Oesterreichs durchglüht.“ Sahen die ehrenwerthen Prote= stanten dieses strenge Gerechtigkeitsgefühl vielleicht bei De= battirung der Entschädigungsfrage glühen! Warum haben sie denn nicht lieber gleich den ersten Reichstag Oester= reichs über sein Organisirungstalent, über das klare Be= wußtsein seine Vollmachten und Aufgaben, über den Gei= stesreichthum und die Bündigkeit seiner Debatte, über die wünschenswerthe Beschleunigung seiner Geschäfte über seine tiefen Kenntnisse der jüngsten Vergangenheit, der Ver= waltungsbedürfnisse und der socialen Zustände des flachen Landes gelobt! Es hätte dasselbe gekostet: den Lesern ein herzliches Lachen. Ihr berühmte Protestanten — nehmt Mambrins Helm — dessen Rolle bekanntlich im Ceryanets eine Barbierschüssel spielt, von euern Gewölbthüren und be= deckt euer Haupt damit, willkommene Don Quirotes des Reichstages und legt eure Lanzen ein für seine Gerechtig= keit, seiner Mäßigung, seine Gediegenheit und seine Com= petenz mit und schmückt euch mit demselben unsterblichen Ruhme, mit dem der Held der Mancha die Unschuld sei= ner Dulcinea von Toboso verfocht. Den edlen Ritter „zu naiv für diese Welt“ weckte aus seiner Begeisterung ein Sturzbad von Spott und Schlägen; der Fortschritt der Zeit in unser lichtes Jahrhundert schützt euch vor letztern sichert euch aber den ersteren im reichlichsten Maße. Und zum Schluße noch einmal zur Sache selbst. Glaubt es gewiß, jeder Wundarzt von wissenschaftlicher Bildung, der die Würde seines Berufes begriff und ihm gewachsen war, betrachtete den Umstand, daß er, um an einem Orte seine Kunst ausüben zu dürfen, ein Gewerbe lösen oder kaufen mußte, als eine tiefe Erniedrigung sei= nes Standes, über deren Ende er jetzt frohlockt. Zur Geschichte des Tages. Es hat sich als eine Lüge erwiesen, daß Kossuth mit 2 Millionen nach Amerika entflohen sei. Den armen Un= garn, die man höchsten Orts einst nicht oft genug „das hochherzige Volk“ nennen zu müssen glaubte, möchte man jetzt lieber allen Schimpf an die Fahne nageln, die Un= garn bewegen sich aber auf dem Boden einer garantirten Verfassung und da ist ihnen nicht leicht anders als durch Lüge und Verrath beizukommen. Als willkommenes Werk= zeug zu diesen Plänen hat sich Jellachich, der große Ban gefunden, und seine Partei unterstützt ihn, wenn man den neuesten Zeitungsberichten glauben darf, auf eine Weise die wahrhaft königliches Blut verräth. Aus Wienerneu= stadt wurde ihm erst neuerlichst eine Raketenbatterie zu Hülfe gesendet. Wer ist denn Kaiser von Oester= reich!? Der Ban kündigt dem kaiserl. Commissär Hra= bowsky den Gehorsam und erhält kaiserliche Truppen aus der Nähe von Wien als Unterstützung! Kann man es denn plumper treiben? — Der Ban besetzt unsere Häfen, ver= wendet unsere Truppen für sich, seine Schaaren martern und morden unsere deutschen Brüder, inzwischen versieht er sich mit Kriegsvorräthen aller Art — denn an Geld scheint er immer reichen Zufluß zu haben. — Ebenso soll die Frau Erzherzogin Sofie der schwarzgelben Preßburger= Bürgschaft 1000 fl. geschenkt haben. Das Schicksal Frankreichs ist noch immer nicht ent= schieden. Heute heißt es der Enkel Louis Phillips, der Graf von Paris sei zum Könige ausgerufen worden. Die Zeitungen schreiben, vor wenig Tagen habe man in Paris die Ankunft Heinrich V, des Duc de Bordeaux, auch Henry de France genannt, erwartet. Eine Menge alter Weiber und Pflastertreter hatten sich an der Porte St. Denis aufgepflanzt, — den edlen Bourbon, den Wie= derbringer der Tage der Ordonanzen des Königs zu be= grüssen. Die Ausdrücke alter Weiber und Pflastertreter scheinen aber nur eine — von dem Preßzwang Cavaig= nac's gebotene Allegorie zu sein und offenbar ist die Ari= stokratie und Bureaukratie der Faubourg St. Germain da mit gemeint. Auch von Seite des General Cavaignac er= wartet man einen Streich — ich selbst bin einer von jenen, die den Generälen in puncto libertatis populi nicht sehr viel Vertrauen schenken. So droht der jungen Freiheit Streich auf Streich — und sie wird sich doch nicht verbluten. Wie man dem „Mannh. Journal“ aus sicherer Quelle mittheilen will, hat das russische Kabinet eine sehr bestimmt und energisch abgefaßte Erklätung gegen eine bewaff= nete Intervention Frankreichs in Italien an sämmtliche Großmächte abgegeben. Es soll darin u. A. auch darauf hingedeutet sein, daß Rußland in diesem Falle bereit sein würde, die Ansprüche Oesterreichs mit den Waf= fen in der Hand zu vertreten. Diese Erklärung soll sowohl in Paris als in London einen bedeutenden Eindruck her= vorgebracht haben. Gegenwärtig ist die russische Diplo= matie eifrigst bemüht, sich ihren Antheil an den Friedens= unterhandlungen zu sichern. Auf diese Weise können wir sicher sein, gewisse geheime Artikel in die Friedensschlüsse hinein zu bekommen, die wie Würmer insgeheim unsere Freiheit zernagen können. Die russische Politik hat noch zu viele Sympathien in Deutschlands Kammern, Pallasten und Kabineten. Von der croatischen Gränze. Nach Fiume ist ein Commissär des Banus abgeschift worden, mit dem Ver= langen, daß alle ungarischen Beamten sammt dem Gou= verneure ihre Posten zu verlassen und die Cassen in Fiume zur Disposition Croatiens zu verbleiben haben. Der Ba= nus hat auf die Verordnung des ungarischen Ministers Bathyany eine Gegenerklärung erlassen, worin er sich ge= gen Reaktionsvorwürfe vertheidigt und die Einleitungen zur Pacification von Seite Ungarns in Abrede stellt. Die
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