wir — und die Herren von der Rechten sind erstens eine geringe Anzahl und zweitens schlechte Soldaten. Wären die Männer des Fortschrittes besonnen und ehrlich geblieben — längst hätten die Männer des Rückschrittes in Frankfurt und Wien ihre Parlamentssitze in Frieden verlassen und heimkehren müssen in die Arme ihrer bureaukratischen Lehnstühle. Kein Auge wäre naß geworden bei ihrem Abschiede, keine Hand hätte sich er¬ hoben sie zu halten, nach ihrer verschimmelten Polizeiweis¬ heit würde keine Seele mehr fragen, denn eine ehrliche besonnene, volksfreundliche Politik hätte statt ihrer das Staatsruder ergriffen und sie längst verdunkelt. Lautlos wäre die scheidende Schaar hinter den Thüren ihrer Schreib¬ höhlen verschwunden, denn hinter ihr stand wirk¬ lich nie die Majorität des Volkes. Aber auch hinter der Linken steht diese nicht mehr — denn die Linke ist unbesonnen und einem Unbeson¬ nenen vertraut kein Mann. Er wird einen Haufen finden, der tollkühn mit ihm sicht, aber an seinen Fahnen haftet kein Segen und seinKampf ist ohne Ehre und ohne Heil. Das Volk hat jetzt gar keinen Standpunkt mehr,

236 es schwankt von der Rechten zur Linken, es seufzt nach Ruhe und Frieden, es hat zu Niemand mehr Vertrauen, nur eine kurze Zeit mehr wird es wählig sein — dann schreit es nach Ruhe und Frieden um jeden Preis und der Kaufmann wird nicht auf sich warten lassen. Und dieses ist euer Werk, ihr Unbesonnenen der Linken, die ihr weder die Folgen eurer Handlungen beurtheilt, noch die Fallen seht, in die ihr täglich gehet. Statt dem Banner der Besonnenheit und Ehrlichkeit, habt ihr in den Straßen Frankfurts die Fahne der rothen Republik entfaltet, und ihr erstes Flattern mit dem feigen Morde zweier Männer, die nicht eurer Meinung waren, begrüßt. Ihr habt geschlachtet und ließet euch schlachten, einzig da¬ mit das vergossene Blut den Männern des Rückschrittes zum Zeugniß diene bei den Schwachen, gegen die Sache der Freiheit. Ich aber rufe dir zu, du deutsches Volk im Angesichte der Leichen Frankfurts: werde dir selbst klar und scheide die Spreu vom Weizen. Stich dein Pferd nicht todt, damit es nicht krank werde brenne dein Haus nicht nieder, damit es das Wasser nicht wegtrage. Es ist ein Verbrechen geschehen — verabscheue die Verbrecher; man hat unbesonnen Alles auf das Spiel gesetzt — bewahre du besonnen deinen Schatz. Ich habe längst mit mir ab¬ geschlossen und mein Weg liegt klar vor mir. Ich ver¬ achte das Treiben jener hochmüthigen Pfuscher, die ohne Achtung vor Sittlichkeit und Recht ihren Weg mit Blut bezeichnen, das Land mit Ruinen erfüllen und selbst dann, wenn sie siegen würden, kein anderes Schicksal zu erwarten hätten, als auf wüsten Gründen, ohne Lust und ohne Ge¬ schick zur Arbeit in der Erinnerung an ein leeres unheil¬ volles Traumleben zu verzweifeln und zu verderben. Eben so entschieden verachte ich lieblose, völkerfeindliche Fürsten und ihre Knechte, alle Finsterlinge und alle jene engher¬ zigen, habsüchtigen Helfershelfer der absolutistischen Reaktion. Ebenso entschieden verachte ich ein Ministerium, das sein demokratisch=constitutionelles Programm verleugnet, das in seiner Unfähigkeit und Rathlosigkeit liebäugelt mit jener Seite, hinter der als ultima ratio die meisten Bajonnete und Kanonen stehen. Von beiden Seiten werden Freiheit und Recht mit Füßen getreten — ich aber schreibe auf meine Fahne: Die Freiheit muß gerecht und das Recht muß frei sein. Aler. Jul. Schindler. Und wer ist Schuld daran? Das alte Staatsgebäube war binnen zwei Märztagen zerstört. Die Werkzeuge der vormärzlichen Regierung waren abgenützt, ihre Grundsätze verhaßt. Das Volk war im faktischen Besitze der Monarchie und aller Kron¬ rechte der Monarch im faktischen Besitze der Liebe und des Vertrauens seines freiheit=berauschten Volkes. Dieser faktische Zustand, so befriedigend er auch für die Tage der Illuminationen, Facelisige, Paraden und Serenaoe war, wurden in den Tagen der Katzenmusiken un L#rikaden nachgerade unzulänglich ma # önschte chtlichen, auf dem Vertragswege dem ###chen den dem Volke die Souveränität gesich. und berief zusem Ende den constituirenden Reichstag, der im Nam#, des Volkes das Staatsgrundgesetz zu berhen und darüber mit dem Monarchen den Grundvertrag, auf dem der künftige Sta# ruhen soll, abzuschließen hat. Der Reichstag sollte dadurch altgewohntem Absolutismus, der Verschwendung der Staats¬ gelder und der Verweigerung des Rechts, einer antinatio¬ nalen Politik, den Ränken der Camarilla und der Pfaffen, dem Uebermuthe der Ultras sowohl als der Aristokratie, sowohl in Pallästen als in den Bureaux und den Reihen des Heeres einen undurchbrechlichen Schranken bauen, und den Genuß einer Freiheit, die keine andern Gränzen kennt, als die von der Vernunft gebotenen, den Völkern dauernd sichern. Der Reichstag saß in Wien zusammen und sing an zu interpelliren. Er interpellirt noch. Er warf einmal ein Gesetz hinaus, daß in seiner Tendenz lobwürdig, in seiner Ausführung stümperhaft, ungerecht und zweckwidrig war. Denn ohne erschöpfend zu sein, verletzte es die Ach¬ tung vor Mein und Dein, vor Recht und Unrecht und stellte die Ausübung der Rechtspflege und die Eristenz der unbescholtensten Richter im größten Theile des Landes in Frage. Die Minister machten aus dem Reichstage was sie wollten und der Reichstag trieb es gleichermassen mit den Ministern; das Staatsgebäude bleibt die alte Brand¬ statt, nicht einmal ein Nothdach hat der Reichstag darauf gesetzt, damit die brauchbaren Reste besseren Baumeistern für bessere Tage erhalten bleiben. Der constituirende Reichs¬ tag hat bis heute nichts konstituirt und fessellos treiben die Leibenschaften des Hofes und aller Fraktionen ihr unheil¬ sames Spiel mi dem Volke. Alte Wunden brechen wieder auf und alres Elend breitet wieder seine schwarzen gifti¬ gen Fittige über Felder, Städte und Herzen. Willkühr der Mächtigen wurde wieder Gesetz, Millionen verschwen¬ det man für Zwecke des Absolutismus und dem Gewal¬ tigen gegenüber, heiße er nun Reichstag oder Feldmar¬ schall, hat doch niemand recht. Rußland bleibt nach wie vor die Magnetnadel für unsere politischen Fahrmänner, die Camarilla umgibt noch immer den Kaiser und die Pfaf¬ fen knechten noch immer den Geist. Immer näher rüft Dank den wahnsinnigen Politikern von gestern in den Reihen des Volkes und den Werkzeugen des Despotismus in den Reihen des Heeres, der Bruderkampf, immer mehr erbleicht die Hoffnung auf die friedliche Lösung der Frage, die wir so sicher hoffen durften. Rechts schreit man über die republikanischen Wühler, links über die Ränke der Ca¬ marilla, der Bürgerkrieg droht die Monarchie mit einem Meere von Blut zu überströmen, aus dem erst spät die Sonne einer glücklichen Zeit für Oesterreich aufgehen wird, nirgend ein Halt — und wer ist Schuld daran? Alex. Jul. Schindler.

Zur Geschichte des Tages Die Wienerzeitung schreibt, die Armee soll auf den constitutionellen Kaiser beeidet werden. Was ist das wieder für eine nichtssagende Spiegelfechterei. Man soll die Armee wie wir schon einmal in diesen Blättern umständlich entwickelten, jetzt auf die Errungenschaften und seiner Zeit auf die Constitution beeidigen. Um hier unsern Lesern, die vielleicht die Reichstags¬ verhandlungen vom 19. September, in welchen trotz der vortrefflichen Rede Löhners die Deputation der Ungarn nicht vorgelassen wurde nicht aufmerksam durchgegangen haben, zu zeigen, welche Schande die czechischen Redner der Monarchie machen, führen wir hier ein paar Rede¬ proben an: Klaudy. „Nur die äußerste Nothwendigkeit treibt die Ungarn hieher. Wer die Macht hat, der regiert. Die Croaten wären Narren, wenn sie jetzt, wo sie die Macht in Hän¬ den haben, sie wieder weggeben würden.“ Hawelka. „Schon zu Adams Zeiten wa¬ renalle Nationalitäten gleich berech¬ tigt.“ Rieger. „Will man die ungarische Deputation etwa darum empfangen, um die prächtigen Kleider und üppigen Bärte der Herren Magyaren zu bewundern?“ Ist das nicht eine schöne Dreieinigkeit von Dumm¬ heit und Gemeinheit? 3 Euer Wohlgeboren!*) Im Interesse der verletzten öffentlichen Sittlichkeit und der Religion ersuchen Sie die Vorstände der Gemelube Laakir¬ chen das mitfolgende an den Hochwürdigen Bischof Ziegler in Linz gerichtete „offene Schreiben“ zur Erzielung einer größeren Oeffentlichkeit in Ihre geschätzten zwanglosen Blätter gefälligst aufzunehmen und stellen Ihnen außerdem noch eine Anzahl von Exemplaren zur Verfügung, mit der Bemerkung, daß es bisher noch keinen Erfolg erzielte. Hochachtungsvoll pr. die Gemeinde=Vorstände Lorenz Hager. Laakirchen 18. September 1848. Offenes Schreiben der Gemeinde=Vorstände von Laakirchen im Traunkreise in Oberösterreich an den hochwürdigen Herrn Bischof Gre¬ gor Ziegler in Linz. Euer Hochwürden! Wie haben unsere tiefgefühlten Beschwerden gegen das un¬ würdige Betragen unseres Pfarrvikars Karl Reisenbüchler *) Ich nehme keinen Augenblick Anstand, dieses Schreiben sammt Beilage im wohlverstandenen Interesse der Sittlichkeit und der Religion zu veröffentlichen. Der verantwortliche Redakteur. Aus Frankfurt. Der Erzherzog soll Heimweh nach seinen Bergen haben. Das Gemüth herrscht bei ihm vor und so dürften alle diese Erschütterungen nicht ohne Einfluß auf seine Gesundheit sein. Seit zwei Wochen ist er hereingezogen, aus der Villa vor dem Bockenheimer Thore, die dem ehemaligen Gesandten Nostiz gehört. Dort waren doch freie Luft, Blumen und in der Ferne blaue Taunusberge. Jetzt wohnt der Reichsverweser in der dunklen Eschenheimer Straße in dem ehemaligen Mühlen'¬ schen, jetzt Bethmann'schen Hause, das ziemlich palastartig aussiehr, von zwei Schildwachen — Hessen mit silberge¬ zierten Helmen — bewacht. Auf dem geschmackvoll mit Schnitzwerk gezierten Thor gewahrt man zwei moderne Genien mit Füllhörnern, die sie aber (wohlgemerkt!) nicht umstürzen und ergießen, sondern aufrecht tragen, was ich jedenfalls gewiß nicht als böses Omen für den Willen, sondern höchstens nur für die That nehme. Das Haus hat keinen Garten. Auf der einen Seite liegt es ganz nah der altersbraunen, mit einem Epheuteppiche behängten Eschenheimer=Warte, auf der andern kaum neun Häuser von dem rothen, in schwerfälligen Rokokostyl erbauten Bun¬ despalast, auf dessen Portal wie auf einem Grabe die deutsche Fahne aufgepflanzt ist. Gras wächst im verödeten Hofe des Bundestags. Ich dachte an den Waffenstillstand von Malmoe, der im Namen des Bundes geschlossen ist, indeß ich in eine geöffnete Zimmerreihe voll verjährter Pracht und gespenstiger Leere blickte. ndetes. ehrerbietig mündlich vorgetragen, wurden aber von Ihnen nicht angehört, sondern grob angefahren und zur schriftlichen Be¬ schwerdeführung angewiesen. Wir haben diesem Auftrage genau Folge geleistet und eine detaillirte Beschwerdeschrift unterm 13. Juli 1848 in die Hände des Herrn Landespräsidenten, Frei¬ herrn von Skribensky, niedergelegt und darin auf 13 Be¬ schwerdepunkte grober Pflichtvergessung um sogleiche Uebersetzung des Karl Reisenbüchler auf eine andere Stelle, dringend gebeten. Diese Klage wurde Eurer Hochwürden sogleich zur Amtshandlung zugestellt, Sie haben uns aber zur Stunde von diesem unwürdigen und von der ganzen Gemeinde verab¬ scheuten Diener Gottes noch nicht befreit. Wir können und wollen diesen pflichtvergessenen Seelenhirten nicht länger in un¬ serer Mitte dulden, und da unsere Beschwerde bisher erfolglos geblieben, so fuhlen wir uns gedrungen an die öffentliche Mei¬ nung zu appelliren und unsern Vorgang vor der Welt zu recht¬ fertigen, indem wir den wesentlichen Inhalt unserer Beschwerde verlautbaren. Ein Seelsorger soll seiner Gemeinde die himmlischen Güter der Religion vermitteln, er soll der Freund und Leiter seiner Beichtkinder, der Tröster der Armen und Bresthaften, der Lehrer Aller seyn. Unser Pfarrer Karl Reisenbichler hat von allen diesen Eigenschaften leider keine, ja nicht den geringsten Beruf für die Erhabenheit der geistlichen Würde. Humanität und christliche Milde sind seinem Herzen fremd, er ist ein auf¬

238 fahrender, hochmüthiger und ungebildeter Mann, der nur nach irdischen Gutern und Genüssen strebt, die religiösen Handlungen handwerksmäßig verrichtet, und durch seine Kanzelreden der Ge¬ meinde, statt sie zu belehren und zu erbauen, nur Aergerniß gibt, so daß jeder fromme Christ seine von Gemeinheiten und pöbelbasten Ausfällen strotzenden Vorträge flieht. Karl Reisenbichler hat unter angedrohter Verweigerung der beiligen Sakramente einem Zechprobst eine falsche Urkunde ab¬ zupressen gesucht, und in der Kirchenrechnung erdichtete oder falsche Ausgabsposten aufgeführt. Er verweigerte aus Bosheit einer Sterbenden die heil. Sa¬ kramente, wollte an einem schwachgeborenen Kinde die Haus¬ taufe nicht vornehmen, weil das Haus ein Gasthaus war, und er die Gasthäuser als Vorhöllen des Teufels in Verruf zu bringen sucht, ja er verbot die Vornahme dieser heiligen Handlung sei¬ nem Cooperator. Die Kanzel ist ihm ein Tummelplatz seiner wilden Leiden¬ schaften, deren Würde er durch sein ungeschlachtes Auftreten entweiht. Von ihr zankt er mit einzelnen Zuhörern, ja er er¬ frechte sich sogar einen ehrenhaften und allgemein geachteten 70jährigen Greis in der Kirche einen Dieb zu schelten, und nennt uns in seinen höchst leidenschaftlichen Schmähvorträgen, denn Kanzelreden kann man sie nicht nennen, wenn man ihren Namen nicht entehren will, „dumme Bauern, Ochsen u. dgl.“ Aus Trägheit will er sich mit den pfarrämtlichen Funktionen nicht befassen und verwendet seine Köchin als Sekretär hiezu, er entzieht den Eigenthümern ihre bezahlte Kirchensitze und ver¬ kauft sie Andern. Neu Erzherzog Stefan hat am 16. Abends Pesth in Begleitung seines Kammerherrn, Grafen Zichy, ver¬ lassen und sich nach Veszprim begeben, um das Oberkom¬ mando über die ungarische Armee zu übernehmen. Die Befestigungsarbeiten um Pesth und Ofen wer¬ den mit regem Eifer betrieben; in die Festung ist Land¬ wehr=Artillerie gelegt. Dem Jellachich sind 11,000 Mann und 32 Kanonen entgegengesendet, wonach ent¬ sprechende Anzahl Kavallerie folgt. — Teleky hat sich wieder den ungarischen Truppen angeschlossen. Die in Wien für Kroatien geworbenen Freiwilligen Er treibt mit den religiösen Handlungen Spott, so hat er einmal das Frohnleichnamsfest ohne Vortragung des Himmel¬ zeltes über dem Hochwürdigsten gefeiert, weil ihm die Himmel¬ träger verhaßt waren. Am Sterbebette sucht er sich als Erbschleicher geltend zu machen, deßhalb will er es nicht zulassen, daß wir in andern Pfarreien beichten gehen, und erklärt solche Beichten für nichtig. In der am 20. Mai 1845 abgehaltenen Licitation hat er die Vornahme der Pfarrhof=Reparaturen um 600 Gulden C. M. selbst erstanden, die bedungenen Herstellungen aber nicht aus¬ führen lassen, und doch den Bauschilling von 600 fl. C. M. bei dem Pratronate, auf Grundlage eines falschen Zeugnisses erhoben, und für sich behalten. Daruber ist eine Untersuchung im Zuge. Es wäre höchst ermüdend, alle seine unehrenhaften Vor¬ gänge aufzuzählen und sein, die Religion lästerndes Benehmen noch ausführlicher zu schildern; diese wenigen Züge, wovon in der Beschwerdeschrift die Behelfe beiliegen, dürften genügen, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß einen solchen Seelsorger die Gemeinde nicht achten kann, und im Interesse der öffentlichen Sittlichkeit und Religion auf seine unverzügliche Versetzung, aber noch besser Absetzung zu dringen, wenn sonst noch Gerech¬ tigkeit und Gewissenshaftigkeit und nicht Partheilichkeit bei dem hochwürdigen Consistorium zu finden ist. Die Gemeinde=Vorstände zu Laakirchen im Trannkreise am 19. August 1848. stes. sollen nicht nach dem Süden, sondern nach dem Norden abgegangen sein, nach Ollmütz, von wo aus ein Ein¬ fall nach Ungarn beabsichtigt ist. Gestern sind von Klosterneuburg eine Menge Pontons mit Pionnier=Mannschaft durch Wien; es ist nicht genau bekannt, ob dem König von Ungarn oder dem König von Croatien zur Verfügung. — Nun scheint erst auch der Kaiser von Oester¬ reich in der ungarisch=kroatischen Sache ertra einschreiten zu wollen, denn auch die österreichische Gränze wird, wie die steiermärkische, mit Militär besetzt. Anzeige Im Verlage des I. B. Jeretin zu Cilli erscheint: Cillier=Zeitung. Zeitschrift für Stadt und Land, mit besonderer Rücksicht auf deutsche und slavische Interessen. 40 Man pränumerirt bei allen k. k. Postämtern mit 1 fl. 15 kr. C. M. vierteljährig. Der praktischen Tendenz unserer Zeitschrift haben die ge¬ achtesten Journale sowie unser ausgebreiteter Leserkreis aus Nah und Fern die vollste Auerkennung gezollt. Während unsere lei¬ tenden Artikel die wichtigsten Zeitfragen mit freimüthiger Schärfe behandeln, werden zugleich die Tagesereignisse von eigenen Cor¬ respondenten vollständig in gedrängter Kurze besprochen und da¬ durch dem Leser die kosispieligen Journale der Residenz entbehr¬ lich gemacht. Die Reichstagsverhandlungen bilden in unserem Blatte ein vollkommenes Ganzes, insbesondere aber theilen wir die Nachrichten vom italienischen und ungarischen Kriegsschau¬ platze früher als alle Wiener=Journale mit. In der Nationa¬ litätsfrage haben wir uns strenge Unparteilichkeit zur Aufgabe gestellt, und treten vermittelnd auf im Kampfe der widerstrei¬ tenden Elemente. Inmitten einer gemischten Bevölkerung sind wir bestrebt eine Brücke zu bauen, für unser heißgeliebtes deut¬ sches Mutterland und hoffen auf die rege Theilnahme aller deursch¬ Die Redaction: gesinnten Männer. Vinzenz Prasch, k. k. Professor. Wir erlauben uns die Cillier=Zeitung wegen ihrer klaren und besonnenen Haltung und wegen der Schnelligkeit und Ver¬ läßlichkeit ihrer Correspondenten aus dem slavischen und roma¬ nischen Süden auch unserm Leserkreise auf's Wärmste anzuem¬ pfehlen. Die Redaction der zwanglosen Blätter für Ob. Oest. Alex. Jul. Schindler. Mit einem Anzeiger Nr. 29. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Haas in Steyr.

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