Diese Blätter er¬ scheinen wie bishe wöchentlich 2 mal in groß Quart au schönem Maschin papier, und zwi va von jetzt an, Mittwoch un Samstag halber Druckbogen, und dieser, wenn es die Anbäufung 4n teressanten Ma tertals ersorber Noch Mreiner aur¬ Tage vermiebet Zwanglose Blätter für Oberösterreich. Preis für den hal¬ ben Jahrgang S. M viertel¬ jährig 1 fl. C. M. Für Auswärtig pr. Post unter Cou¬ oert: Halbjähri viertel¬ 42 kr 21 h ährig 1 7. N5 nserate al¬ ler Art werden auf enommen bei Un¬ erzeichnetem, der Raum einer Zeile mit nur 2 kr. be¬ rechnet. „ero. Steyr am 16. September 1848. Den Männern hat es bis jetzt nicht an Gelegenheit, aber der Ge¬ legenheit hat es an Männern gefehlt. Quidam. 53. Promemoria. Die ungarrisch=kroarischen Wirren, wie man im di¬ plomatischen Jargon die Contra=Revolution zu nennen beliebt, die geduldet und wie es scheint auch unterstützt vom Wienerhofe und Kabinete sich gegen die Freiheit des en¬ ropäischen Westen und namentlich Deutschlands erhoben hat, sind nun auf jenem Punkte angelangt, wo den hohen Schauspielern die Larven von den Gesichtern fallen und der nakte alles Recht und alle Freiheit verhönende Despotis¬ mus eines buntgemischten Breis von Aristokraten, Bureau¬ kraten, Pfaffen und Offizieren wieder zum Vorschein kommt. Thatsachen mögen sprechen. Sie beschuldigen nicht meine Feder. Jedes Blatt einer Zeitung, die das schmäliche Gold der Reaktion so tief verachtet, wie alle andern Werkzeuge derselben, ist eine Felswand von der jede Schlechtigkeit jener reichen, mächtigen Hoch= und Staats¬ verräther, deren Wunsch und Glück unsere alte Knechtschaft wäre, ein hundertfaches Echo donnernd zurückprallt. Der Banus Jellachich kündigt dem ungarischen Mi¬ nisterium den Gehorsam auf. Er läßt das Bildniß des Palatin Erzherzog Stefan öffentlich in Agram verbrennen. Er verbietet den Truppen — die von der ganzen Monarchie zum Dienste der ganzen Monarchie bezahlt werden — dem Befehle des ungarischen Ministeriums Folge zu leisten. Da der Ban k. k. österreichischer General ist, so ist er durch diese Handlungen Hochverräther gegen den Kö¬ nig von Ungarn und den Kaiser von Oesterreich. Ferdinand zugleich als I. und V. erklärt den Ban in einem Manifeste als Hochverräther und fordert ihn zur Rechtfertigung nach Innsbruck. Der Ban kommt nach Innsbruck, niemand fordert dort von ihm Rechenschaft, er wird — namentlich von der Erzherzogin Sofie — aufs Freundlichste empfangen und reist vergnügt nach Agram zurück und beginnt einen Krieg von unerhörter Grausamkeit gegen jene, welche in Ungarn, zu dem nach der vom Kaiser beschwornen Verfassung Kroatien und Slavonien als integrirende Theile gehören, der gesetzlichen Behörde gehorchen. Ungarn und Deutsche werden schonungslos niedergemetzelt — der Ban ist noch im¬ mer Hochverräther. Das ungarische Ministerium beantragt einen gütli¬ chen Vergleich mit den Rebellen. Zwei Minister rei¬ sen zu diesem Ende nach Wien. Auch Jellachich. Die Of¬ fiziere der Garnison, welche dem Kaiser den Eid der Treue geschworen haben, bringen den vom Kaiser als Hochverrä¬ ther gebrandmarkten Mann einen Fackelzug. Es kommt kein Vergleich zu Stande. Jellachich begibt sich nach Agram, publizirt das Standrecht gegen je¬ den, der sich nicht mit Wort und That zu seinen Plänen bekennt, setzt seinen Verheerungskrieg gegen den, dem Kö¬ nige treugebliebenen Theil des ungarischen Reiches, mit aller Grausamkeit fort und besetzt die Ha¬ fenstadt Fiume. Aus Italien kommen ihm Truppen, aus Wien Ge¬ schütze und Kriegsbedarf zur Hilfe. Radetzky schickt ihm von den Geldern, die zur Füh¬ rung des italienischen Krieges mit so viel Mühe aufgebracht wurden, eine Million zur Fortsetzung des Krieges gegen die Krone Ungarn. Die Ungarn schicken eine Deputation nach Wien, Hülfe zur Aufrechthaltung ihrer Verfassung von ihrem Könige zu erbitten und werden mit leeren ausweichenden Worten abgefertigt. Zu gleicher Zeit erklärt der Slave Rie¬ ger im Reichstage zu Wien „nur wenn die Slaven wollen, existire ein Oesterreichischer Kaiserstaat.“ Also der österreichische Kaiserstaat soll für die Sla¬ ven erobert werden, unter dem Commando des Feldherrn Jellachich! Hieraus resultirt nicht nur die Frage: wird der Kaiser die Ungarn schützen? — sondern auch die zweite: wird der Kaiser die Deutschen schützen? Wenn vielleicht irgend eine warmblütige Dame an unserm Hofe, durch die schwarzen Augen Jellachichs besto¬ chen, glaubt er schwärme gar so sehr für die Interesse un¬ serer Dinastie und er werde mit seinen Siegeswagen, keiner der mit 6 Schimmeln bespannten grünen, goldbeschlagenen Hofkutschen vorfahren, so erlaube ich mir hier auf das Grün der Newa und das Gold des Ural hinzuweisen und auf den unter der Regierung des Fürsten Ghika in den südslavischen Ländern wohlbekannten Plan Rußlands, ein
224 neues dacisches Reich für den Herzog von Leuchtenberg zu stiften! Böhmen, der am weitesten gegen Westen vorgescho¬ bene Posten des Slavismus das Land in dessen czechi¬ schen Distrikten russisches Gold wohlbekannt ist, hat den Deutschen bereits den Handschuh hingeworfen, es dürfte vielleicht nicht mehr lange dauern und der Kampf beginnt. Mögen doch die slavischen Helden es wohl überlegen, bevor sie das Schwert ziehen. Rußland kann ihnen wohl mit Gold aber nicht mit Truppen zu Hilfe kommen. Denn bei den ersten Schüssen eines russischen Heeres in Deutschland beginnt der Thron des Czaar zu schwan¬ ken, und wenn dann nicht die Bajonnete schnell heim eilen ihn zu stützen, so bricht er zusammen und begräbt den Kai¬ ser unter seinen Trümmern. Aber auch die Völker des We¬ stens werden ein für allemal enttäuscht sich erheben gegen ihre unverbesserlichen Peiniger und Verräther. Dann dann rollt das Rad des Geschickes das letztemal — zer¬ malmend — durch die goldenen Hallen der Könige! Doch der Kaiser war nicht lange Noch aus seinem Harze heim, Kräftig war sein Blut im Gange Wie ein alter Heldenreim. Und als man ihm wissen lassen Was Verrath im Sinne trug, Mitten auf der off'nen Strassen Er den goldnen Thron aufschlug Als die Wenden=Schaar gerufen Tükisch harrte und gebuckt An des Thrones Purpur Stufen, Hat er rasch sein Schwert gezukt Und gedonnert: „An den Hunden, Deren keiner mehr entschlüpft, Die man stäupt und jetzt voll Wunden Seht ihr's! — dort an Bäume knupft,“ Deutschland kannte einst bessere Zeiten und bessere Fürsten. Mit Wehmuth nur und Sehnsucht gedenke ich der Tage wo Kaiser Heinrich vom Finkenheerde aufstand, hinabging in das Land, die Wälder lichtete, Städte baute, Schulen gründete, Kunst und Wissenschaft und den Bür¬ gerstand erhob und die rohen herrschsüchtigen Barbaren des Ostens mit einem Schwertstreich niederschmetterte auf dem Merseburgerfelde. Es ist mehr als eine poetische Flos. kel wenn wir weinen über die bösen kaiserlosen Tage Ich weiß ein altes Heldenlied vom Kaiser Heinrich, er spricht darin den Slaven gegenüber eine Sprache voll Mark und Kraft, deren unsere deutschen (?) Fürsten nicht mehr mächtig zu sein scheinen. „Sehen, wie im Spiegel eben, Ihres nächsten Schicksals=Lauf Alle, die die Hände heben Gegen mich, den Kaiser, auf!“ „Seht in mir da aufgerichtet Steh'n das ganze deutsche Reich! Wer es angreift den vernichtet Dieses Stahles Blitz und Streich.“ „Denn es ist mir, und ich werde Es beweisen mit dem Schwert, Jeder Grashalm deutscher Erde Wie mein eig'nes Haupthaar werth!“ Kaiser Heinrich, wenn das Sehnen Seiner Seele stand nach Ruh', Spornte immer seinen Dänen Hastig dem Gebirge zu. Eine Nacht zu Goslar schlief er, Morgens über Stock und Stein Ritt er fröhlicher noch tiefer ∆ In den grünen Harz hinein. Süße Sagen nur verkünden, Wo der Sorgen er vergaß, Wer auf quell=durchrauschten Gründen Still und liebend bei ihm saß. Aber zu des Hofes Schwüle Mit erhöhter Kraft und Macht, Kam er immer aus der Kühle Der verschwieg'nen Waldesnacht. Als die Veste zu vollenden Heinrich einst zu Stendal war, Kam gesendet von den Wenden Zu ihm eine Männerschaar, Mit der Frage: „Warum bauter Stendal ihr die Veste gut.“ Und sobald die Antwort lautet: „Gegen Wenden=Uebermuth.“ Ihn entschlossen zu ergreifen Mitten in dem eig'nen Haus, Und gebunden heim zu schleifen Vor den König Missitzlaus. „Lasset eure Schwerter rosten! Ewig scheidet eine Wand Unsern Westen — euern Osten, Deutsche Trift — vom Steppenland.“ „O verengt nicht uns’re Scholle! Saugt nicht uns’rer Mutter Mark! Künftige Geschlechter solle Sie noch säugen groß und stark.“ „Wenn der Busen ausgesogen Würde von der fremden Brut, Und das eig’ne Kind betrogen Tränke seiner Mutter Blut;“ „Während dort mit leeren Brüsten Osten, das verbuhlte Weib, Kinderlos in faulen Lusten Strekt den unfruchtbaren Leib —! — „Herr im Himmel! dann entsende Deines Blitzes Nachestrahl! Doch so lang ich lebe, wende Fremdlings=Herrschaft dieser Stahl.“ Also ohne Furcht und Zagen, Sprach der kaiserliche Held, Der die Hunnen hat geschlagen Auf dem Merseburger Feld. Noch, bald lauter und bald leiser, Rauscht von Osten her ein Strom: Tritt noch einmal starker Kaiser Aus dem Quedlinburger Dom! Aler. Jul. Schindler.
Ministerielle Schildereien. (Schluß). Ich habe vor ein Paar Jahren mit einigen Bekann¬ ten eine Parthie in das Hochgebirge gemacht. Einer war unter uns, der bomer blaß wurde, so oft es hieß, wir kä¬ men an eine gefabrlobe oder bedenkliche Stelle des Weges. Die Passage seiost legte er mit kreideweißem Antlitz, ein Volbisles Ausserene, zurück. Kaum hatte er aber wieder festen Mebenegewonnen, so zwang er sein noch entfärbtes Telesst Hoi Lileben, vien schlechte Witze über die überstan¬ Prue Vrlabt uob in der Mittags= oder Nachtstation war # veltrure der fühnste Bergsteiger, der je einen Alpen¬ Ti#n n jeues noch kreideweiße Gesicht, das sich zu ei¬ 5en Vierbein Aingt, erinnert mich das Wiener Ministeri¬ Mi. Aitobem ee die sehwierige Passage der Fragen Vor¬ Vonbe, Vo gutra eben anging, zurünfgeient und wenig¬ siene Natb Teiner eigenen Meinung wieber festen Boden Mobinen Dit. Nilld sbleibte Jolbe Teimt es in dem Auf¬ Idar „pie Millisteriene Orstarung, Der Reicbstag und die Ppartorien“ bei in Nr. 154 der Abenbbellage zur Wiener Aeitfnk Krst Das Ministerium freue sich aber nicht zu früh. Nicht seiner Konsequenz, sondern der Inkonsequenz seiner Gegner, nicht seiner Geschicklichkeit, sondern der Taktlosigkeit und Un¬ geschicklichkeit seiner Feinde, nicht dem Umstande verdankt es seinen kurzen Sieg, daß das Volk einverstanden ist mit der ministeriellen Majorität des Reichstages, sondern daß diese ministerielle Masorität nicht einver¬ standen ist mit dem Willen des Volkes. .So steht es um unsern Reichstag, er hat keinen Bo¬ den mehr in der intelligenten, besonnenen und aufrichtigen Schichte des Volkes, die allein Charakter genug hat eine nachhaltige Thatkraft zu entwickeln, die allein organisirende Talente in ihrem Schooße zählt, weil nur unter ihren Dä¬ chern Fleiß, Weisheit und wahre Humanität wohnen. Der Reichstag rükte ohne Besonnenheit, ohne Plan, ohne die nöthigen Vorkenntnisse ins Feld, er griff bald hier bald da an und während des Feuers entwarfen die Kolonnen erst ihren Schlachtplan. Auf diesem Wege sind wir zu zwei Partheien gelangt: die ministerielle Majorität, täglich bereit uns in den Sumpf der Louis Philipp'schen konstitu¬ tionellen Monarchie zu führen, wo an Orden, Titeln, fetten Anstellungen und bequemer Beamtenherrschaft kein Mangel war — die sogenannte demokratische Minorität, die reak¬ tionäre wider Willen, die Sturm läuft gegen alles was steht oder nicht eben so lange Fortschrittsbeine macht wie ie selbst. Eines aber ist beiden Parteien gleich verhaßt: die Wahrheit und das Recht, die außer den Wänden des Reichstagssaales noch immer unwiderstehlich ihre Stimme erheben. Wir haben die Herrschaft von tausend Bureaus gestärgt um jetzt beherrscht zu werden von einem großen Bureaur dem Reichstag. Es schadet dem Vergleiche nichte daß es zwei Sektionen hat: eine Willkühr, ein Hinaussetzen über das Gesetz, — dem die Abgeordne¬ tew ihr Recht verdanken, — ist beiden gemein! Was ich zumeist in der ministeriellen Erklärung der Freiheit feindselig fand, ist die sorgfältige Vermeidung, die Wahrheit auszusprechen: daß das neue Reich ein demokra¬ tisch konstitutionelles sein müsse. Haben die Minister doch diese Ansicht in ihrem Programme so deutlich kund gemacht! Fühlen sie sich durch eine Majorität gehindert, diese ihre Grundidee zu realisiren, so können sie doch unmöglich von einer Majorität für sich, sondern sie müssen vielmehr von einer Majorität gegen sich sprechen, sie sind so¬ mit in der Minorität und sollen abtreten. Dieselbe feindselige Vermeidung finde ich aber in den mehr erwähnten ministeriellen Artikel, ja dieser geht in sei¬ ner übermüthigen Ueberstürzung so weit, die demokratische Parthei im Tone eines Polizeipräsidenten, eines vormärzli¬ chen Ministers zu bedrohen, die Revolution der geknechte¬ ten Intelligenz zu einem bloßen Bauernrummel herabzuwür¬ digen und endlich eine Politik ungescheut in Aussicht zu stel¬ len, die uns statt nach Canaan nur wieder in die Wüste führen wird, wo schwarze Nacht über unsere Häupter hing und gelber Sand uns reichlich in die Augen flog. Der leidige Artikel spottet sehr vornehm über die an¬ gebliche Majorität des Volkes, die hinter irgend einer par¬ lamentarischen Minorität stehen könnte. Das Hinweisen auf eine solche Majorität ist dem Ministerium eine Unart, die eine gewisse Parthei aus den Tagen der Revolution mit herüber genommen hat. Also die Revolution gelangte durch die Unart zu ihrem Siege, daß sich die Mi¬ norität der Majorität nicht fügen wollte. Diese Behauptung ist eben so neu als überraschend. Es kommt aber noch besser. Vor „dem ungestümen Appell an die Volkssouveränität“ werden wir in einem so hohen Tone gewarnt, als sprechen die Minister von den Schultern der Kroaten herab. Es gäbe noch ganz andere Völker in Oe¬ sterreich, als die, welche nicht mit den Ministern stimmen wollten, und wenn diese ihre Souveränität geltend machen würden, so dürften wohl die Herrn Radikalen, die „doch nur bleierne Lettern zu Bundesgenossen haben,“ bald er¬ liegen, denn jene Völker seien bereit das Blei in andern als in Letternformen wirken zu lassen und in urbe et in orbi hätten sie der Bundesgenossen nicht wenig. Endlich heißt es: durch Aufhebung des dominikalen Unterthan=Verbandes, derentwillen sich die Völ¬ ker eigentlich nur erhoben haben, sei uns die volle (?) Möglichkeit geboten, die Wohlfahrt durch die Freiheit zu begründen. Zuletzt wird uns eine volksthümliche Provinzverfassung versprochen und über alles ein Hauch freier Verbindung. Jetzt wissen wir also warum wir die Revolution ge¬ macht haben. Nicht um die unerträgliche Fessel des Gei¬ stes zu brechen, nicht die Tirannei der Bureaukratie, Ari¬ stokratie und Hierarchie, die Willkühr des Hofes und seiner Minister zu stürzen, Recht und Freiheit zur ewi¬ gen Herrschaft zu verhelfen, das slavische Joch als deutsche Männer vom Naken zu schütteln und den Mehlthau einer russischen Politik, der alle Blüthen des Reiches tödete! Nein! o nein! nur damit der Bauer, zunächst durch das Geld des gewerbfleißigen Bürgers losgekauft werde von Zehent, Robot u. dgl. damit in Zukunft nicht mehr jene
226 mißliebigen Lieberalen, sondern ihre Gegner „auf den Beistand der Sensen= und Dreschflegel vertrauen dürfen.“ Es ist bei dieser Stelle nicht zu übersehen, daß der bespro¬ chene ministerielle Artikel, „den bäuerlichen Abgeordneten Galiziens“ über ihre „Ergebenheit an das Recht und die Würde des Thrones“ ein tiefes Kompliment macht. Am Schlusse des Artikels wird das Ministerium sammt seiner Majorität und seinen Plänen mit seltener Offenheit karakterisirt. Seit ich diesen Schluß gelesen habe, ererziere ich die Compagnie der Nationalgarde, deren Hauptmann ich zu sein die Ehre habe, viel fleißiger als früher. Es heißt dort: was das Ministerium thue, sei nicht Reaktion, sondern — Reparation!! das Ministerium wird mit einem Uhrmacher verglichen, der klugerweise nicht mit Schmiedehämmern, sondern mit feinen Werkzeugen eine alte Uhr reparirt! Ich bin ganz der Meinung jenes Champion des Mi¬ nisteriums, daß „diesem Gleichnisse Wahrheit schwerlich ab¬ zusprechen sein wird.“ Fein sind seine Werkzeuge und un¬ verkennbar sein Streben, die alte Uhr wieder in Gang zu bringen. Aber wie genau sie dann auch gehen möge — es bleibt das alte Werk, und vor dessen Getriebe bewahre uns für alle Zukunft der Himmel — unser gutes Recht — und unser deutscher Muth! Aler. Jul. Schindler. Zur Geschichte des Tages Es ist eine alte Geschichte, sie bleibt aber ewig neu, aber auch wahr, daß man, um Krieg zu führen, Geld, aber¬ mals Geld, und noch sehr viel Geld haben müsse. Wenn wir nicht irren, führt Jellachich Krieg, oder so eine Art Krieg; hiezu dürfte er wohl auch Geld benöthigen. Die Ungarn geben ihm vielleicht solches nicht, die über die Donau kommenden Serben werden ihm solches wohl auch kaum bringen, — woher erhält der Banus nun dals Geld? — Bei dem Sturme, den die Serben auf Weißkirchen wiederholt versuchten, soll den Letztern eine ganz neue Kanone abgenommen worden sein, die das Zeichen der Wie ner Bohrung hatte. Haben die Serben diese Kanone ge¬ kauft, oder haben sie solche von irgend Jemanden als Ni¬ kolaus=Geschenk erhalten? Aus Wien. Die Swoboda=Aktien, ein Kreditspapier für kleine Gewerbsmeister und für Arbeiter, welche schon vorgestern Abend die Veranlassung zu einem Krawalle ge¬ wesen, waren gestern die Ursache von einem neuen, hefti¬ geren Krawalle, von einer Invasion im Ministerium und von einer Maßregel, deren Ergreifung man bei einer sol¬ chen Gelegenheit nicht leicht erwartet hätte: die Herbei¬ ziehung des Militärs. Die Inhaber der Swoboda=Aktien verlangten vom Ministerium des Innern Garantie für die¬ Neu Die Ereignisse des 12. und 13. September 1848, welcht in Wien zumeist veranlaßt von den Besitzern der Swoboda=Ak¬ tien Statt fanden, geben einen neuen Beweis, wie wenig der Sinn für Gesetz und Ordnung noch alle Schichten der Gesell¬ schaft durchdrungen hat Doch gelang es den Garden und na mentlich der vielverdienten akademischen Legion die äußer Ruhe wieder herzustellen. Das ausgerukte Militär wurde zuruck gezogen, böswillige Geruchte, welche namentlich wieder auf die Legion gemunzt waren, veranlaßten den Reichstag sich für per¬ manent zu erklären, obwohl niemand einsieht, wozu die Per¬ manenz eines constituirenden Reichstages helfen soll. Die Minister mußten während den Stunden dieser Permanenz bittere Wahrheiten über ihre Unpopularität vernehmen. Ueber einen Antrag votirte der constituirende (!!) Reichstag den Mini¬ stern einen Credit von 2 Millionen zur Unterstützung der kleine¬ ren Gewerbtreibenden. Das ist eine sehr heilsame Maßregel und sie hätte längst von den Ministern ergriffen werden sollen; der Reichstag aber überschritt damit schon wieder einmal seine Vollmachten, wie überhaupt niemand in unserem lchen Grund hin, ob auf Zusagen oder viel¬ rrigen Meinung, das Handels= oder Arbeiter¬ Ministerium müsse auch Privatunternehmungen dieser Art unter Staatsgarantie nehmen, wissen wir und wußten auch die Betheiligten nicht zu sagen. Das Ministerium weigerte sich, der Anforderung Folge zu leisten, und es entstand ein gewaltiger Auflauf, man drang in das Ministerial=Gebäude und überließ sich dort Ercessen. Die herbeigezogenen Ab¬ theilungen von Nationalgarden wurden zum Theile zurück¬ gedrängt, zum Theile verweigerten sie sich, gegen ihre Ka¬ meraden und Mitbürger Waffengewalt anzuwenden. In Folge dessen wurde vom Ministerium Militär requirirt, welches sich auf dem Judenplatze aufstellte. Dies war kaum geschehen, so zogen Abtheilungen der akademi¬ schen Legion heran, die heute noch von derselben Be¬ geisterung für die Freiheit durchdrungen ist, als an dem Tage, an welchem sie den Ruf nach ihr erhob. Sie und mehrere Chefs der Nationalgarde protestirten gegen die Herbeiziehung des Militärs und bewirkten, daß das Mili¬ lär Befehl zum Abmarsche erhielt. Später wurden die Zu¬ gänge zu dem Ministerium des Innern durch Nationalgarde abgesperrt. Minister Dobblhof hat mittelst eines Anschla¬ ges bekannt gemacht, daß zur Liquidation der Swoboda'¬ schen Aktien eine Kommission niedergesetzt werde, welche von heute an selbe einlösen solle. Hum. stes. Staate sich so eigenmächtig, so ab solut benimmt, als eben dieser Reichstag. Uebrigens bleibt die leichte Erregbarkeit Wiens ein unläng¬ barer Beweis wie gering das Vertrauen des Volkes zur gegen¬ wärtigen Regierung ist. Nachdem wir nun die Wiener=Berichte vollständig gelesen haben, sehen wir uns zu folgenden Fragen veranlaßt: 1. Kann denn der Kriegsminister nach Willkur Mili¬ tär zur Herstellung der Ruhe ausrücken lassen? Wir glaubten gesetzlich könne das nur über Anlangen der Nationalgarde geschehen. 2. Wie kann das Ministerium in einem Lande, wo voll¬ kommene Preß- und Redefreiheit besteht, das Tragen gewisser Zettel, die um Wiedereinsetzung des Sicherheitsausschusses baten, verbieten? 3. Wer waren denn diese Leute, die Vivat riefen, als die Kanonen aufgefahren wurden? Mit einem Anzeiger Nr. 28. Verantwortlicher Redacteur Alex. Jul. Schindler; Mitredacteur F. W. Arming. Druck und Verlag von Sandböck und Hags in Steyr.
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