abgefordert und eingesehen — er hat so mit Umgehung des Wahlgesetzes, ja gegen das Gesetz die Wahl Herrn Va¬ canos für giltig erklärt. Ich spreche dieses hiemit öffent¬ lich unter meiner vollen Namensfertigung und meiner vol¬ len Verantwortlichkeit gegenüber dem Reichstage aus und sollte meine Ansicht irrig sein, so bitte ich um den Gegenbeweis. Der kothige Angriff Hrn. Vacanos gegen mich ist vergessen und ich wünsche ihm eine segensreiche und reichbelohnte Wirksamkeit — doch verarge es mir niemand, wenn ich einen Mann nicht als Vertreter¬ auch meiner — Staatsbürgerrechte anerkenne, der eine Deputirtenstelle zwar durch den absoluten Willen des Reichstages, jedoch gegen den Willen der Majorität seiner Urwähler einnimmt. Aler. Jul. Schindler. In Nr. 67 des Wiener Postillons zieht nun auch ein Linzer gegen die hiesige — leider an inneren und äu¬ ßeren Feinden nicht arme — Nationalgarde ins Feld. Auch du Brutus! In Gottesnamen ich lasse dir sogar die Mehrzahl deiner theils läppischen, theils unwahren Injektiven hingehen. Aber wegen den schwarz=roth=goldenen Feldbinden der Offiziere eine hämische Bemerkung über den „wenigstens äußerlich echt (sic) deutschen Sinn“ der Steyrer — aus einer gewissen Clique in Linz erdulden zu müssen — ist traurig. Von einem Löwen zerrissen zu werden ist doch wenigstens ein romantischer Tod — aber eine Speise der Würmer! es ist dieß freilich das Loos al¬ les Fleisches — aber der Lebendige ruft doch Pfui dazu. Hat jene Clique vergessen, daß sie bei der Ankunft des Kaisers, die mit deutschen Bändern geschmückten Mädchen in den hintersten Reihen verbarg? Weiß sie nicht, daß der Hochmuth ihrer Beamten und Oberbürger und die Krie¬ cherei eines Schweifes, der diesen nachfolgt, sie schon lange zum Gespötte der Provinz gemacht hat? Wo solcher Schutt noch immer nicht weggeräumt ist, wage man nicht an der deutschen Gesinnung von Männern zu zweifeln, welche die bureaukratischen Schäden längst aus ihrem Fleische geschnit¬ ten haben. Wenn die Nationalgarde Steyrs prunken wird, so wird sie das einzig durch ihre Waffen, die von seltener Güte und Tüchtigkeit ausgeführt werden. Das ist ein Prunk den deutsche Männervon jeher liebten. Wir haben es in der Einfachheit noch nicht so weit ge¬ bracht, daß wir mit Musketen ohne Hahn, die keine La¬ dung vertragen, durch die Straßen marschiren, und so ein nichtssagendes Soldatenspiel treiben. 3 Die Cholera. Laut amtlichen Berichten ist die Cholera bis Ende Au¬ gustin Galizien in 226 Ortschaften ausgebrochen. Unter 17,892 Erkrankten sind genesen 8006, gestorben 5729, und in Behand¬ ung verblieben 4157 Personen. In Lemberg sind unter 45 erkrankten Personen 6 genesen, 32 gestorben und 7 noch in Behandlung verblieben. Demnach tritt die Evidenne beftiger als je auf, und ver¬ schont selbst die im Hocharbirge gelegenen Ortschaften nicht. Von den Aerzten sind bereits 11 an der Cholera gestor¬ ben, welcher Verlust bei dem ohnehin bestehenden Mangel an Aerzten in Galizien, woselbst es bei einer Bevölkerung von fünf Millionen Einwohner nur 175 Aerzte und 333 Wundärzte (folglich auf 10,000 Einwohner je ein Arzt oder Wundarzt) gibt, um so fühlbarer ist, und nur durch die fortwährende Zu¬ sendung von Aerzten aus andern Provinzen ausgeglichen wird. Wenn nun das hohe Ministerium des Innern den Aerz¬ ten ausser einem jährlichen Equipirungsbeitrag und Reiseentschä¬ digung eine tägliche Belohnung pr. 5 fl. ausgesprochen hat, so gibt es den Choleraärzten gerade nur das Allernothwendigsie; denn soviel mag der fremde Arzt in fremder Provinz den Tag hindurch brauchen, wenn er gegenüber seinem schweren Berufe auch angemessen und anständig leben will. Den Wundärzten hat dasselbe Ministerium aber nur ein Diät pr. 2 fl. 30 kr. ausge¬ sprochen. Gibt es nur eine Heilkunst und verlangt das Mini¬ sterium von den Chirurgen dieselben Opfer und Leistungen, so sehen wir wahrlich nicht ein, wie dasselbe in einer so dringend wichtigen Sache in Beziehung auf die Belohnung der Wund¬ ärzte ein so karges Ausmaß feststellt —, wie es glauben kann, daß der Wundarzt in fremder Provinz mit 2 fl. 30 kr. gegen¬ über seiner anstrengenden Bemühungen auch nur halbwegs an¬ ständig bestehen könne. Hat doch der polnische Bauer als Deputirter beim Reichs¬ tage für sein Richtsthun täglich 6 fl. 40 kr., sollte der deutsche Arzt für seine Verwendung als Choleraarzt mindesiens nicht auch so viel werth sein? Bei dem gezeigten grandiösen Mangel ärztlicher Hilfe in Galizien ist die ungesäumte Sendung brauchharer Aerzte und Wundärzte eine der ersten Pflichten des Minisieriums und auf demselben ruht eine große Verantwortung, wenn Menschenleben, wegen übel berechneter Sparsamkeit, hilfelos dahin geopfert werden. Schw. Zur Geschichte des Tages Von der Drau. Das Manisest des Banus Jel¬ lachich liegt vor mir, einige Bemerkungen hierüber dürften ihren Lesern nicht unerwünscht sein. Nach den Eingangs¬ worten heißt es: „Eine herrliche, eine glückliche Zukunft schien uns gesichert; aber leider sollten wir Kroaten, Sla¬ ponier und unsere serbischen, romanischen und deutschen Brüder bald das Gegenheil erfahren.“ Wir gehören nicht zu jenen, welche ungarische Separationsgelüste in Schutz nehmen, andererseits aber sind wir zu besonnen, um also¬ gleich über den Banus im überstürzenden Enthusiasmus auszurufen: „Dieser Mann ist unwiderstehlich. Wer ein¬ mal mit ihm spricht, ist sein eigen für immer.“ Um so weniger aber begreifen wir, wie Jellachich sich zum Ver¬ theidiger der Deutschen aufwirft, welche doch durch die von ihm beschützten Serben in Weißkirchen und dem ganzen Banate alle erdenklichen Grausamkeiten zu erdulben haben. Im weiteren Verlaufe setzt er auseinander, daß die Un¬ terhandlungen mit Ungarn zu keinem Ziele führten und die Pflicht und Ehre geböten, zu den Waffen zu greifen. Auf außerordentlichem Wege erhielten wie gestern: Erstes Bülletin von der kroatisch=slavonischen Armee, Warasdien. Heute den 11. September 1848 hat die Avantgarde der kroatisch=slavonischen Armee unter Com¬ mando des Herrn Oberstlieutenant Budisavljevich die Drave überschritten und jenseits bis über Nedelitz die Vorposten bezogen. General Kempen hat mit seiner Di¬ vision auch die Drave überschritten und wird in der lin¬ ken Flanke, operiren. Der Feind hat sich in der Nacht vom 10. auf den 11. bis nach Szerdahelj zurückgezogen. Tschakaturn ist geräumt. Morgen den 12. Sept. geht das gros d’armée mit dem Hauptquartier, welches einstwei¬ len zwischen Tschakatürn und Szerdahelj bezogen wird gleichfalls über die Drave. Am 13. folgt Feldmarschall Lieutenant Hartlieb bis Tschakaturn mit der Reserve¬ Division. Nach den neuesten Nachrichten haben die Croaten C. 3. bereits die Mur überschritten. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Haas in Steyr.
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